Der Blauregen im Porträt: Die Lieblingsblume der Blauen Holzbiene

Blauregen Blüten

(Der Blauregen Teil 1) Mit seinen wasserfallartigen Blütenkaskaden verwandelt der Blauregen im Mai vielerorts Fassaden, Pergolen oder Mauern in ein eindrucksvolles Blütenmeer. Gleichzeitig ist er Nahrungsquelle für die größte heimische Wildbienen-Art, die hierzulande gefährdet ist. Mehr über den Blauregen und die Blaue Holzbiene (eine wahre „Riesenbiene“), warum die Kletterpflanze im Frühjahr deutlich hörbare Knallgeräusche macht und die beliebtesten Blauregen-Sorten, hier im ersten Beitrag des 4-teiligen Pflanzen-Porträts.

Kaum etwas wirkt auf uns so betörend wie der Anblick vom duftenden Blütenrausch des Frühlings. Wie von Zauberhand entfalten sich bis in den Mai teils über Nacht im frischen Grün der Landschaft überall weiße und rosa Blütenwolken. Auch in den Gärten und Parks wird das Blütenmeer in zarten Frühlingsfarben mit jedem Tag imposanter. Bereits Ende April zieht dort das eindrucksvolle Blütenschauspiel einer Kletterpflanze alle Blicke auf sich, die fast jeder vom Sehen kennt – der Blauregen.

Aus unscheinbaren Fassaden und Mauern macht der Blauregen in kurzer Zeit ein optisches Highlight, indem er sie mit seinen bis zu 30 cm langen Blütenkaskaden überwallt. Noch imposanter wirkt der Blauregen an einer Pergola. Diese verwandelt er im Frühling in einen blau-violetten Blütentunnel. Die traubigen Blütenstände bestehen aus zahllosen Schmetterlingsblüten, die von der Pergola wie ein blauer Regenschleier herunter hängen und bei jedem Windhauch ihren angenehmen Duft verströmen. Bald darauf entfaltet der Blauregen zu den blauen Blüten sein hübsches hellgrünes Laub.

Blauregen an einem Balkongeländer

Blauregen ist ein Bienenmagnet und die Lieblingsblume der Blauen Holzbiene

Je nach Sorte zeigt der Blauregen seine Blütengirlanden bis in den späten Mai hinein. An warmen Maitagen summt und brummt es zwischen den blau-violetten Blütentrauben umso mehr. Bienen und Hummeln werden von dem nektarreichen Blütenschauer magisch angezogen. Bei einer Bienen-Art sind die Blüten des Blauregens besonders begehrt, denn wo er wächst, ist auch die Blaue Holzbiene mit ihren blau schillernden Flügeln nicht weit. Sie ist bei uns die größte heimische Wildbienen-Art und bringt mit ihrer beachtlichen Körperlänge von fast 3 cm jeden zum Staunen. Wer auf der Terrasse unter dem Blauregen sitzt, ist daher beim ersten Anblick über den dicken Brummer überrascht, der gerade am Esstisch laut vorbei brummt und direkt wieder im blau-violetten Blütenmeer verschwindet. Viele halten sie zunächst sogar für eine große blauschwarze Hummel, da sie noch nie so eine riesige Biene gesehen haben.

Die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) ist hierzulande gefährdet und liebt warme Lebensräume, in denen sie genug Totholz zum Nisten findet. Wenn sie nicht gerade z. B. in Streuobstwiesen unterwegs ist, schwirrt die harmlose „Riesenbiene“ gerne in naturnahen Gärten wie ein Kolibri umher, stets auf der Suche nach ihrer Lieblingsblume, dem Chinesischen Blauregen (Wisteria sinensis).


Mehr zur Blauen Holzbiene
Im kurzen und informativen Video-Beitrag von NABU Thüringen TV kannst du noch mehr über die imposante Blaue Holzbienen erfahren und sehen wie sie durch den Garten schwirrt.


