Die Felsenbirne: Ein Obst- und Ziergehölz für jede Jahreszeit

Felsenbirne

Felsenbirnen sind ein altbekanntes und dennoch vergessenes Wildobst, das die meisten heute gar nicht mehr kennen. Als wertvolles Bienen- und Vogelnährgehölz bereichern sie den Naturgarten und bieten zu jeder Jahreszeit neue Highlights. Wie Felsenbirnen schmecken, über die Verwendung in der Küche, was der Strauch mit Birnen zu tun hat, wie die Felsenbirne das ganze Jahr über den Garten bereichert und die beliebtesten Arten, das und mehr in diesem Beitrag.

Die Felsenbirne ist ein relativ unbekanntes Obstgehölz. Wer zum ersten Mal von ihr hört, denkt, es handle sich um eine Birnen-Art. Doch spätestens beim Anblick der Früchte wird klar, von einer Birne kann hier keine Rede sein. Die dunklen blauvioletten Beeren der Felsenbirne erinnern eher an kleine runde Apfelfrüchte. Felsenbirne als auch Birne gehören zwar zur Familie der Rosengewächse, dennoch haben die beiden Obstarten wenig miteinander gemeinsam. Von der Felsenbirne gibt es rund 25 Arten, die ursprünglich fast alle aus Nordamerika stammen. Nur die Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis) ist bei uns heimisch.

Felsenbirne Beeren

Hierzulande sind Felsenbirnen beliebte Ziersträucher, die die Gärten und Parks zu jeder Jahreszeit mit einem neuen Blickfang schmücken. Von ihrer weißen Blütenpracht, den leckeren Früchten, der spektakulären Herbstfärbung bis hin zur malerischen Form ihrer Äste im Winter, ist die Felsenbirne rund ums Jahr ein Highlight. Vor langer Zeit hatte die Felsenbirne als Wildobst noch eine viel größere Bedeutung als heute. Ab dem 16. Jahrhundert wurde sie gezielt als Obstgehölz angebaut, um aus den Früchten verschiedene Leckereien herzustellen. Später geriet das Wildobst wieder in Vergessenheit. Bevor der üppige Fruchtschmuck im Sommer heranreift, zeigt die Felsenbirne zunächst ihre weiße Blütenpracht in der sich zahllose Bienen und andere Insekten tummeln.

Im Frühling zeigt die Felsenbirne ihr weißes Blütenkleid

Der Frühling ist die Jahreszeit, in der die Obstblüte beginnt. Auf dem Land und in den Gärten entfaltet sich ein Blütenmeer nach dem anderen. Überall leuchten sie als weiße oder rosa Tupfen zwischen dem frischen Grün der Frühlingslandschaft. Jetzt hat auch die Felsenbirne unter dem Wildobst ihren großen Auftritt und verwandelt sich von April bis Mai in eine üppige Bienenweide. An den weißen sternförmigen Blüten tummeln sich allerdings nicht nur Bienen in großen Scharen.

Die Felsenbirne dient auch gefährdeten Schmetterlingsarten wie z.B. dem Grünen Zipfelfalter (Callophrys rubi) als Nektarpflanze. Dieser fällt durch seine interessante Farbe auf. Während bei vielen Faltern und Schmetterlingen die Oberseite der Flügel spektakuläre Färbungen und Muster aufweisen, ist es bei dem Grünen Zipfelfalter genau umgekehrt. Bei ihm schillert die Unterseite der Flügel in einem wundervollen Gras- bis Smaragdgrün. Sobald der Grüne Zipfelfalter hingegen sein Flügelpaar auseinanderklappt, verschmilzt er wieder durch seine graubraune Oberseite mit dem dunklen Untergrund. Weitere Bewohner der Felsenbirne sind die Raupen des gefährdeten Obsthain-Blütenspanners (Eupithecia insigniata) und des seltenen Trauerwidderchens (Aglaope infausta). Für sie ist der Strauch eine wertvolle Futterpflanze.

Einen besonders dekorativen Anblick bietet die Felsenbirne, wenn sie ihre weißen Blüten mit den jungen bronzefarbenen Blättern gleichzeitig entfaltet. Wenn die Frühlingssonne das zarte kupferne Laub zum Leuchten bringt, ist der Kontrast dabei umso effektvoller.

Im Sommer hängen die Äste der Felsenbirne voller Früchte

Felsenbirne Früchte

Wenige Wochen nach der weißen Blütenpracht, hängt die Felsenbirne randvoll mit Früchten. Wann die Beeren erntereif sind, ist oft von der Witterung und dem Standort abhängig. Meist werden sie zwischen Juni und Juli reif. Während des Reifeprozesses durchlaufen die Beeren einen Farbwandel. Von anfangs leuchtend Rot färben sie sich in Bläulich-Schwarz, wenn sie die volle Reife erreicht haben. Am Strauch wachsen die Beeren dabei häufig in unterschiedlichen Reifestadien nebeneinander. Mit den Früchten der Felsenbirne taucht sogleich auch die Frage auf, ob diese essbar sind. Oft herrscht darüber Verwirrung, denn viele halten die Beeren von dem Wildobst nämlich für giftig. Doch ist an der Giftigkeit der Felsenbirne tatsächlich etwas dran?

