Stachelbeeren im Garten: Vergessenes Beerenobst wiederentdeckt

Stachelbeeren als beliebtes Beerenobst

Stachelbeeren erleben gerade eine Renaissance. Lange Zeit war das einst beliebte Beerenobst fast vergessen, doch jetzt hält die Stachelbeere immer öfter Einzug in die Gärten. Der Grund: Neue Sorten machen die gesunden Stachelbeeren für den Hausgarten und die Verwendung in der Küche viel attraktiver als noch vor einigen Jahrzehnten. Heute sind Stachelbeeren robuster und widerstandsfähig gegen den gefürchteten Amerikanischen Mehltau. Außerdem sind Stachelbeeren längst nicht mehr so stachlig wie früher. Mehr dazu und warum Stachelbeeren gar nicht so sauer sind, wie ihnen oft nachgesagt wird, die besten Sorten im Überblick, Tipps zum Kauf und Anbau von Stachelbeeren im Garten, erfährst du hier.

Stachelbeeren waren früher in vielen Gärten zu finden. Als in den 70er Jahren die Sträucher jedoch massenhaft von dem Amerikanischen Stachelbeermehltau befallen wurden, verschwand das einst beliebte Beerenobst für eine Zeit lang aus den Gärten. Die Stachelbeere geriet dadurch etwas in Vergessenheit. Viele kennen Stachelbeeren noch aus Kindheitstagen und erinnern sich gerne daran, wie sie im Sommer die leckeren säuerlich-saftigen Beeren direkt aus Omas Garten naschten. Manchen blieb die Stachelbeere auch als stacheliger Strauch in Erinnerung, deren feinen Härchen sich im Mund manchmal etwas pelzig anfühlten.

Doch seitdem hat sich einiges geändert und die Stachelbeeren erleben dank neuer Züchtungen eine Renaissance. Inzwischen gibt es mehltauresistente Sorten und anders als damals, sind Stachelbeeren heute längst nicht mehr so stachelig, wie ihr Name vermuten lässt. Auch die gesunden Eigenschaften der vitaminreichen Beeren werden in den letzten Jahren wiederentdeckt.

Mittlerweile sind Stachelbeeren weit verbreitet. Sie kommen in Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika vor. Die ursprüngliche Herkunft der beliebten Stachelbeere bleibt jedoch ein Geheimnis, da sie sich nicht mehr genau nachvollziehen lässt. Schließlich büchsen die Sträucher oft aus den Gärten aus und verwildern gerne. Meist sind dann die verwilderten Stachelbeeren nur sehr schwer von der wilden Ur-Stachelbeere zu unterscheiden. Die Stachelbeere liebt die lichten Wälder, in denen der Boden leicht feucht ist. Meist ist sie auch an Waldrändern, in Hecken, Auwaldgebieten oder Schlucht- und Bergwäldern zu finden. Unter unserem heimischen Beerenobst haben Stachelbeeren jedoch eine Besonderheit.

Stachelbeeren lassen sich in verschiedenen Reifestadien verwenden

Grüne Stachelbeeren

Stachelbeeren sind hierzulande die einzigen Beeren, die man schon ernten und in der Küche verwenden kann, obwohl sie noch gar nicht reif sind. Bei Stachelbeeren findet daher ab Ende Mai eine sogenannte „Grünpflücke“ statt. Die Beeren sind zu diesem Zeitpunkt noch grün und recht klein. Da unreife Stachelbeeren sehr sauer schmecken, eignen sie sich nicht für den direkten Verzehr und werden nur zum Einkochen oder als Kuchenbelag verwendet. Wer aus den Stachelbeeren leckere Marmeladen oder Gelees herstellen möchte, sollte mit der Ernte etwas warten, bis die Früchte größer werden, aber noch fest sind. Bis die Stachelbeeren allerdings reif genug für den Frischverzehr sind, müssen sie noch eine Weile an den Sträuchern hängen bleiben.