Chinesischer Blauregen über einer Pergola

Knallende Samenhülsen im Frühjahr

Im Volksmund nennt man den Blauregen auch Wisterie oder Glyzinie, obwohl letztere Bezeichnung nicht ganz korrekt ist. Bei Glycinen handelt es sich eigentlich um eine andere Pflanze – die Sojabohne (Glycine max). Dennoch haben der Blauregen und die Sojabohne etwas gemeinsam. Beide gehören zur Hülsenfruchtfamilie und sind demnach miteinander verwandt. Der hübsche Blauregen ist somit auch ein Verwandter der Erbsen, Bohnen, Linsen und vom Klee. Vermutlich stammt daher der irrtümliche Name „Glycine“ oder „Glyzinie“ für den Blauregen. Auf die enge Verwandtschaft zu Bohnen & Co. deuteten neben den typischen Schmetterlingsblüten auch die dicken Hülsenfrüchte des Blauregens hin.

Im Winter werden die bis zu 20 cm langen getrockneten Samenhülsen, die an der Hauswand und Pergola baumeln, zum interessanten und „explosivem“ Fruchtschmuck. Sobald die Temperaturen im Frühjahr wieder steigen, hört man plötzlich Knallgeräusche aus dem Blauregen. Die kleinste Berührung oder Erschütterung genügt und die Schoten platzen. Mit einem lauten Knall springen die braunen Hülsen explosionsartig auf und schleudern die Samen bis zu 10 Meter weit weg. Blitzschnell fliegen die linsenförmigen Blauregensamen in alle Himmelsrichtungen.

Kindern macht es häufig großen Spaß, die knallenden Schoten zum Platzen zu bringen. Doch so lustig die Hülsen sind, so gefährlich ist die schöne Kletterpflanze leider auch für Kinder. Blauregen ist sehr giftig und enthält in allen Pflanzenteilen unterschiedliche Giftstoffe wie z. B. Alkaloide. In Wurzeln und Rinde befindet sich zusätzlich das ebenfalls toxische Glykosid Wistarin. Am gefährlichsten sind jedoch die Hülsen, da Kinder gerne mit ihnen spielen und im schlimmsten Fall die Samen in den Mund nehmen. Da sie giftige Lektine enthalten, können sie zu tödlichen Vergiftungen mit Magen- und Darmbeschwerden, Erbrechen, Benommenheit und Kopfschmerzen führen. Der Blauregen ist zwar mit Bohnen und Linsen verwandt, dennoch darf er auf keinen Fall verzehrt werden und eignet sich ausschließlich als wunderschöne Zierpflanze, die es inzwischen längst nicht nur in Blau gibt.

Blauregen

Schon gewusst?

Blauregen blüht zweimal im Jahr
Im Sommer zwischen Juli und August blüht der Blauregen ein zweites Mal, aber etwas schwächer als im Frühjahr.

Blauregen-Sorten: Wisterien in Blau, Rosa und Weiß

Im Sortiment von Gärtnereien und Baumschulen findet man häufig drei Blauregen-Arten in jeweils verschiedenen Sorten zur Auswahl. Darunter gibt es sogar Wisterien mit weißen oder rosa Blüten. Rosafarbene Wisterien sind eher selten zu bekommen und sind daher eine Rarität im Garten, deren rosa Blütenregen umso mehr Blicke auf sich zieht. Die meisten Blauregen-Arten gleichen sich zwar weitgehend bei der Pflege und den Standortansprüchen, dennoch gibt es einige Unterschiede.

Botanik Guide Tipp

Warme und sonnige Plätze fördern den Blütenflor
An geschützten und sonnigen Standorten, wie z. B. an der Südseite des Hauses, gedeiht der Blauregen besonders prächtig. Dort bildet er die meisten Blüten, die in der wärmenden Sonne umso intensiver duften. Wisterien können auch in den Halbschatten gepflanzt werden, allerdings blühen sie dann nicht so üppig.

