Ach so! Darum können auch grüne Orangen reif sein

Grüne Mandarinen mit reifem Fruchtfleisch
Mandarinen: Außen grün und innen orange und reif. [©la_vanda]/stock.adobe.com

Die Farbe der Schale von Orangen sagt nichts über die Reife der Frucht aus. Die meisten Orangen, die bei uns in der Obstschale landen, sind in ihren Herkunftsländern gar nicht orange, sondern grün bis gelb. Hier erfährst Du, warum auch grüne Orangen reif sind und mit welchen chemischen Mitteln die Farbe der Früchte für den europäischen Markt optimiert wird.

Vielleicht sind Dir im Supermarkt auch schon mal Orangen oder andere Zitrusfrüchte mit teilweise grüner Schale aufgefallen. Schnell kommt die Frage auf, ob dort etwa tatsächlich unreife Orangen verkauft werden. Dieser Gedanke ist im ersten Moment naheliegend, da unreife Früchte in den meisten Fällen erwartungsgemäß grün sind. Doch bei Zitrusfrüchten wie z.B. Orangen sagt die Farbe der Schale nichts über den Reifegrad der Frucht aus.

Nur durch Kälte bekommen die Früchte ihre leuchtende Farbe

Orangen gedeihen nur mit viel Wärme und Sonnenschein. Doch es ist nicht das warme Klima, dass den Früchten ihre leuchtende Farbe verleiht. Die Farbe von Zitrusfrüchten beruht auf Pigmenten, sogenannten Carotinoiden. Damit diese Farbstoffe zum Vorschein kommen, müssen die Temperaturen für einige Stunden auf unter 13°C sinken. Wenn es in der Region, in der die Orangen wachsen, nicht kalt genug wird, bleiben die Früchte grün. Die werden jedoch trotzdem reif und entwickeln ihr volles Aroma. Doch woher erkennen die Produzenten, wann die grünen Orangen reif sind, wenn nicht an der leuchtenden Farbe?

Orangen am Baum
Orangen am Baum [©barmalini]/stock.adobe.com

Die Reife grüner Orangen wird vor der Ernte geprüft

Da Orangen in warmen Ländern grün bleiben, wird der Reifegrad der Früchte durch ihr Süße- und Säureverhältnis bestimmt. Erst wenn bei den Orangen das Verhältnis zwischen Süße und Säure bei 5,5 :1 liegt, kann die Ernte beginnen. Zudem müssen die Früchte einen Saftgehalt von mindestens 30 bis 35 % aufweisen. Staatliche Kontrollen sorgen dafür, dass keine unreifen Früchte in den Handel gelangen. Erst wenn das Süß- Säureverhältnis der Zitrusfrüchte stimmt, werden diese für den Export freigegeben.

Der Großteil der Orangen stammt aus tropischen Ländern, wie z.B. Brasilien. Dort wird etwa 80% vom Weltbedarf abgedeckt. In ihren Herkunftsländern bleiben Orangen daher grün und werden dort auch so auf den Märkten verkauft. Das Aroma der grünen Orangen soll dort sogar noch viel intensiver und besser sein, als die orangefarbenen. Doch warum müssen die Früchte überhaupt orange sein, wenn die Farbe keine Rolle bei der Reife spielt? Und wie bekommen die Orangen, die hierzulande verkauft werden, ihre leuchtende Farbe?

Orangen-Plantage
Mandarinen-Plantage [©Iakov Filimonov]/stock.adobe.com

Warum Orangen in unseren Regalen Orange sein müssen

Grüne Orangen würden im westeuropäischen und nordamerikanischen Raum einfach in den Regalen liegen bleiben. Niemand würde sie kaufen, da man sie dort für unreif hält. Außerdem kennen wir die Orange in keiner anderen Farbe als in orange. Diese Farbe wird vom Verbraucher einfach von einer reifen Frucht erwartet. Selbst die Farbe wird mit der Zitrusfrucht meist stark in Verbindung gebracht. Oft glaubt man daher, dass die Frucht nach der Farbe benannt wurde. In Wahrheit ist es jedoch umgekehrt. Das Wort „Orange“ stammt von dem Wort „naran[g/j]a“ und bedeutet „Duft“.

Die Orangen werden mit chemischen Mitteln entgrünt

Ein Teil der Zitrusfrüchte wird im milden Klima von Italien und Spanien angebaut. Hier sind die Chancen zwar wesentlich größer, dass sich die Früchte auf natürliche Weise orange färben, dennoch gibt es hierfür keine Garantie. Daher wird bei fast allen Zitrusfrüchten chemisch nachgeholfen.

Nach der Ernte kommen die Früchte für zwei bis drei Tage in einen Ausfärberaum und werden dort bei 20 bis 24°C entgrünt. Die Früchte werden dabei mit dem Reifegas Ethylen behandelt. Das Reifehormon bewirkt, dass sich die Schale langsam von Grün in Orange wandelt. Neben der Entgrünung wird auch die natürliche Schutzschicht der Schale abgewaschen. Durch den Entgrünungsprozess altern die Früchte schneller und büßen auch an Qualität und Aroma ein. Die Orangen sind danach anfälliger für Pilzbefall und Kälteschäden, sodass sie schneller verderben können.

Damit die Orangen trotzdem länger halten, wird die natürliche Schutzschicht durch eine künstliche ersetzt. Oft wird dafür ein mit Pestiziden versetzter Wachs verwendet. Reste davon bleiben dann beim Schälen an den Finger haften und können so beim Essen in den Körper gelangen. Zur Konservierung werden meisten noch weitere Pflanzenschutzmittel gegen Fäulnis und Fungizide eingesetzt. Die Schalen sind daher anschließend nicht mehr zum Kochen oder zum Verzehr geeignet. Um den Schalen einen schönen Glanz zu verleihen, werden die Früchte mit Bienenwachs, Schellack oder anderen Überzugsmitteln versehen. Dies wird nicht nur mit Orangen, sondern bei allen Zitrusfrüchten gemacht. Für die bessere Vermarktung der Früchte wird ein Qualitätsverlust, der durch die Entgrünung entsteht, in Kauf genommen.

Welche Orangen sind frei von chemischen Mitteln?

Orangen im Korb
Orangen sind gerade zur Weihnachtszeit sehr beliebt. [©Atlas]/stock.adobe.com

Bei manchen Orangen oder Zitrusfrüchten steht auf den Schildern der Hinweis „unbehandelt“ oder „Zum Verzehr geeignet“. Leider können auch diese Früchte Rückstände von Pestiziden oder Konservierungsmitteln enthalten. Auch gewachst wurden diese Zitrusfrüchte. Und der Hinweis „unbehandelt“ bedeutet nur, dass die Orangen nach der Ernte nicht behandelt wurden. Frei von Pestiziden und Konservierungsmitteln sind am Ende nur Bio-Orangen. Bio-Zitrusfrüchte können dann auch ohne Bedenken zum Kochen oder Backen verwendet werden.

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