10 erstaunliche Fakten über Pflanzen & ihre Bestäuber

Storchschnabel mit Biene

Pflanzen pflegen zu ihren Bestäubern eine sehr enge Beziehung. Um sie anzulocken verwenden sie bekanntlich eine ganze Reihe einfallsreicher Tricks. Mittlerweile haben Forschungen jedoch ergeben, dass Pflanzen weitaus mehr für Biene & Co. tun, als nur mit knalligen Farben und Nektardüften zu werben. Auch über Hummeln und Bienen konnten Forscher Erstaunliches herausfinden. Hier sind 10 faszinierende Fakten über die Beziehung zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern.

Verführerisches Parfum statt Nektar als Belohnung

Pflanzen bieten ihren Bestäubern nicht nur Nahrung in Form von Nektar und Pollen als Belohnung. Die Catasetum-Orchidee aus Südamerika macht eine Ausnahme und stellt ihren Bestäubern eine Duftsubstanz zur Verfügung, die die männlichen Insekten als verführerisches Parfüm für ihre Weibchen benutzen. Das Parfum lagert als Tropfen an speziell dafür angelegten Bläschen und kann nur von den männlichen Insekten entnommen werden. Das Parfum duftet intensiv nach Minze und wirkt auf die Weibchen einfach unwiderstehlich. Die Männchen parfümieren damit ihre Beinhaare und zerstäuben diesen Duft mit der Vibration ihrer Flügel in ihrem Territorium, um die Weibchen anzulocken. In diesem Fall helfen sich Pflanze und Insekt gegenseitig bei der Fortpflanzung.

Unscheinbare Blüten duften meistens intensiver als knallig Bunte!

Und wo wir gerade bei Blumendüften sind, kleine Blüten wie z.B. die winzige und unscheinbare Weinblüte, duften meistens viel intensiver, um die Aufmerksamkeit der Insekten auf sich zu ziehen. Der Mohn oder der auffällig pinkfarbene Fingerhut erregen dagegen z.B. genug Aufmerksamkeit und verzichten daher auf betörende Düfte. Allerdings haben Forschungen festgestellt, dass Bienen die Farbe Rot gar nicht sehen können und Blumen ganz anders sehen als wir es tun.

Honigbienen sehen Farben anders, woraus Gesetzmäßigkeiten bei der Blütenfarbe entstehen

Aus den Augen einer Biene sieht die Blumenwiese völlig anders aus, als wir sie kennen. Wie unsere Honigbienen die Farben wahrnehmen, wird schon so lange erforscht, sodass man sogar schon von sogenannten Bienenfarben spricht. Viele Blumen die für uns rot erscheinen sind für die Bienen schwarz, da sie den Farbton Rot nicht sehen können. Die Kronblätter des Mohns fallen den Insekten daher nicht aufgrund ihres leuchtenden Rot auf, sondern durch die starken UV-Reflexionen, die für sie wahrscheinlich blauviolett aussehen.

Bienen sind zwar rotblind, können dafür aber UV-Licht wahrnehmen, das uns völlig verborgen bleibt. Was für uns gelb ist, erscheint für die Biene in Bienenpurpur. Nur Bienenblau entspricht ungefähr unserer Vorstellung von Blau. Und auch auf vielen Blumen, die für uns bloß einfarbig sind, erkennen Honigbienen aufwendige Muster, Signale und Landepisten, die ihnen den Weg zum Nektar markieren. Die Pflanzen haben daher folgende Farbkombinationen zusammengestellt, die ihre Bestäubern besonders gut sehen können.

Klatschmohn mit Hummel
Nicht das leuchtende Rot zieht die Hummeln an, sondern die starken UV-Reflexionen der Kronblätter.

Pflanzen entwickeln Gesetzmäßigkeiten der Blütenfarben

Pflanzen wollen in jedem Fall von Bienen gesehen werden, sodass im Pflanzenreich bestimmte Farbkombinationen häufiger vorkommen:

  • Gelb und Blau
  • Gelb und Violett
  • Orange und Blau

Grüne Blüten kommen dagegen gar nicht vor, da sie vor dem pflanzlichen Hintergrund überhaupt nicht auffallen würden.

Antirutschbeschichtung auf den Blüten

Forscher an der Universität Cambridge fanden heraus, dass etwa 80% aller Blütenpflanzen auf ihren Blütenblättern zapfenförmige Epidermiszellen aufweisen. Diese winzigen Noppen verleihen den Blütenblättern ihre leicht angeraute Oberfläche und geben den Insekten den nötigen Halt. Experimente mit glatten und rauen Blütenblättern zeigten, dass z.B. Hummeln stets die rauen Oberflächen bevorzugen. Auch in London forschen Wissenschaftler mit Hummeln und fanden dabei noch ganz andere erstaunliche Dinge über die Brummer heraus.