Allgemein gelten die gesunden Stachelbeeren oft als sauer, was so manchen von dem Verzehr der Beeren abhält – jedoch völlig zu Unrecht. Erst ab Juli sind Stachelbeeren wirklich reif und schmecken angenehm süß. Dabei gilt je reifer und größer eine Stachelbeere ist, desto aromatischer und süßer schmeckt sie. Wer also schon mal Stachelbeeren probiert hat und diese viel zu sauer waren, handelte es sich vermutlich um Beeren, die zu früh geerntet wurden oder sich gar nicht zum frischen Verzehr eigneten.

Botanik Guide Tipp

Achtung beim Kauf von Stachelbeeren:
Viele Anbieter verkaufen die Beeren unreif, wegen ihrer besseren Lagerfähigkeit. Die Früchte schmecken dann oft zu sauer. Ein genauerer Blick lohnt sich daher. Ob die Beeren richtig reif sind, lässt sich an mehreren Merkmalen erkennen. Reife Stachelbeeren sind groß, prall und haben eine weiche Haut.

Verwendung der Stachelbeeren je nach Reifegrad

Unreife Stachelbeeren:
(grün, noch nicht ausgewachsen)
– zum Einkochen oder als Kuchenbelag
– Ernte ab Ende Mai – Anfang Juni

Große, aber noch feste Stachelbeeren:
– zur Herstellung von Marmeladen oder Gelees

Vollreife Stachelbeeren:
Je größer und weicher die Stachelbeeren, desto süßer schmecken sie.
– zum Frischverzehr
– Ernte je nach Sorte ab Juli oder August

Reifen Stachelbeeren nach? – Tipps zur richtigen Lagerung

Stachelbeeren können schon vor der Pflückreife geerntet werden und reifen anschließend nach. Da sich unreife Beeren gut lagern lassen, kann dadurch die Erntezeit ganz einfach um mehrere Wochen verlängert werden. Im Kühlschrank halten unreife Stachelbeeren etwa 2 Wochen. Vollreife Beeren sollten ebenfalls kühl lagern, aber innerhalb von 3-4 Tagen aufgebraucht werden. Wesentlich länger haltbar bleiben Stachelbeeren, wenn man sie einfriert. Zum Einfrieren eignen sich vor allem Beeren, die kurz vor der Vollreife stehen. Die Haut der Früchte ist dann noch etwas fester und platzt beim Einfrieren nicht so leicht auf, als bei den prallen vollreifen Beeren.

Grüne Stachelbeeren Ernte

Stachelbeeren sind aromatisch-süß und voller Vitamine

Die süß-säuerlichen Beeren sind sehr gesund und bekannt für ihren hohen Gehalt an Vitamin C. Wie viel davon eine Stachelbeere enthält, hängt vom Reifegrad ab. Je reifer die Beeren, umso mehr Vitamine. In den Power-Früchten steckt jedoch noch mehr. Sie liefern zusätzlich Vitamin B1 und Vitamin E, Eisen, Kalium, Kalzium und Phosphor.


Stachelbeeren im Garten

Beerenvielfalt: Stachelbeeren in verschiedenen Farben und Wuchsformen

Supermärkte und Obststände haben die leckeren Stachelbeeren während der Hochsaison oft nur für kurze Zeit im Sortiment. Es lohnt sich daher, die pflegeleichten Sträucher mit ihren gesunden Beeren einfach im eigenen Garten anzubauen. In Gärtnereien werden Stachelbeeren meist entweder als klassischer Strauch oder als Hochstämmchen angeboten. Auf welche Wuchsform die Entscheidung beim Kauf fällt, hängt von den jeweiligen Vorlieben und dem Verwendungszweck ab. Beide Formen eignen sich sogar für die Kultivierung im großen Kübel auf dem Balkon oder der Terrasse, sofern dort ausreichend Platz vorhanden ist.

