Kirschen im Porträt: Überraschende Fakten, Ernte- und Anbautipps & mehr

Kirschen am Baum
Saftige Kirschen am Baum [©Jürgen Vogt]/stock.adobe.com

Kirschbäume benötigen im Frühling Ameisen als Bodyguards. Doch warum? Sind rote Kirschen wirklich schon reif? Wieso helfen Kirschen beim Einschlafen? Das und noch mehr Wissenswertes über das beliebte Sommerobst erfährst du im großen Porträt über Kirschen.

 Kirschen sind mit Rosen verwandt

Im Sommer stehen die leuchtend roten Früchte der Kirsche im Mittelpunkt. Beim Anblick von dem süßen Obst würden wohl die meisten nicht unbedingt direkt an eine Blume denken, schon gar nicht an Rosen. Doch Kirschen sind botanisch gesehen mit der „Königin der Blumen“, den Rosen, verwandt. Im Frühling zeigt sich zumindest eine Gemeinsamkeit der Kirschen mit ihrer edlen Verwandtschaft. Im April entfalten Kirschen millionen von wundervollen rosa Blüten, so wie die Blütenpracht der Rosen im Sommer. Die Verwandten der Kirschen haben jedoch nicht nur einer der schönsten Blüten im Pflanzenreich. Sie faszinieren zugleich mit genialen Überlebenstricks gegen Fressfeinde.

Vogel-Kirschen haben Ameisen als Bodyguards

Die heutige Vielfalt der Süßkirschen geht aus der Zucht der Vogel-Kirsche (Prunus avium) hervor. Wie der Name schon andeutet, sind die roten Früchte der Vogel-Kirsche in der Vogelwelt ein heißbegehrter Leckerbissen. Doch nicht nur bei Vögeln und Menschen ist die Wildform der Süßkirschen sehr beliebt. Auch Insekten machen sich über die Früchte her und fallen sogar über das Laub der Bäume her. Im Frühjahr sind die zarten jungen Blätter durch Fressfeinde besonders gefährdet. Die Vogel-Kirsche holt sich daher Ameisen als Bodyguards, um ihr neues Laub nach dem Austrieb zu schützen. Um die fleißigen Leibwächter anzulocken, bildet die Vogel-Kirsche am oberen Ende des Blattstiels zwei bis drei rote Nektardrüsen (extraflorale Nektarien). Diese geben einen Zuckersaft ab, mit dem der Baum die Ameisen anlockt und füttert.

In großer Zahl kommen bald Ameisen der Art Formica obscuripes und laben sich an dem Nektar. Die Vogel-Kirsche wird dadurch zu einer wichtigen Futterquelle für die Ameisen, die es vor anderen Insekten zu verteidigen gilt. Kommt ein Insekt oder Schädling der Vogel-Kirsche zu nahe, wird es von dem Ameisenheer vertrieben oder gefressen. Hungrige Schmetterlingsraupen oder kleine Larve anderer Insekten haben so kaum eine Chance am zarten Frühlingslaub zu knabbern. Die jungen Blätter können sich dank ihrer Bodyguards in Ruhe entwickeln.

Erntezeit: Die Kirschwochen

Im Zusammenhang mit der Kirschernte, hört man manchmal den Begriff „Kirschwochen“. Doch welche Bedeutung steckt dahinter? Die Ernte der Kirschen dauert insgesamt 12 Wochen. Diese werden als Kirschwochen bezeichnet. In Deutschland beginnen die Kirschwochen am 1. Mai und enden am 31. Oktober. Allerdings besteht eine Kirschwoche nicht wie eine gewöhnliche Woche aus sieben Tagen. Eine Kirschwoche dauert 15 Tage, der Monat hat daher zwei Kirschwochen.

Wann sind Kirschen reif? Leuchtend rot oder tiefschwarz?

