12 faszinierende Fakten über Pollen

Weidenblüte

Jedes Frühjahr steht die Pflanzenwelt in den Startlöchern, natürlich wieder mit jeder Menge Pollen. Einige Bäume und Sträucher sind dabei besonders früh dran. Die Haselnuss hängt z. B. ihre länglichen Kätzchen schon im Januar wie kleine Fähnchen in den Wind und verteilt ihren Pollen mit den ersten Frühjahrsstürmen. Bald darauf bringt er einem auch schon zum Niesen.

Doch bei dem Pollen, der vielen von uns das Leben im Frühling nicht gerade einfach macht, handelt es sich um kleine faszinierende Meisterwerke der Natur. Hier sind ein paar erstaunliche Fakten über Pollen, von denen auch einige für Allergiker nützlich sind.

1. Pollen fliegen mehrere 100 km weit

Bei Pollen handelt es sich um die männlichen Samenzellen der Pflanzen. Und einige davon sind besonders flugfähig. Daher gelingt es Pflanzen, die über den Wind bestäubt werden, ihre Gene über mehrere 100 km weit zu verteilen. Bäume die z. B. in Mannheim wachsen könnten so ihren Pollen bzw. ihre Gene mit Bäumen in Berlin austauschen, wenn es die Windrichtung zulässt.

Bäume auf der Wiese

In Dresden konnten Forscher z. B. Ambrosia-Pollen nachweisen, die aus Ungarn stammten. Auf ihrem Flug steigen die Pollen dabei in Luftschichten auf, die sich in 2.000 Metern Höhe befinden. Je nach Windrichtung werden die winzigen Pollenkörner auch schon mal rund 70 km über das Meer geweht. Auf diese Weise können Pflanzen auf dem nächsten Festland bestäubt werden und so ihren Genpool erweitern.

2. Nadelbäume statten ihren Pollen mit besonderen Flug-Equipment aus

Nadelbäume nutzen den Wind, um ihren Pollen zu verteilen. Damit dieser möglichst weit fliegt, besitzen die Pollenkörner jeweils zwei Luftkammern. Diese vergrößern das Verhältnis von Volumen und Gewicht vom Pollen und machen ihn leichter. Dadurch sinkt der Pollen langsamer zu Boden und bleibt länger in der Luft. So lässt sich der Blütenstaub wesentlich länger vom Wind tragen.

3. Der Pollen der Kiefer kann schwimmen

Die Luftkammern lassen den Pollen nicht nur leichter fliegen, sondern machen ihn auch schwimmfähig. Im Mai überzieht z. B. die Kiefer nicht nur die Autos mit gelben Staub, sondern färbt mit ihrem Pollen auch die Seen mit einem schwefelgelben Teppich. Denn durch die Luftsäcke können die unzähligen Pollenkörner auf dem Wasser treiben. Allerdings nutzt der Blütenstaub den Bäumen, wenn er erst einmal auf dem Wasser schwimmt, nichts mehr. Für den See ist der Pollen jedoch ein wahrer Segen, wie Forscher herausfanden.

4. Pollen fördert die Vermehrung von Plankton

Biologen aus Kanada fanden heraus, dass Blütenstaub die Gewässer in den nördlichen Regionen düngt. Pollenkörner enthalten viele Nährstoffe und geben diese an das Wasser ab, wenn sie im See landen. Die Forscher untersuchten dazu einen See mit einer rund 25 ha großen Oberfläche. Es stellte sich heraus, dass dieser jedes Jahr zusätzlich etwa 10 Kilo Phosphor durch den Pollen der Banksienkiefer (Pinus banksiana) erhält.

In einem weiteren Experiment erhöhten sie die Zugabe von dem Pollen auf das Drei- bis Zehnfache. Die Folge: Die Vermehrung von Grün- und Kieselalgen nahm dadurch zu. Die Algen dienen wiederum als Nahrungsgrundlage für andere Lebewesen. Daher liefert der Blütenstaub den Teichbewohner jedes Jahr zusätzlich Nahrung.

5. Gewitter und Starkregen verschlimmern den Pollenflug

Ein normaler Regen ist für Allergiker oft ein Segen. Die Luft wird gereinigt und die Pflanzen legen erst einmal eine Pause mit dem Pollen ein. Problematisch wird es jedoch, wenn ein Unwetter aufzieht. Der aufziehende Sturm wirbelt die Pollen massenhaft nach oben. In den ersten 20 bis 30 Minuten während eines heftigen Regenschauers kommt es in den Pollenkörnern zu einem osmotischen Schock. Der umherwirbelnde Blütenstaub nimmt dabei in kurzer Zeit große Mengen Wasser auf. Schließlich werden die vollgesaugten Pollenkörner durch die Windböen wieder herunter geweht. Am Boden angekommen, platzen die Pollenkörner auf und geben die Allergene frei.