Rote Stachelbeeren

Stachelbeer-Hochstämmchen sehen sehr dekorativ aus und erleichtern die Ernte. Um die schwere Last der Früchte im Sommer zu tragen, benötigen Hochstämmchen immer eine Stütze. Die klassische Strauchvariante ist allerdings robuster, langlebiger und liefert höhere Erträge. Sowohl unter den Hochststämmchen als auch bei den Sträuchern stehen jeweils grüne, gelbe und rote Stachelbeeren zur Auswahl. Neuere Züchtungen sind resistent gegen Mehltau, sodass der Amerikanische Stachelbeermehltau aus den 70er Jahren keine Chance hat. Einige der Sorten besitzen kaum Stacheln oder gelten sogar als stachelfrei und erleichtern dadurch die Ernte.

Genau wie die Stachelbeere mit ihren feinen Härchen auf der Schale, besaßen auch viele andere Ur-Formen von unserem heutigen Kulturobst einige Eigenschaften, die beim Menschen nicht immer auf Begeisterung stießen. Ein Beispiel hierfür ist die Banane, die ursprünglich voller großer und harter Kerne war. Durch intensive Zucht kennt heute jeder nur kernlose Bananen. Gleiches geschieht nun mit der Stachelbeere. Inzwischen gibt es viele Sorten, deren Beeren glatt sind und keine Härchen mehr bilden.

Die besten Stachelbeer-Sorten

In Gärtnereien und Baumschulen stehen zahlreiche Stachelbeersorten zur Auswahl. Die folgenden Stachelbeeren gehören zu den beliebtesten Sorten, die sich in vielen Hausgärten und sogar im Erwerbsanbau bewährt haben. Alle zeichnen sich durch besonders leckere Früchte mit glatter oder wenig behaarter Schale und hohe Erträge aus. Sie gelten als robust und sehr widerstandsfähig gegen Mehltau und andere Blattkrankheiten. Einige der Sorten sind sogar stachelfrei und erleichtern somit die Ernte und den Genuss der gesunden Stachelbeeren.

Reiche Stachelbeerente mit der Sorte Invicta
Die Beeren der Sorte ‘Invicta’ sind völlig glatt und frei von Härchen

Grüne Stachelbeere ‘Invicta’ – Ideal für den Hausgarten und Erwerbsanbau
Die Stachelbeersorte ‘Invicta’ ist sehr robust und äußerst ertragreich. Sie wird daher gerne in vielen Hausgärten angepflanzt und sogar im Erwerbsbau verwendet. ‘Invicta’ hat nur eine sehr geringe Anfälligkeit für Mehltau und andere Blattkrankheiten. Jeden Sommer liefert die Sorte ab Juli zahlreiche aromatische Früchte. Die hellgrünen Beeren sind meist nur schwach bis gar nicht behaart und sind platzfest.

Rote Stachelbeere ‘Spinfree ‘ – Wundervolles Aroma & stachellos
‘Spinfree’ ist eine stachellose Sorte und lädt mit ihren leckeren roten Früchte regelrecht zum Naschen ein. Da sie nahezu keine Stacheln besitzt, lassen sich die besonders schmackhaften Beeren ganz einfach ernten. Die Stachelbeeren haben eine ganz glatte Schale und ein ausgezeichnetes süß-fruchtiges Aroma. Die Sorte hat sich in vielen Gärten bewährt und zeichnet sich vor allem durch hohe Erträge und ihrer Resistenz gegen Mehltau aus. Sie gehört daher zu den beliebtesten Stachelbeersorten.

Rote Stachelbeere ‘Captivator‘ – Stachelfreier Beerengenuss
Die leuchten roten Beeren der Sorte ‘Captivator‘ sind einfach köstlich – man sagt ihr sogar nach, dass ihre Früchte unter allen Stachelbeeren am besten schmecken. Eine Besonderheit der Sorte ‘Captivator‘: Der Strauch hat so gut wie keine Stacheln, wodurch das Pflücken der Beeren sehr erleichtert wird. Mehltau hat bei dieser Stachelbeere keine Chancen.

Gelbe oder rote Stachelbeere ‘Hinnonmäki‘ – Altbewährt mit hohen Erträgen
‘Hinnonmäki‘ ist eine alte Stachelbeersorte aus Finnland, die es mit roten und gelben Früchten gibt. Auf der Schale der Beeren befinden sich im Gegensatz zu vielen anderen Sorten nur wenig Härchen. Ab Juli werden die Stachelbeeren reif und schmecken angenehm süß. Für Mehltau oder andere Blattfallkrankheiten ist diese hübsche Stachelbeere nur gering anfällig und eignet sich perfekt für den Hausgarten.

