Obstbaum trägt 40 verschiedene Früchte!

Grüne Äpfel am Baum

Vorher waren nur Duo- und Trio-Bäume möglich

In Baumschulen und Gärtnereien werden oft botanische Raritäten angeboten, bei denen es sich zum Teil um sehr außergewöhnliche Gewächse handelt. Seit einiger Zeit gibt es z. B. Obstbäume auf dem Markt, an denen unterschiedliche Früchte am selben Baum wachsen. So trägt der Kirschbaum gleichzeitig Süß- und Sauerkirschen und am Apfelbaum hängen sowohl rote als auch gelbe Äpfel.

Diese besonderen Obstbäume sind als Duo- oder Trio-Bäume bekannt und sind immer wieder ein Highlight im Garten. Auf ihnen wurden zwei bis drei unterschiedliche Sorten der gleichen Obstart veredelt. Duo-Bäume gibt es in verschiedenen Varianten. Neben den Klassikern wie Äpfeln, Birnen und Kirschen gibt es sie auch als Pflaumen-, Kiwi- oder Pfirsichbaum. Doch es gehen noch mehr Früchte, wie ein neuer Multi-Fruchtbaum aus den USA zeigt, der die bekannten Duo- und Triobäume sogar mehrfach übertrifft.

Multi-Fruchtbaum trägt Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche & noch mehr Obstsorten

Lange Zeit wurden meist nur zwei bis maximal drei verschiedene Sorten auf einen Baum veredelt. Dies gelang biologisch bedingt auch nur mit Pflanzen innerhalb der gleichen Art. Ein Baum, der gleichzeitig z.B. Pflaumen und Kirschen trägt, schien daher unmöglich – bis der 40-Früchte-Baum aus New York Schlagzeilen machte.

Dem Kunstprofessor Sam van Aken der Syracuse Universität in New York gelang es, einen Baum mit 40 verschiedenen Früchten zu züchten. Der Obstbaum ist eine botanische Sensation. Im Laufe der Saison wachsen an ihm unterschiedliche Sorten von Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Nektarinen, Pfirsiche und Mandeln. Bei allen handelt es sich ausschließlich um Steinfrüchte. Bereits im Frühling sorgt der Baum mit seinem Blütenmeer für einen Blickfang. An den Zweigen entfalten sich die Blüten der vielen Obstarten und Sorten in Rosarot, Purpur, Weiß und Lila.

Doch wie kam Sam van Aken auf die Idee, einen Multi-Fruchtbaum mit 40 Obstsorten zu züchten? Und wie gelang ihm das? Schließlich konnten immer nur Pflaumen auf Pflaumen und Kirschen auf Kirschen veredelt werden.

Projekt zum Erhalt alter Obstsorten

Alles begann mit dem Obstgarten der State Agricultural Experiment Station. Im Garten befanden sich zahlreiche seltene und alte Obstsorten. Viele davon sind völlig unbekannt und im keinem Supermarkt erhältlich. Einige waren schon ca. 150 bis 200 Jahre alt. Als der Garten im Jahr 2008 jedoch seine Finanzierungsmittel verlor, stand er vor der Schließung. Die vielen historischen Obstsorten drohten auszusterben und wären wohl für immer verloren, wenn niemand die Bäume pflegt.

Kunstprofessor Sam van Aken kennt sich mit Pflanzen aus und beschloss den Obstgarten mit den rund 250 Bäumen zu kaufen. Als er mit dem Projekt startete, entdeckte er die Vielfalt tausender unterschiedlichen Obstsorten, insbesondere von Steinfrüchten. Er stellte fest, dass jedoch gerade einmal eine Handvoll der Sorten in den Supermärkten erhältlich sind. So kam er auf die Idee, durch den 40 Früchte-Baum die historischen Obstsorten zu bewahren. Mit dem Projekt soll die große Vielfalt alter Sorten der Allgemeinheit wieder zur Verfügung stehen. Der Sortenreichtum unserer Obstarten lässt sich so neu kennenlernen.

So entstand der 40-Früchte-Baum

Professor van Aken studierte die jeweiligen Eigenschaften seiner Obstbäume. Passende Sorten veredelte er miteinander. Dabei verwendete er die recht einfachen Chip-Transplantationen als Technik. Diese funktioniert so:

Angenommen ein Pflaumenbaum soll Kirschen tragen. Von dem Kirschbaum wird ein kleines Stück mit einer Knospe durch ein Messer abgetrennt. Am Pflaumenbaum wird an einer Stelle ein passender Einschnitt vorgenommen, wo später der Ast mit den Kirschen wachsen soll. Das wenige Zentimeter lange Stück von dem Kirschbaum wird anschließend an dieser Stelle mit Klebeband fixiert. Die Wunde an der Veredlungsstelle verheilt in den nächsten Monaten. Im Idealfall verwächst der Pflaumenbaum mit dem zukünftigen Kirschbaumast. Auf diese Weise erschuf Sam van Aken den 40-Früchte-Baum. Bis er den ersten Baum mit 40 Früchten vervollständigt hat, dauerte es mehr als fünf Jahre.

Damit nicht nur gleichartige Obstsorten wie z.B. verschiedene Pflaumen an dem Baum wachsen, sondern auch z.B. Mandeln, hat van Aken die Bäume untereinander gekreuzt. Dabei entstand ein Hybrid-Obstbaum. An diesem Hybrid wachsen auch die veredelten Äste anderer Obstarten mit und blühen sogar.

Durch das Projekt soll eine Streuobstwiese mit alten Steinobstsorten entstehen

Sam van Aken verkauft auch einige seiner 40-Fruchtbäume und hat inzwischen 16 dieser Exemplare herangezogen. Ein Großteil von ihnen steht an der Ostküste der USA, während einige davon schon Einzug in Museen, Gemeindezentren oder privaten Sammlungen erhielten. Mit dem Erlös will er die Entstehung einer Streuobstwiese finanzieren. Hunderte alte Steinobstsorten sollen dort einmal wachsen und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die einzelnen Sorten werden dabei in einem Katalog genau beschrieben.

Multifrucht-Bäume haben Vorteile für kleine Gärten

Bäume, die verschiedene Früchte tragen, sind gerade für kleine Gärten sinnvoll. Oft ist nicht genug Platz für große oder mehrere Bäume vorhanden. Äpfel, Birnen oder Kirschen benötigen zur Bestäubung geeignete Partnerbäume in ihrer Nähe. Befindet sich die passende Bestäubersorte am selben Baum, ist dies in kleinen Gärten umso praktischer.

Duo-, Trio oder Multi-Fruchtbäume bieten noch mehr Vorteile. Mit ihnen ist es möglich selbst auf kleinsten Raum die verschiedensten Obstarten anzubauen. Wachsen dabei frühe, mittlere und späte Sorten auf einem Baum, wie bei dem 40 Früchte-Baum aus den USA, kann die Ernte über die ganze Saison erfolgen. So reifen die Früchte nach und nach am Baum heran und müssen nicht alle zur gleichen Zeit in riesigen Menge geerntet werden.

Von National Geographic gibt es eine kurze Doku über den 40 Früchte-Baum. Dort wird auch eine Zeichnung des 40-Früchtebaumes gezeigt, wie er später einmal aussieht, wenn er ausgewachsen ist. Denn bis zur vollen Größe müssen die jungen Bäume noch etwas wachsen. Das und noch mehr über Professor Sam van Aken kannst du hier in diesem Video sehen: Zur Doku von National Geographic


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