Chinesischer Blauregen – Der Klassiker

Blauregen an Pergola

Am bekanntesten ist der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis). Unter den Wisterien gilt er als echter Klassiker und ist hierzulande in den Gärten am weitesten verbreitet. Er blüht früher als andere Wisterien-Arten und steht schon ab Anfang Mai in voller Blüte. Je nach Sorte und Standort beginnt das Blütenschauspiel sogar im April, wenn sich die ersten violetten Schmetterlingsblüten öffnen. Seine dekorativen hellgrünen Blätter treibt er im Gegensatz zu den anderen Wisterien immer erst nach der Blüte aus.

Der Chinesische Blauregen kann ein stolzes Alter von mehr als 100 Jahren erreichen und bereitet damit über viele Generationen Freude im Garten. Im Laufe der Zeit wird er mit seinen wachsenden Blütenflor dabei immer imposanter. Im Handel sind neben der Wildart des Chinesischen Blauregens verschiedene Sorten erhältlich.

Beliebte Sorten

Chinesischer Blauregen – Die Wildart
Viele Gärtnereien und Baumschulen bieten neben einigen Sorten auch die ursprüngliche Wildart des Chinesischen Blauregens an. Sie wird unter dem Namen Wisteria sinensis geführt.

Blütezeit: Anfang Mai – Juni
(duftend, über 30 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 20 bis 30 m


Wisteria sinensis ‚Prolific‘ – Tiefblaue Blüten
Der Blauregen ‚Prolific‘ ist für seine üppigen und tiefblauen Blüten bekannt und gehört zu einer der beliebtesten Wisterien-Sorten.

Blütezeit: Mai – Juni
(leicht duftend, über 30 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 8 – 15 m


Wisteria sinensis ‚Alba‘ – Weißer Blütenschleier
Die Blauregen-Sorte ‚Alba‘ ist eine Variante mit weißen Blüten und gehört zu den Raritäten unter den Wisterien.

Blütezeit: Mai – Juni
(duftend, bis zu 40 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 8 – 10 m

Japanischer Blauregen – Die längsten Blütentrauben

Der Japanische Blauregen (Wisteria floribunda) blüht etwas später als der Chinesische Blauregen. Die Blüte beginnt erst ab Ende Mai nach dem Blattaustrieb, ist dafür aber umso imposanter. Mit einer beachtlichen Länge von 60 cm bildet insbesondere die Sorte ‚Macrobotrys‘ die größten Blütentrauben unter den Wisterien. Die Farben- und Sortenvielfalt ist beim Japanischen Blauregen größer. Im Garten kann er über 50 Jahre alt werden.

Japanischer Blauregen

Beliebte Sorten

Japanischer Blauregen – Die Wildart
Im Handel gibt es für den Garten neben den vielen Sorten auch die ursprüngliche Wildart des Japanischen Blauregens, die unter dem lateinischen Namen Wisteria floribunda geführt wird.

Blütezeit: Ende Mai – Juni
(violett-blau, duftend, bis 30 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: bis zu 30 m


Wisteria floribunda ‚Macrobotrys‘ – Erstaunlich lange Blütentrauben
Die Japanische Blauregen-Sorte ‚Macrobotrys‘ ist einer der bekanntesten und erfreut sich großer Beliebtheit. Dieser hübsche Edel-Blauregen, wie er auch häufig genannt wird, macht seinem Namen alle Ehre. Übersetzt bedeutet ‚Macrobotrys‘ etwa „mit großer Traube“ und bezieht sich auf seine üppige Blütenpracht. Eine stolze Länge von bis zu über 60 cm können die traubigen Blütenstände mit ihren unzähligen Schmetterlingsblüten erreichen. Damit gilt sie als die Wisteria-Sorte mit den längsten Blüten.

Blütezeit: Mai – Juni
(blau-violett, leicht duftend, 30 – 60 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 5 – 15 m


Wisteria floribunda ‚Blue Dream‘
Einer der schönsten Wisterien ist die Sorte ‚Blue Dream‘. Mit seiner herrlich blauen üppigen Blütenpracht verzaubert dieser Blauregen sogar schon im April jeden Frühlingsgarten.