Reifegrade der Kirschen
Verschiedene Reifegrade der Kirsche [©losonsky]/stock.adobe.com

Wann Kirschen reif sind, hängt von der Sorte und dem Wetter ab. Viele Früchte leuchten am Baum schon früh verlockend rot. Die Farbe ist allerdings nicht immer ein Indiz dafür, dass die Kirschen die volle Reife bereits erreicht haben. Die meisten Sauerkirschen wandeln z.B. ihre Farbe mehrmals, bis sie tatsächlich reif sind. Der Farbverlauf wandelt sich während der Reifezeit von einem hellen leuchtenden Rot zu einem tiefen dunklen Rot bis fast Schwarz. Nur wenn Kirschen wirklich reif sind, entfalten sie ihr gesamtes Aroma. Zu diesem Zeitpunkt ist bei ihnen auch der Vitamingehalt am höchsten. Das Warten lohnt sich also, auch wenn es beim Anblick der kleinen köstlichen Früchte wohl ziemlich schwerfällt. Neben der Farbe, verrät auch der Stiel, ob die Kirschen erntereif sind. Lassen sich Süß- und Sauerkirschen sehr leicht vom Stiel ziehen, sind sie garantiert vollreif. Doch wie unterscheidet man eigentlich Süß- und Sauerkirschen, außer an ihrem Geschmack?

Der Unterschied zwischen Süß- und Sauerkirschen

Allgemein unterscheidet man zwischen Süß- und Sauerkirschen. Von diesen gibt jeweils verschiedene Typen mit einer riesigen Sortenvielfalt. Inzwischen zählt man 500 Sorten Süßkirschen und 250 Varianten der Sauerkirsche. Sauerkirschen haben einen doppelt so hohen Säuregehalt als Süßkirschen. Die sauren Sorten reifen später und bilden kleinere und weichere Früchte.

Kirschsorten
Kirschsorten [©Maria]/stock.adobe.com

Typen der Süßkirsche

Herzkirschen (weichfleischige Früchte)
Knorpelkirschen (hartfleischige Früchte)
Verwendung: als Frischobst zum direkten Verzehr
Saison: ab Ende Mai bis Juli

Typen der Sauerkirsche

Schattenmorellen (sehr sauer im Geschmack)
Glaskirschen (Früchte wirken leicht durchscheinend)
Süßweichseln (etwas süßer als andere Sauerkirschen)
Verwendung: für Marmeladen, Kompott oder zum Backen
Saison: Juli bis August

Kirschen: Kalorienarme Vitaminbomben

Kirschen stecken voller Vitamine und gesunder Inhaltsstoffe. Sie liefern dem Köper wichtige Baustoffe für die Zellen, machen glücklich und helfen nachts beim Einschlafen. Die roten Früchte enthalten Vitamin C und sind reich an B-Vitaminen. Mit der Folsäure liefern Kirschen einer der wichtigsten B-Vitamine für den menschlichen Körper, denn sie hilft bei dem Aufbau und der Reparatur der Zellen. Dazu enthalten die leckeren Sommerfrüchte zahlreiche Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium, Phosphor, Kalium und Kalzium und sind kalorienarm.

Saftig frische Kirschen
Leckere Kirschen [©tab62]/stock.adobe.com

Kirschen versüßen nicht nur den Sommer, sondern machen auch glücklich. Glückshormone bildet der Körper aus Stoffen wie der Aminosäure Tryptophan, die z.B. in den Kirschen vorhanden ist.

Ein tiefer und erholsamer Schlaf ist für die Gesundheit wichtig. Doch viele Leute haben Probleme richtig zu schlafen. Sauerkirschen sind eine natürliche Quelle für das Schlafhormon Melatonin. Es wird ihnen daher eine positive Wirkung bei Schlafstörungen nachgesagt. Wer abends Kirschsaft trinkt oder die Früchte isst, soll besser schlafen können.

Kirschen kaufen oder selbst pflücken

Kirschen werden in vielen Regionen von Deutschland angebaut. Dennoch gelangen nur 33% der heimischen Ernte in den Einzelhandel. Frische Kirschen aus der Region sind daher oft nur auf Wochenmärkten oder direkt beim Obstbauer erhältlich. Früchte vom Supermarkt stammen häufig aus dem Ausland und wurden meist schon längere Zeit gelagert, ehe sie im Obstregal ankommen. Am besten schmecken die Kirschen, die gerade frisch vom Baum geholt wurden.