Hummeln gehen bei der Futtersuche logisch vor

Experimente haben gezeigt, dass Hummeln ihre Artgenossen und andere Bienen beobachten, zu welchen Blüten diese am häufigsten fliegen. Die Blütenfarbe, an denen sich die meisten Brummer tummeln, scheint daher für sie eine besonders attraktive Futterquelle zu sein. Britische Forscher vermuten zudem, dass Hummeln sich auf diese Weise die Mühe sparen, das Nahrungsangebot jeder einzelnen Blütensorte neu zu überprüfen. Noch viel überraschender sind jedoch die Forschungsergebnisse, die die Biologen im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht haben. Denn man fand heraus, dass Blüten über einen bis dahin unbekannten Kommunikationskanal verfügen.

Wissenschaftler fanden heraus: Blumen locken mit elektrischen Feldern!

Pflanzen haben von Natur aus ein schwaches elektrisches Feld, das negativ geladen ist. Hummel und Bienen laden sich dagegen beim Fliegen positiv auf. Landet nun die positiv geladene Biene auf der negativ geladenen Blume, reagieren dabei die elektrischen Felder. Insekten können diese schwachen Reaktionen wahrnehmen. Die wirkenden Kräfte sind zwar messbar, jedoch so schwach, dass sie für uns verborgen bleiben. Wie genau Bienen die schwachen elektrischen Felder wahrnehmen, ist noch unklar. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Blumen die elektrischen Signale aussenden und Hummeln sie anhand ihrer elektrischen Muster erkennen und unterscheiden können. Weitere Versuche legen die Vermutung nahe, dass Blumen über die elektrischen Signale kommunizieren, z.B. über einen Art Besucherzähler.

Blumen mit elektrischem Besucherzähler

Manche Blüten teilen ihren Bestäuber über die Blütenfarbe mit, wenn sie schon bestäubt sind. Die Gewöhnliche Rosskastanie verfärbt z.B. den gelben Fleck auf ihren Blüten wie eine Ampel in Rot, wenn kein Nektar mehr da ist. So teilt sie den Insekten mit, dass sie schon bestäubt ist und ein Besuch dieser Blüte nicht mehr lohnt. Doch die Blüten von fast allen anderen Pflanzenarten leuchten immer noch in attraktiven Farben, auch wenn sie schon bestäubt sind.

Farbmale an der Rosskastanienblüte. Gelb: Hier gibt´s Nektar. Rot: Die Blüte ist bestäubt und leer.

Wie Versuche zeigten, benutzen Pflanzen dafür die elektrischen Signale, um den Bienen mitzuteilen, wie viel Nektar noch in der Blüte ist. Denn je mehr Insekten die Blüte besucht haben, desto schwächer wird das elektrische Feld. Beobachtungen bestätigten die Annahme, da auch Bienen die Blüten mit den stärkeren elektrischen Signalen bevorzugen. Für Pflanzen ist es besonders wichtig, den Bienen den Nektarstand zu übermitteln. Ansonsten könnten die Insekten eventuell zu dem falschen Entschluss kommen, dass alle ihre Blüten zwar leuchtend bunt sind und noch duften, aber keinen Nektar hätten. Dieses Missverständnis zwischen Pflanze und Biene wäre für die Bestäubung jedoch fatal.

Bienen nutzen Honig als Medizin

Nicht nur wir Menschen leiden an Magen- und Darmverstimmungen, auch Bienen kämpfen mit Darmkrankheiten, denen ganze Bienenvölker zum Opfer fallen können. Wissenschaftler von der Universität Halle wollten herausfinden, ob Bienen den Honig nicht nur als Nahrung, sondern auch als Heilmittel verwenden. Ihre Versuche ergaben, dass erkrankte Bienen genau die Honigsorten bevorzugen, die ihnen bei Darminfektionen nachweislich helfen.

In den Versuchen durften infizierte Bienen zwischen verschiedenen Honigsorten wählen. Während der Honigtau-Honig verschmäht wurde, wählten kranke Bienen mit Vorliebe den Sonnenblumenhonig. Je kränker sie waren, desto mehr konsumierten sie ihn. Labortests bestätigten ebenfalls: Die Bienen, die sich nur von Sonnenblumenhonig ernährten, weisen deutlich weniger Sporen im Darm auf. Die Gruppe, die Honigtauhonig konsumierten, waren hingegen stärker befallen.

Pflanzen beheizen ihre Blüten

Die Stinkende Nieswurz bietet Hummeln in den noch kalten Frühjahrstagen eine warme Bleibe mit warmen Nektartrunk an. Wie die Stinkende Nieswurz ihre Blüten beheizt und wie Pflanze und Hummel von der Wärme profitieren, habe ich schon hier in meinem Beitrag über Wärmeerzeugung bei Pflanzen beschrieben.


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