Sind die Beeren der Felsenbirne giftig?

Die Felsenbirne ist ein altbekanntes Obstgehölz, dessen essbaren Früchte man schon früher zu köstlichen Marmeladen, Gelees oder Likör verarbeitet hat. Die süßen Beeren sind sogar roh essbar und enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe. Aber wieso gilt das gesunde Wildobst, aus dem man schon so lange verschiedene Leckereien herstellt, bei den meisten als ungenießbar?

Vermutlich liegt es an den Kernen der Früchte. Diese enthalten in geringen Mengen cyanogene Glykoside. In großen Mengen könnten die Samen bei dem Verzehr deshalb zu einer Blausäurevergiftung mit Übelkeit, Brechreiz oder Durchfall führen. Eine Vergiftung durch Felsenbirnen ist jedoch sehr selten. Der Grund: Bis es dazu kommt, müssten die harten Kerne beim Essen in großer Zahl zerbissen werden. Erst dann nimmt der Körper den Stoff in einer höheren Dosis auf. Der Großteil der Samen wird jedoch wieder unverdaut ausgeschieden, ohne dabei die Glykoside freizusetzen. Der Genuss der Felsenbirne ist daher in Maßen unbedenklich. Selbst wenn einige Kerne zerkaut werden, ist die Menge von dem Stoff in den Samen zu gering, um eine Vergiftung auszulösen.

Wer die leckeren Früchte der Felsenbirne z.B. zu Marmelade verarbeitet, ist ohnehin auf der sicheren Seite. Durch das Kochen wird die Blausäure zersetzt und verliert ihre Wirkung. Eine andere Möglichkeit wäre, die Kerne vor dem Verzehr oder der Weiterverarbeitung zu entfernen. Bevor es an die Ernte geht, fragen sich viele allerdings wie die Früchte der Felsenbirne eigentlich schmecken. Und warum heißt die Felsenbirne überhaupt so, obwohl sie gar keine Birne ist?

Wie schmecken die Beeren der Felsenbirne?

Die Beeren sind sehr süß und haben eine leicht säuerliche Note. Geschmacklich erinnern sie an Birnen. Möglicherweise ist dies auch der Grund, warum man die Felsenbirne mit ihren Beeren nach der Birne benannte. Verfeinert wird das birnenähnliche Aroma der Beeren durch einen Hauch von Marzipan. Da die Früchte wie kleine runde Pralinen leicht nach Marzipan schmecken, nennt man die Felsenbirne auch Pralinenbaum. Für das Marzipan-Aroma sorgt übrigens der sehr geringe und dadurch harmlose Anteil von Blausäure in den Kernen. Teilweise wird der Geschmack auch mit den von Heidelbeeren verglichen. Manche erinnert er ein wenig an die köstlichen Süßkirschen. Zum Teil variiert der Geschmack unter den Arten und Sorten der Felsenbirne.

Birnen sind jedoch nicht das einzige Obst, nach dem die Felsenbirne benannt wird. Als Dörrobst erinnern die süßen Trockenfrüchte an Rosinen. Schließlich kam der Strauch zu dem Namen Rosinenbaum. Lassen sich die vielen Früchte, die der Baum jedes Jahr so reichlich trägt, nicht gleich alle verarbeiten, kann man die Beerenernte neben dem Dörren auch durch Einfrieren für später haltbar machen.

Felsenbirne reife Beeren

Obwohl die Felsenbirne im Sommer prall mit Früchten bestückt ist, sollte man sich mit der Ernte beeilen. Vögel lieben die Felsenbirne und warten genauso gespannt wie der Gärtner darauf, dass die ersten Beeren reif sind. Manche der gefiederten Gartenbewohner können es kaum abwarten und fallen sogar schon über einige der unreifen Früchte her. Sobald die Beeren erst einmal richtig reif und süß sind, gibt es in der Vogelwelt kein Halten mehr. Amsel, Buchfink, Grünfink, Meise, Gimpel und die Haussperlinge verputzen eine Beere nach der anderen und fressen die Felsenbirne in kürzester Zeit leer. Wer genug Beeren für die leckere Felsenbirnen-Marmelade ergattern möchte, muss also schneller als Amsel & Co. sein.