Die Pollenbelastung in der Luft nimmt schlagartig zu und die Menschen atmen die Pollenteilchen ein. Daher verschlimmern sich die Symptome vom Heuschnupfen unmittelbar nach einem Gewitter. In manchen Fällen kommt es auch zu Asthma-Anfällen. Dieses Phänomen nennt man auch Gewitter-Asthma. Allergiker sollten daher mindestens eine halbe Stunde abwarten, bevor sie nach einem Unwetter wieder nach draußen gehen.

Wildblumen

6. Morgens niest das Land, abends die Stadt

Auf dem Land geben die Pflanzen ihren Pollen in den Morgenstunden bis zur Mittagszeit ab. Die Pollenbelastung ist dann morgens in den ländlichen Gebieten am höchsten. Im Laufe des Tages steigt der Pollen dann in die höheren Luftschichten auf. Die Pollenkörner fliegen weiter und sinken dann in den Abendstunden über den Städten wieder zu Boden und lösen dann dort allergische Reaktionen aus. Allergiker sollten daher in ländlichen Gebieten abends zwischen 19 und 24 Uhr lüften. Wer in der Stadt wohnt, lüftet am besten morgens zwischen 6 und 8 Uhr. So kommt weniger Pollen in die Wohnung.

7. Pollenkörner versuchen unsere Nase zu befruchten

Natürlich soll der Pollen auf der weiblichen Narbe einer Blüte landen und diese befruchten. Dennoch verfehlen zahlreiche Pollenkörner ihr Ziel und gelangen in unsere Nase. Doch die Nasenschleimhaut ist genauso feucht, wie die Narben von den Blüten. Die Folge: Es passiert im Prinzip das Gleiche in unserer Nase wie auf einer Blütennarbe. Die äußere Hülle der Pollenkörner löst sich durch die Feuchtigkeit auf und setzen dabei die Allergene frei. Einziger Unterschied: Da die Pollen unsere Nase natürlich nicht wie eine Blüte befruchten können, bringen sie uns stattdessen einfach nur zum Niesen.

8. Ozonbelastete Gräser produzieren mehr allergische Stoffe

Mediziner aus Österreich haben untersucht, wie Roggenpflanzen reagieren, wenn sie für kurze Zeit mit Ozon gereizt werden. Das Ergebnis: Der Pollen der gereizten Gräser hatte danach ein viel höheres Potenzial Allergien auszulösen, als normalerweise. Für die Forschung sind die Ergebnisse eine Ergänzung zu früheren Studien. Dort zeigte sich bereits, dass Kinder, die an viel befahrenen Straßen wohnen, häufiger an asthmatischer Bronchitis und Heuschnupfen leiden. Auch in weiteren Versuchen reagierten die Antikörper von Allergiepatienten wesentlich stärker auf den Pollen von dem ozonbelasteten Roggen.

9. Schon ein einzelnes Pollenkorn kann Allergien auslösen

Das Allergiepotenzial ist bei jeder Pflanze unterschiedlich. Die Ambrosia löst z. B. besonders starke Allergien aus. Hier reicht schon ein einzelnes Pollenkorn pro Kubikmeter Luft aus, um Symptome auszulösen. Bei einer Allergie gegen Beifußgräser genügen 13 Pollen.

Eibenblüte
Eibenblüte

10. In Deutschland verursachen 6 Pflanzenfamilien Heuschnupfen

Diese Pflanzen bringen uns zum Niesen

  • Gräser (Getreide und andere Gräser)
  • Birkengewächse (Birke und Hasel)
  • Brennnesselgewächse (Brennnessel)
  • Korbblütler (Ambrosia und Beifuß)
  • Zypressengewächse (Zypresse und Wacholder)
  • Ölbaumgewächse (Esche)

11. Es gibt auch blauen und schwarzen Pollen

Pollen ist typischerweise gelb. Doch so mancher Imker hat sich vielleicht schon ein Mal gewundert, wenn seine Bienen mit blauen oder sogar mit schwarzen Pollen zum Bienenstock zurückkommen. Tatsächlich gibt es Pflanzen mit blauen Pollen. Schwarzer Pollen stammt von dem Klatschmohn. Der Schlangen-Wiesenknöterich verteilt blauschwarzen Pollen.

Diese Pflanzen haben blauen Pollen

  • Zweiblättriger Blaustern
  • Phacelia
  • Weidenröschen
  • Kugeldistel
  • Meerzwiebel
  • Borretsch
  • Gewöhnlicher Natternkopf

12. Pollen sind geometrische Kunstwerke der Natur

Pollenkörner sind winzig klein und haben nur eine Größe von 0,01 bis 0,15 Millimetern. Die Schönheit dieser kleinen Kunstwerke bleibt unserem bloßem Auge daher verborgen. Erst unter dem Mikroskop wird die Vielfalt der unterschiedlichen geometrischen Formen der Pollenkörner sichtbar. Der Pollen jeder Pflanze ist individuell.

Auf der Webseite „Miniaturen der Natur“ gibt es eine tolle Galerie mit Pollen unter dem Rasterelektronenmikroskop von dem Max-Planck- Institut. Schau Dir hier die beeindruckenden Bilder in der Galerie an!

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