Kirschbäume auf einer Obstwiese
Kirschbäume mit reifen Früchten. [©Dusan Kostic]/stock.adobe.com

Auf vielen Höfen und Obstplantagen kann man daher Kirschen und andere Obstarten selbst pflücken. Die Kirschen sind frischer als aus dem Laden und meist günstiger. Dazu ist selbstgepflücktes Obst ein großer Spaß für Kinder und die ganze Familie. Süß- und Sauerkirschen sind pflegeleicht und in vielen Gärten anzutreffen. Wer genug Platz im Garten hat, kann einen eigenen Kirschbaum pflanzen und das große Kirschpflücken zu Hause stattfinden lassen.

Kirschbäume für den Hausgarten

Die Auswahl an Kirschsorten ist groß. Für den Garten gibt es Kirschbäume in verschiedenen Formen und Größen. Kirschen werden als Hochstamm, Halbstamm oder Buschbäume angeboten. Süß- und Sauerkirschen lassen sich sogar auf Balkon und Terrasse ernten, sofern die Bäumchen in einem ausreichend großen Kübel wachsen. Kleinere Bäume wie z.B. in Form von Säulen- oder Formobst eignen sich dafür sehr gut.

Kirschen stellen keine hohen Ansprüche an den Standort und bringen dem Gärtner nahezu jeden Sommer eine reiche Ernte. Sauerkirschen sind sogar noch pflegeleichter. Ein sonniger Standort in einer geschützten Lage ist optimal für Kirschbäume. Die ideale Zeit um Süß- und Sauerkirschen zu pflanzen ist im Herbst. Bis zum nächsten Frühling haben die Bäume so genug Zeit am neuen Standort Wurzeln zu schlagen.

Kirschblüte
Kirschbaum in voller Blüte [©M. Schuppich]/stock.adobe.com

Damit die Kirschernte ein Erfolg wird, sollten in den meisten Fällen immer zwei Bäume gepflanzt werden, wenn kein anderer Kirschbaum in der Nähe wächst. Der Grund: Fast alle Kirschsorten sind nicht selbstfruchtbar und benötigen zur Bestäubung die Pollen eines anderen Kirschbaumes. Beide Bäume müssen dabei zeitgleich blühen und von der Sorte her zusammenpassen.

Wie werden Kirschen richtig gelagert?

Kirschen sind nach der Ernte nur wenige Tage haltbar und reifen nicht nach. Der ideale Lagerort ist im Kühlschrank, dort bleiben sie frisch und knackig. Die Kirschen sollten immer erst kurz vor dem Verzehr entstielt und gewaschen werden. Nasse Kirschen, die anschließend wieder länger gelagert werden, können aufplatzen und schneller verderben. Wieso Kirschen besser nicht nass werden, erfährst in meinem Beitrag: Warum platzen Kirschen im Regen? Größere Temperaturschwankungen lassen die Früchte schnell schimmeln und sind bei der Lagerung möglichst zu vermeiden. Frische Kirschen können alternativ zu Marmelade oder Kompott verarbeitet werden und sind so für viele Monate haltbar.

„Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.“ – Woher kommt die Redewendung?

Wenn man mit jemanden nicht gut auskommt, heißt es oft: „Mit dem ist nicht gut Kirschen essen.“ Doch woher kommt eigentlich die weitverbreitete Redewendung? Das Sprichwort entstand im Mittelalter. Damals waren Kirschen noch sehr selten und teuer. Die begehrten Früchte galten als Luxus, den sich nur Wohlhabende leisten konnten.

Gelegentlich trafen sich die Reichen zum gemeinsamen Kirschenessen. Bei diesen Treffen mischten sich jedoch manchmal einfache Leute unter die feine Gesellschaft. Der ungebetene Gast war dort allerdings nicht gerne gesehen. Sobald sie ihn entdeckten, bespuckten sie den Besucher mit Kirschkernen, bis er freiwillig verschwand.