Rote Stachelbeere ‘Redeva‘ – Mehltaufeste Neuzüchtung
‘Redeva‘ gehört zu den neueren Züchtungen und hat sich als sehr robust und widerstandsfähig gegen Mehltau und andere Blattfallkrankheiten erweisen. Ihre purpurroten Beeren sind schwach behaart und schmecken süß-säuerlich. Der Strauch bildet üppigen Fruchtbehang, der sich leicht pflücken lässt. Die Früchte bleiben recht lange am Strauch und neigen nicht zum Platzen.

Rote Stachelbeere ‘Remarka‘ – Ein Klassiker
‘Remarka‘ gehört mit ihren aromatischen weinroten Früchten zu den bekanntesten Stachelbeersorten. Die vollreifen Beeren schmecken herrlich süß und haben eine fein säuerliche Note. Der dekorative Strauch ist sehr pflegeleicht, mehltauresistent und hat sich schon in vielen Gärten bewährt.

Rote Stachelbeere ‘Rokula‘ – Sehr robuste Sorte gegen Mehltau
‘Rokula‘ trägt köstlich süße Früchte in einem tiefen dunklen Rot. Der Ertrag dieser Sorte ist recht hoch. Der Strauch gilt als sehr robust und widerstandsfähig gegen den gefürchteten Mehltau. Ideal für den Garten und zur Gestaltung von hübschen Hecken mit leckeren Fruchtbehang.

Rote Stachelbeeren aus dem Garten

Stachelbeeren als wertvolle Bienenweide

Bevor die Stachelbeeren uns mit einer üppigen Beerenernte erfreuen, verwandeln sich die Sträucher von April bis Mai in eine Bienenweide. Zahlreiche Bienen und Fliegen umschwärmen die Stachelbeeren und laben sich am Pollen und Nektar der kleinen Blüten, die wie Glockenblumen an den Zweigen hängen. Die pflegeleichten Stachelbeeren sind daher nicht nur ein leckeres Beerenobst, sondern dienen gleichzeitig auch als wertvolles Bienennährgehölz im Naturgarten.

Botanik Guide Tipp

Die Ernte fällt bei Stachelbeeren umso reicher aus, wenn mehrere Sorten nebeneinander gepflanzt werden. Die Blüten können sich zwar selbst befruchten, dennoch erzielt die Bestäubung mit Pollen anderer Sorten bessere Erträge.

An diesem Standort gedeiht die Stachelbeere am besten

Stachelbeeren lieben die Sonne, in der ihre Früchte erst richtig süß werden. Die pralle Mittagssonne gilt es jedoch zu vermeiden, da die Beeren sonst Schaden nehmen. Der lichte Halbschatten oder ein Platz mitten in einer Hecke ist daher für die Sträucher ideal. Regionen, in denen oft Spätfröste herrschen, sind für Stachelbeeren weniger gut geeignet. Meist fallen dann die frühen Blüten dem Frost zum Opfer, sodass die Ernte geringer ist oder sogar ausbleibt. Der Boden sollte nährstoffreich und nicht zu trocken sein.

Botanik Guide Tipp

Der Wasserbedarf von Stachelbeeren ist recht hoch. Eine ausreichende Wasserversorgung ist daher sehr wichtig, um später reichlich Früchte ernten zu können. Bei Trockenheit benötigt die Stachelbeere eine üppige Portion Wasser.

Stachelbeeren benötigen einen regelmäßigen Rückschnitt, nur so tragen sie jedes Jahr üppig große Früchte. Mit dieser einfachen Anleitung im folgenden Beitrag, erfährst du wie du deine Stachelbeersträucher und Hochstämmchen professionell schneidest: Stachelbeeren richtig schneiden: So wachsen kiloweise Beeren im Garten

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