Im Herbst leuchtet die Felsenbirne kupferrot

Nach der üppigen Beerenernte im Sommer lässt der nächste große Auftritt der Felsenbirne nicht lange auf sich warten. Während die Tage im Herbst jede Woche spürbar kürzer werden, leuchten immer mehr Bäume und Sträucher in ihren schönsten Gelb-, Orange- oder Rottönen auf. Doch einer der spektakulärsten Herbstfarben der heimischen Pflanzenwelt bringt die Felsenbirne hervor. Das intensive Farbschauspiel der Felsenbirne reicht von Goldgelb über ein sattes Orange bis hin zu einem kräftigen Kupferrot. Noch eindrucksvoller wird ihr Anblick, wenn die tief stehende Herbstsonne durch die bronzefarbenen Blätter scheint und das Laub zum Leuchten bringt.

Wie imposant die Herbstfärbung der Felsenbirne wird, hängt sehr vom Wetter ab und ist in jedem Jahr verschieden. Dadurch bleibt es immer wieder etwas spannend, wie intensiv der Strauch im kommenden Herbst wohl leuchten wird. Einen Hinweis, welche Farbe in der goldenen Jahreszeit bei der Felsenbirne am stärksten vertreten sein wird, gibt z.B. trockenes Wetter. Je trockener es ist, desto intensiver färbt sich das Laub von dem dekorativen Wildobst in leuchtend Rot.

Wenn es um eindrucksvolle Herbstfärbungen geht, ist auch die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) ein beliebter Klassiker im Garten. Sie ist für ihre umso prachtvollere kupferne Herbstfarbe bekannt. Nachdem die Herbststürme die letzten leuchtenden Blätter wie kleine Funken im Garten verteilt hat, kommt nun das malerische Astwerk des Strauches zum Vorschein. Mit Schnee bepudert bieten insbesondere ältere mehrstämmige Felsenbirnen mit ihrer schirmförmigen Krone einen neuen dekorativen Blickfang im winterlichen Garten.

Die Felsenbirne – Das pflegeleichte Allroundtalent im Garten

Felsenbirnen sind wertvolle Bienen- und Vogelnährgehölze im Naturgarten, die meist als mehrstämmiger Strauch, seltener auch als Baum heranwachsen. Das gesunde Wildobst ist dazu pflegeleicht und schlägt in jedem Gartenboden Wurzeln. Ein sonniger bis halbschattiger Platz im Garten ist ideal für den anspruchslosen Strauch. An schattigen Orten gedeiht er ebenfalls. Strenge Fröste in eisigen Wintern und Trockenheit in heißen Sommern übersteht die Felsenbirne problemlos.

Felsenbirne Beeren

Die Robustheit der Gewöhnlichen Felsenbirne kommt nicht von ungefähr. In den Allgäuer Alpen wächst sie auf Felsen in 1945 Metern Höhe unter schwierigsten Bedienungen. Mancherorts erobert der Strauch sogar Höhenlagen von 2000 Metern, wo die sogenannte „Kampfzone des Waldes“ beginnt. An der Waldgrenze sind nur noch zähe Nadelhölzer und wenige andere widerstandsfähige Pflanzen den extremen Lebensbedingungen gewachsen. Im Garten entwickelt sich die Felsenbirne umso prächtiger und kommt dort als Solitärbaum oder Strauch oft am besten zur Geltung.

Die bekanntesten Felsenbirnen-Arten für den Garten

Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
In Europa heimisch und einer der robustesten Arten unter den Felsenbirnen. Sie eignet sich für kleine Gärten und gedeiht auch auf schwierigen Standorten. Wuchshöhe: bis zu 3 Meter und genauso breit.

Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii)
Von allen Felsenbirnen gehört sie zu den Klassikern und ist für ihre besonders intensive Herbstfärbung bekannt. Wuchshöhe: bis zu 6 Metern und genauso breit.

Ährige Felsenbirne / Besen-Felsenbirne (Amelanchier spicata)
Die Besen-Felsenbirne eignet sich gut für kleinere Gärten, da der Strauch mit einer Wuchshöhe von bis zu 2,50 Metern und einer Breite von rund 2 Metern nicht sehr groß wird. Allerdings gelten die Früchte dieser Felsenbirne als weniger schmackhaft. Dennoch ist sie ein ideales Vogelnährgehölz im Naturgarten.

Erlenblättrige Felsenbirne (Amelanchier alnifolia)
Von dieser Felsenbirne gibt es mehrere Sorten. Seit einiger Zeit versucht man, neue Sorten mit größeren Früchten zu züchten, mit denen man höhere Ernten erzielen kann. Die Wildform der Erlenblättrigen Felsenbirne wächst sehr dicht und bildet Ausläufer. Sie eignet sich daher als Hecke oder zur Befestigung von Böschungen. Wuchshöhe: bis 4 Meter und Wuchsbreite bis zu 3,50 Meter.

Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis)
Wächst wie die anderen Felsenbirnen zu einen mehrstämmigen Großstrauch heran. Sie kann dabei bis zu 5 Meter hoch werden und bis zu 4 Meter in die Breite wachsen und gehört damit zu den größeren Felsenbirnen-Arten.

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