Früher sagte man daher: „Mit hohen Herren ist nicht gut Kirschen essen.“ Daraus entstand mit der Zeit die Redewendung, die wir heute für Leute verwenden, mit denen der Umgang nicht gerade einfach ist. Doch nicht nur mit einigen Menschen soll nicht gut Kirschen essen sein. Aus der damaligen Zeit stammt auch der Mythos, man solle Kirschen nicht zusammen mit Wasser verzehren. Davon bekäme man angeblich Bauchschmerzen. Stimmt das tatsächlich?

Mythos: Kirschen mit Wasser verursachen Bauchweh – Stimmt das wirklich?

Viele kennen die Volksweisheit noch aus der Kindheit: „Auf Kirschen sollst du kein Wasser trinken, sonst gibt´s Bauchweh!“ Dieser Mythos ist immer noch weit verbreitet und hält sich hartnäckig. Dennoch ist der Rat aus der früheren Zeit heute nicht mehr anwendbar.

Früher nahm man an, dass Hefepilze, die auf der Schale der Kirschen sitzen, die Ursache für die Bauchschmerzen sind. Trinkt man nach dem Verzehr Wasser, soll sich dadurch die Magensäure verdünnen. Die Hefepilze werden dann im Magen nicht mehr abgetötet. Die Hefen vergären dort den Zucker im Obst zu Alkohol und lassen dabei große Mengen von dem Gas Kohlendioxid entstehen. Das verursache anschließend die Blähungen, so hieß es immer.

Heute weiß man, dass die Bauchschmerzen nicht von den Kirschen stammten, sondern von der schlechten Qualität des Trinkwassers. Im Wasser aus den Brunnen oder Flüssen waren oft Keime, die zu Magen- und Darmbeschwerden führten. Die heutige Trinkwasserqualität ist dagegen sehr hoch und kein Vergleich zu damals. Laut Bundesforschungsanstalt für Ernährung kann man daher Kirschen mit Wasser ohne Bedenken genießen.

In riesigen Mengen sollte man Kirschen allerdings nicht essen, obwohl die süßen Früchte gerade dazu verlocken. Zu viele Kirschen können wie jedes andere Obst bei reichlichem Verzehr ebenfalls Blähungen verursachen. Es wird daher allgemein empfohlen, nicht mehr als ein halbes Kilo Kirschen auf einmal zu essen, um den Magen nicht zu überfordern. Kirschbäume sind allerdings nicht nur wegen ihrer Früchte beliebt.

Kirschbäume: Das Edelholz im Garten

Kirschen reifen am Baum
Kirschen reifen am Baum [©Iakov Filimonov]/stock.adobe.com

Wenn von Edelholz die Rede ist, denkt man oft an wertvolle Hölzer wie Mahagoni oder Teakbaum aus fernen Ländern. Edelhölzer zeichnen sich durch eine besonders schöne Farbe, ausgefallene Farbkontraste oder seltene Maserungen aus. Aus ihnen werden edle Kunstgegenstände, Schmuck oder andere hochwertige Produkte hergestellt.

Zu diesen edlen Hölzern zählen auch Kirschbäume. Das Kernholz der beliebten Obstbäume hat eine auffällige gelbrote bis rotbraune Färbung. Ihr Splintholz ist gelblich-weiß. Die schöne Farbe macht Kirschbaumholz daher seit mehreren Jahrhunderten zu einem begehrten Material für Inneneinrichtungen. Zur Zeit des Jugendstils, Louis-Seize, oder Biedermeier war das rötliche Holz besonders populär. Kunstvollgestaltete Möbel, Parkettböden oder Vertäflungen aus Kirschholz schmückten damals die Häuser und Wohnungen. Auch in der heutigen Zeit ist Kirschbaumholz wegen seiner warmen Rottöne nach wie vor sehr beliebt und wird vielfältig verwendet. Aus dem Holz der Süßkirschen werden z.B. Möbel, Furniere, Musikinstrumente, Schmuckkästen und vieles mehr hergestellt.

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