Heftiger Pollenflug: Darum fliegen in Mastjahren extrem viele Pollen

 

2018 ist ein Pollen-Mastjahr. Straßen und Autos sind überall mit gelben Staub überzogen. Warum die Pollen von Fichten und Birken dieses Jahr geradezu explodiert sind und massenhaft auftreten, hat mehrere Gründe.

Gelbe Staubwolken sorgen für seltene Naturschauspiele

Der Pollen ist überall und sorgt in diesem Frühling für seltene Naturschauspiele. Vielerorts sind Straßen, Autos, Gartenmöbel und Fensterscheiben zur Zeit mit einem gelben Film aus Pollenstaub bedeckt. Öffnet man die Fenster, lässt sich der Blütenstaub auf den Möbeln nieder.

Auf den Flüssen und Seen treiben ganze Teppiche aus Pollen und zeichnen durch die Strömung von oben betrachtet spektakuläre Bilder. Auf dem Starnberger See lässt sich das Naturphänomen besonders gut beobachten. Doch es geht noch extremer mit dem Pollenflug, wie die Natur zeigt. Über den Fichtenwäldern hängt der Blütenstaub wie gelber Nebel in der Luft. In Bayern entstehen in manchen Gebieten sogar wahre Pollen-Stürme und färben den Allgäu gelb. Einige Orte wie z.B. Neuschönau waren durch die gelben Pollen-Schwaden zeitweise gar nicht mehr zu sehen. Hinter der gigantischen Pollenmenge stecken vor allem Fichten und Birken. Doch warum produzieren die beiden Baumarten dieses Mal so derart viele Pollen?

Auf die Pollen der Birkenblüten reagieren viele Menschen allergisch. Latschenkiefer mit Blüte Weidenkätzchen

Fichte und Birke haben ein Mastjahr

Dieses Jahr blühen viele Bäume zur gleichen Zeit und dazu besonders viel und intensiv. Darunter sind z.B. Nadelbäume wie die Tanne, die Kiefern oder andere Baumarten wie die Buche und die Hainbuche. Den meisten Pollen produzieren dabei jedoch die Fichten und Birken, die gerade ein Mastjahr haben. In der Botanik spricht man von einem Mastjahr, wenn bestimmte Baumarten gleichzeitig massenhaft blühen. Zu diesem Naturereignis kommt es je nach Baumart etwa alle drei bis sieben Jahre.

Bäume investieren dieses Mal mehr Energie in die Blüte

Für die Bäume ist die Bildung der Blüten ziemlich anstrengend. Daher stecken sie ihre Energie normalerweise in das Holzwachstum und produzieren in den meisten Jahren nicht so viele Samen. Anders ist es dagegen in einem Mastjahr. Dort investieren die Bäume ihre Kraft hauptsächlich in die Blüten und Pollen. Dabei bilden sie auch mehr Samen als üblich.

Die Birke legt mit der Blüte nach

Die Birken machen alle zwei Jahre eine Pause von der anstrengenden Blüte. Im Ruhejahr konzentrieren sie sich auf das Wachstum. 2017 haben sich die Birken ausgeruht und daher recht wenig geblüht. Umso fitter sind die Birken jetzt im Frühjahr 2018 für die Blüte und den großen Pollenflug.

Messungen in der Schweiz zeigen, dass die Birke 2018 mit ihrem Pollen ordentlich nachgelegt hat. Ende April wurden Spitzenwerte von 2000 Birkenpollen pro Kubikmeter Luft gemessen. Im Vorjahr 2017 waren es dagegen nur 500 Pollen. In Deutschland waren es in diesem April 1000 Birkenpollen pro Kubikmeter Luft. Trotz der normalen Ruhephasen produzieren die Birken im Durchschnitt sogar noch mehr Pollen als im Vergleich vor 35 Jahren. Doch das Pollen-Mastjahr ist nicht der einzige Grund für die extrem vielen Pollen.

Pollenflug war im Verzug – Danach herrschten ideale Flugbedingungen

Nicht nur das Mastjahr von Fichte und Birke haben dazu beigetragen, dass in diesem Frühling so viele Pollen unterwegs sind. Die Bäume standen mit den Pollen im März quasi schon in den Startlöchern. Durch das kalte Wetter zum Frühlingsanfang hat sich der Pollenflug allerdings verzögert. Die Bäume mussten daher auf wärmeres Wetter warten. Als die Frühlingstemperaturen erreicht wurden, die in diesem April überdurchschnittlich warm waren, sind die Pollen dann alle auf einmal geradezu „explodiert“. Der April war ungewöhnlich warm und das Wetter optimal für den Pollenflug. Da es kaum regnete, blieb es lange trocken und der starke Wind trug die Pollen bis zu 300 Kilometer weit weg.

Klimawandel: Pollensaison dauert länger

Durch den Klimawandel wird es wärmer, sodass manche Bäume oder andere Pflanzen früher mit der Blüte beginnen. Je wärmer der Winter ausfällt, desto früher fliegen die ersten Pollen. Innerhalb von Europa dauert die Pollensaison daher etwa zwei Wochen länger. Allergiker leiden unter dem massiven Pollenflug besonders schlimm. Feinstaub und der Anstieg von Kohlendioxid machen den Pollen aggressiver. Vermutlich handelt es sich um eine Stressreaktion der Bäume. Sie bilden dadurch Pollen, der mehr Allergene enthält. Dieser verbindet sich oft mit den Schadstoffen aus der Luft und löst dann heftige Allergien aus.

Einen Großteil der Allergien wird in diesem Jahr wohl die Birke ausgelöst haben. Die Pollen der Birke enthalten das Allergen Bet v1, auf das viele Menschen allergisch reagieren. Die Pollen der Fichte sind dagegen zum Glück vieler Allergiker mit einer Wachsschicht umhüllt, durch die die allergieauslösenden Stoffe nicht austreten. Die Fichte löst daher selten Allergien aus.

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