Blütezeit: April – Anfang Juni
(hellviolett – blau, leicht duftend, 50 cm langen Blütentrauben)
Wuchshöhe: 6 – 10 m


Wisteria floribunda ‚Pink Ice‘ – Rosa Wisterien-Rarität
Rosafarbene Wisterien wie die Sorte ‚Pink Ice‘ gelten als Rarität und sind daher in Gärten nur sehr selten zu bestaunen. Im Handel ist die Sorte unter mehreren Namen wie ‚Honbeni‘ oder ‚Rosea‘ bekannt.

Blütezeit: Anfang Mai – Ende Juni
(rosa, leicht duftend, bis zu 40 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 5 – 10 m


Wisteria floribunda ‚Alba‘ – Weißer Blauregen
Wie beim Chinesischen Blauregen gibt es auch von dem Japanischen Blauregen eine Sorte mit weißen Blüten, die ebenfalls den Namen ‚Alba‘ trägt. Weißblühende Wisterien gelten wie die rosa Varianten als eher selten.

Blütezeit: Mai – Juni
(weiß, leicht duftend, bis zu 50 cm lange Blütentrauben)
Wuchshöhe: 5 – 10 m

Amerikanischer Blauregen – Kugelige Blütentrauben

Der Amerikanische Blauregen (Wisteria frutescens) kommt aus Nordamerika und ist hierzulande noch recht wenig bekannt. Seine hübschen lila Blüten erscheinen im Mai und duften angenehm. Im Unterschied zu den asiatischen Wisterien sind die Blütentrauben bei ihm mit ca. 15 cm kleiner und kugeliger. Da der Amerikanische Blauregen mit einer Wuchshöhe von 6 bis 15 Metern nicht sehr groß wird, eignet er sich auch für kleinere Gärten. Als Rechtswinder schlingt sich der Blauregen mit seinen Blütenkaskaden immer im Uhrzeigersinn an der Kletterhilfe empor und sorgt für einen tollen Blickfang im Garten.

Beliebte Sorten

Wisteria frutescens ‚Longwood Purple‘ – Intensives Blütenmeer
Die Blauregen-Sorte ‚Longwood Purple‘ aus den USA verwandelt im Mai Fassaden und Pergolen in ein herrlich blaues bis tiefvioletten Blütenmeer. Manchmal reicht die Blütezeit bis zum August oder sogar noch in den September hinein.

Blütezeit: Mai – Juni
(bläulich- lila, kugelig, duftend)
Wuchshöhe: 5 – 6 m

Wisteria frutescens ‚Amethyst Falls‘ – Blüht schon im ersten Jahr nach der Pflanzung!
Mit dem Farbverlauf von hellviolett bis dunkellila macht die Sorte ‚Amethyst Falls‘ ihrem Namen alle Ehre. Die Lilatöne der vielen Schmetterlingsblüten erinnern an einen der schönsten und beliebtesten Edelsteine – den Amethyst. Doch dieser hübsche Blauregen hat eine weitere Besonderheit. Er blüht bereits im ersten Jahr nach der Pflanzung und somit wesentlich früher als andere Wisterien, bei denen normalerweise fünf Jahre vergehen müssen, bevor sie das erste Mal im Garten blühen.

Blütezeit: Mai – Juni
(hell- bis dunkellila, kugelig, duftend)
Wuchshöhe: 5 – 6 m

Blauregen Schmetterlingsblüten

Botanik Guide Tipp

Blauregen-Art lässt sich am Dreh erkennen
Wer im Garten einen Blauregen hat und nicht weiß, um welche Art es sich handelt, kann diese mit einen einfachen Trick herausfinden. Als Schlinger winden sich die Triebe je nach Wisterien-Art immer in eine bestimmte Richtung um die Kletterhilfe.

Chinesischer Blauregen
linkswindend (gegen den Uhrzeigersinn)

Japanischer Blauregen
rechtswindend (mit dem Uhrzeigersinn)

Amerikanischer Blauregen
rechtswindend mit kugeligen Blütentrauben

Im 2. Teil „Blauregen mit enormer Wuchskraft: So robust muss die Kletterhilfe sein“ erfährst du, welche Kletterhilfe für den Blauregen geeignet ist und worauf du bei einer Fassadenbegrünung achten solltest.

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