Pflanzlicher Süßstoff: Die Zucker-Hortensie

Teller-Hortensie in pink

Hortensien sind einer der beliebtesten Gartenpflanzen. Wusstest du, dass die Blätter einer bestimmten Hortensie als Süßstoff und Tee verwendet werden?

Wenn es um das Thema gesunde Ernährung geht, ist schon länger von pflanzlichen Süßstoffen die Rede. Durch sie soll der künstliche und ungesunde Zuckerersatz aus dem Chemielabor abgelöst werden. Einer der bekanntesten Pflanzen, die mit ihren Blättern einen natürlichen Süßstoff liefert, ist die Stevia. In der Pflanzenwelt gibt es jedoch noch mehr solcher Süßstoffmittel. Ein Mittel davon finden wir bei einer unseren beliebtesten Gartenpflanzen – den Hortensien.

Hortensienblätter als Süßungsmittel

Hortensien sind in vielen Gärten zu finden. Wahrscheinlich ist der Strauch mit seinen großen Blütenbällen in Weiß, Rosa oder Blau fast jedem schon einmal aufgefallen. Kaum bekannt ist jedoch, dass es unter den vielen Hortensien eine seltene Art gibt, deren Blätter in Japan als selbstsüßender Hortensientee verwendet werden. Es handelt sich dabei um die Japanische Tee-Hortensie (Hydrangea serrata „Oamacha“).

Der Strauch kommt in nur sehr wenigen Regionen Japans vor und zählt zu den Teller-Hortensien, die auch bei uns im Garten wachsen. Hierzulande ist die seltene Tee-Hortensie jedoch nahezu völlig unbekannt. In der japanischen Medizin hingegen wird die Heilkraft des Strauches schon lange geschätzt.

In Japan wird aus den geriebenen Blättern der dort sehr bekannte Amacha-Tee zubereitet. Der Tee ist ein Naturheilmittel gegen Parodontitis und hilft als Antiallergikum. Zudem wirken die Blätter antibiotisch und pilzhemmend. Übersetzt beutet das Wort Amacha „süßer Tee“ und deutet auf den süßen Geschmack des grünen Tees hin. Denn die Blätter der Hortensie (Amacha-Blätter) enthalten Phyllodulcin, einen pflanzlichen Süßstoff, der 250 Mal süßer als Zucker ist.

Die Zucker-Hortensie wurde schon lange vor dem üblichen Zucker verwendet

Die süßen Blätter der Tee-Hortensie werden daher in Japan schon seit langer Zeit als pflanzlicher Süßstoff für Speisen genutzt. Sogar lange bevor der heute handelsübliche Zucker dort überhaupt bekannt wurde. Die Amacha-Blätter wurden dazu häufig in Form von Sirup verwendet. Daher heißt die Pflanze auch Zucker-Hortensie.

Das Aroma des süßen Hortensien-Tees wird als rauchig beschrieben und soll an Mate-Tee erinnern. Der grüne Tee soll so süß sein, als ob in jedem Hortensienblatt ein Teelöffel Zucker enthalten sei.

So wird der pflanzliche Süßstoff von der Hortensie gewonnen

Die beste Erntezeit für den süßen Tee ist im Juli. Dann ist der Süßstoff-Gehalt in der Zucker-Hortensie am höchsten. Exemplare die im Halbschatten wachsen und gut gedüngt wurden, produzieren sogar noch mehr von dem süßen Phyllodulcin. Der meiste Anteil von diesem Stoff befindet sich in den Blüten, den Triebspitzen und den jungen Blättern. Die älteren Blätter enthalten hingegen nicht mehr so viel von dem Süßmittel.

Die süßen Hortensien wachsen in Japan zwar wild, dennoch kann man sie von ihrem Aussehen her nicht von den anderen Hortensienarten unterscheiden. Um die Ernte zu erleichtern, kultiviert man daher die Zucker-Hortensie für die Teegewinnung.

Die meisten Hortensien, die den Süßstoff in ihren Blättern besitzen, enthalten in ihrem Namen das Wort „Amacha“. Wie süß die Blätter schmecken, hängt von der jeweiligen Sorte ab. Bei der einen Zucker-Hortensie ist die Süße intensiver ausgeprägt, bei der anderen weniger. Fast alle süßen Hortensien haben jedoch einen herben und bitteren Nachgeschmack, der an Lakritz erinnert. Die einzige Ausnahme hiervon ist die Sorte „Oamacha“. Sie schmeckt sehr süß und hat keine bittere Nuance.

Damit sich der Süßstoff in den Blättern jedoch richtig entfaltet, müssen diese erst fermentiert werden. In Japan lässt man die Amacha-Blätter dafür in der Sonne trockenen. Anschließend befeuchtet man die Blätter wieder und legt sie zum Fermentieren etwa einen Tag in ein Holzgefäß. Auf diese Weise entfaltet sich ihre volle Süße. Der fertige Tee aus den getrockneten und zerriebenen Blättern kommt dann zur Aufbewahrung in eine Tee-Dose.

Alternativ lässt sich auch aus den frisch geernteten Blättern Amacha-Tee zubereiten. Durch das kochend heiße Wasser entfaltet sich das süße Aroma ebenfalls. Der Tee benötigt allerdings etwa 20 Minuten zum Ziehen, bis er die richtige Süße entwickelt.

Neben seiner Heilkraft hat der Amacha-Tee in Japan auch eine religiöse Bedeutung. Mit dem Tee wird traditionell in der Kanbuste-Messe am 8. April der Geburtstag Buddhas gefeiert. Dabei wird der süße Tee in großen Mengen an die Besucher verteilt und die Buddhastatuen in den Tempeln damit beträufelt. Die Hortensie erhielt daher einen weiteren Namen: Buddha-Blume.

Die Zucker-Hortensie – Ideal für den japanischen Garten

Die Zucker-Hortensie passt z.B. sehr gut in einen japanischen Garten. Mit ihren rosa-weißen Blütenbällen ist sie in jedem Garten ein toller Blickfang. Der dekorative Strauch kann genauso einfach wie alle anderen Teller-Hortensien im Garten oder Topf kultiviert werden. In Gebieten mit Weinbauklima ist der Strauch winterhart. In kälteren Regionen sollte die Zucker-Hortensie lieber im Kübel kultiviert und frostfrei überwintert werden, da sie sonst erfrieren könnte. Mit 1,5 Metern bleibt der Strauch relativ kompakt.

Die Hortensie liebt halbschattige Plätze mit saurer Erde. In feuchten, durchlässigen und nährstoffreichen Böden gedeiht sie besonders gut. Zur Düngung reicht in der Regel Hornmehl. An heißen Sommertagen benötigt die Zucker-Hortensie mehr Wasser, da sie keine Trockenheit verträgt. Daher muss sie gegossen werden. Bei guter Pflege fühlt sich die Zucker-Hortensie sehr wohl und dankt es mit besonders süßen Blättern und mit rosa-weißen Blütenbällen, die von Juni bis August erscheinen.

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