Grüne Kugeln in den kahlen Baumkronen im Winter! Was ist das?

Die Mistel… zapft einfach mal andere an

Es ist mitten im Winter, die Bäume sind kahl und weit und breit ist kein Grün zu sehen. Doch an den Flussauen des Rheins bieten einige Bäume einen merkwürdigen Anblick. Schon aus der Ferne kann man sehen, dass in ihren Ästen überall grüne kugelige Büschel hängen. Hinter diesen seltsamen Kugeln steckt die Weißbeerige Mistel Viscum album. Sie ist ein strauchartiger Halbschmarotzer und dringt mit ihren Saugwurzeln, Haustorien genannt, in die Leitungsbahnen (Xylem) der Wirtsbäume ein. Dort entzieht sie dem Baum Wasser und Nährsalze.

Baum mit zahlreichen Misteln in den Ästen
Baum voller Misteln

Da sie jedoch Photosynthese betreibt, und ihre benötigten Assimilate selbst produziert, gilt sie als Halbschmarotzer. Obwohl die Mistel von ihrem Wirt lediglich Wasser und Nährsalze bezieht, fand man noch keine Erklärung, warum die Pflanze das Phloem, in dem Nährstoffe transportiert werden, ebenfalls anzapft. Um ihren Wirtsbaum Wasser und Mineralsalze abzupumpen, ist eine starke Transpiration notwendig. Dadurch entsteht eine deutliche Verdunstungskälte, weshalb sich die immergrünen Blätter der Mistel kühl anfühlen. Daher verträgt die Mistel auch keine intensive Sonneneinstrahlung im Winter.

Genau an den Lebensrhytmus der Bäume angepasst

Mistelblüte
Mistel Blüte

Die Blütezeit sowie die Reifezeit der Beeren sind genau an den Lebensrhythmus der Bäume angepasst. So erscheinen die gelblichen Blüten von Mitte Januar bis Anfang April, die durch Fliegen bestäubt werden. Die Beeren dagegen reifen erst im Dezember. Blüten und Beeren erscheinen dadurch immer, wenn die Bäume kahl sind. Für Insekten und Vögel sind sie daher leichter zu finden.

Die typischen kleinen weißen einsamigen Beeren werden durch Vögel wie die Misteldrossel, die Mönchsgrasmücke oder dem Seidenschwanz verbreitet. Das Fruchtfleisch der Mistel ist zäh, schleimig und klebt.

Mitstelbeeren
Mistel Beeren

Die Beeren sind für die Vögel unverdaulich, sodass sie die klebrige Schleimhülle mitsamt dem Samen wieder ausscheiden.Die Mönchsgrasmücke sortiert die Schleimhülle mit dem Samen sogar gleich aus. Sie frisst nur die Schale der Beere und streift den klebrigen Samen von ihrem Schnabel an den Ästen ab.

Fester Halt durch Haftscheibe und Saugwurzel

Wenn sich der neue Baum für die Mistel eignet, beginnt sie mit der Keimung. Sobald der Keimling mit seiner Spitze die Rinde berührt, bildet er zunächst eine Haftscheibe aus. Hierbei wird eine zähe Flüssigkeit abgesondert, die für zusätzlichen Halt der jungen Mistel sorgt. Danach entwickeln sich aus der Mitte der Haftscheibe Penetrationskeil und Saugwurzel. Diese bohren sich durch die Rinde in den Ast.

Mistelkeimlinge am Baum
Mistelkeimling

Mit der Zeit entwickelt sich die Saugwurzel zu einer Primärwurzel. Diese wächst mit dem Dickenwachstum des Baumes immer weiter in das Gewebe ein und bildet im Folgejahr Senkerwurzeln. Sobald die Senkerwurzeln das Leitbahnengewebe anzapfen, kann die Mistel weiter wachsen. Nach sechs bis sieben Jahren wird die junge Pflanze dann das erste Mal blühen und neue Mistelnachkommen produzieren.

70 Jahre alt können Misteln werden

Die Mistel wächst sehr langsam und erreicht ein hohes Alter. Pro Jahr vergrößert sie sich um ein Sprossglied. Daher schätzt man 50 cm lange Mistelzweige auf ein Alter von 30 Jahren. Ausgewachsene Exemplare haben einen Durchmesser von einem Meter und leben dabei wahrscheinlich schon etwa 70 Jahre mit ihrem Wirt zusammen.

Kaum eine Baumart bleibt von ihr verschont

Als Wirt kommen verschiedene Baumarten für die Mistel in Frage, sodass man drei Unterarten unterscheidet. So findet man die Laubholz-Mistel Viscum album subsp. album z. B. auf Pappeln, Weiden, Birken, Eichen, Linden, Ahornen, Weißdorn sowie auf Apfel- und Birnbäumen. Auch Nadelbäume bleiben nicht verschont. Für die Tannen gibt es die Tannen-Mistel Viscum album subsp. abietis und die Kiefern sowie manche Fichten werden von der Kiefern-Mistel Viscum album subsp. austriacum befallen.

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