Johannisbeeren richtig schneiden: Reiche Ernte von Sträuchern und Hochstamm
Im Juni haben die süßsäuerlichen Johannisbeeren Hochsaison. Doch nur wenn ein jährlicher Rückschnitt der Johannisbeeren erfolgt, werden die Sträucher im Sommer voll mit saftigen Früchten hängen. Bleibt der regelmäßige Pflege- und Erhaltungsschnitt aus, bildet der Johannisbeerstrauch von Jahr zu Jahr immer weniger und kleinere Beeren. Wie die üppige Johannisbeerernte bei Sträuchern und Hochststämmchen mit den richtigem Rückschnitt gelingt, mehr dazu in diesem Beitrag.
Der beste Zeitpunkt für den Rückschnitt bei Johannisbeeren ist direkt nach der Ernte
Johannisbeeren werden in der Regel direkt nach der Ernte zurückgeschnitten. Dies hat den Vorteil, dass sich einfacher erkennen lässt, an welchen Trieben in diesem Jahr die Früchte gehangen haben. Dies erleichtert das Auseinanderhalten der verschiedenen Triebe, während die Schnittwunden an dem Strauch besser verheilen. Alternativ kann der Rückschnitt von Johannisbeeren auch im Frühjahr vor dem Blattaustrieb erfolgen. Dazu sollte ein trockener und frostfreier Tag gewählt werden. Das Risiko, dass die Johannisbeere durch offene Stellen mit Krankheiten befallen wird, ist dadurch geringer.
Der Rückschnitt ist bei roten, weißen und schwarzen Johannisbeeren verschieden
Bevor es mit dem Rückschnitt losgeht, ist zunächst entscheidend, um welche Johannisbeere es sich handelt. Rote und weiße Johannisbeeren werden grundsätzlich anders geschnitten als schwarze Johannisbeeren. Der Grund: Rote und weiße Johannisbeeren bilden die meisten Früchte an den zwei- bis dreijährigen Trieben. Die Schwarze Johannisbeere trägt hingegen den größten Teil ihrer Beeren an den langen einjährigen Seitentrieben. Je nach Sorte sind daher unterschiedliche Schnitttechniken anzuwenden.
Rote und Weiße Johannisbeere richtig schneiden
Wie sieht der ideale Johannisbeerstrauch aus?
Ein Strauch mit roten oder weißen Johannisbeeren sollte in der Regel nicht mehr als aus acht bis zehn Haupttrieben bestehen, die nicht älter als drei bis vier Jahre sind. Sobald ein Trieb das Alter von vier Jahren erst einmal erreicht, bildet er von da an immer weniger Früchte. Ertragreiche Sträucher setzen sich daher im Idealfall aus jeweils 2 einjährigen, 2 zweijährigen, 2 dreijährigen und 2 vierjährigen Trieben zusammen.
Schon gewusst?
Weiße Johannisbeeren sind keine eigene Art, sondern eine Variante der Roten Johannisbeere. Sie werden daher genauso wie die roten Johannisbeersträucher geschnitten.
Welche Triebe werden entfernt?
Direkt nach der Ernte werden zunächst alle Haupttriebe entfernt, die vier Jahre oder älter sind. Die alten dicken Triebe sind stark verholzt und lassen sich an ihrer dunkleren Farbe erkennen. Um sie vollständig zu entfernen, schneidet man sie direkt über dem Boden an der Basis ab.
Im nächsten Schritt werden als Ersatz für die alten Triebe, die zuvor entfernt wurden, drei bis maximal vier neue der kräftigsten Jungtriebe ausgewählt. Diese neuen starken Triebe bleiben stehen und dürfen nicht entfernt werden, da sie in den nächsten Jahren die Johannisbeerernte liefern. Die Haupttriebe sollten dabei immer genug Abstand zueinander haben, damit Luft zwischen ihnen zirkulieren kann. Zur optimalen Entwicklung des Strauches werden anschließend alle schwächeren und überzähligen Neutriebe bis zur Basis gekürzt. Auf diese Weise wird die Johannisbeere regelmäßig verjüngt und bleibt auf Dauer vital.
Zum Schluss kommen die Seitentriebe dran, die in diesem Jahr Früchte getragen haben. Nach der Ernte werden die abgeernteten Seitentriebe auf 1 bis 2 cm zurückgeschnitten. Durch den Rückschnitt bilden die Triebe im übernächsten Sommer wieder viele neue Früchte. Wer diesen Schritt nach Ernte noch nicht vorgenommen hat, kann ihn auch im Frühjahr nachholen. Alle neuen Seitentriebe, die in diesem Jahr entstanden sind und noch keine Beeren gebildet haben, müssen jedoch stehen bleiben, man darf sie nicht kürzen, da an ihnen die Ernte für das kommende Jahr heranwächst. Die einzige Ausnahme: Die neuen Seitentriebe stehen zu dicht und behindern sich dadurch gegenseitig im Wachstum. In diesem Fall ist jeder zweite der neuen Seitentriebe bis auf ein bis zwei Zentimeter zu kürzen. Der ideale Abstand zwischen den Zweigen sollte dabei nicht weniger als 10 cm sein, damit sich die Fruchtzweige optimal entfalten.
Schnitt bei roten und weißen Johannisbeeren im Überblick
Zeitpunkt: Direkt nach der Ernte oder im Frühjahr
– Strauch besteht idealerweise aus 8 Haupttrieben
– Haupttriebe vollständig entfernen, die 4 Jahre und älter sind
– 3 bis 4 kräftige Neutriebe auswählen und stehen lassen
– überzählige und schwächere Neutriebe abschneiden
– Seitentriebe, die im Sommer Früchte getragen haben, bis auf 1-2 cm kürzen
– Neue Seitentriebe nicht schneiden (tragen im kommenden Jahr Früchte)
– Nur Seitentriebe kürzen, die zu dicht stehen
Rotes und Weißes Johannisbeer-Hochstämmchen richtig schneiden
Johannisbeeren gibt es neben der klassischen Strauchform auch als dekorative Hochstämmchen. Der Vorteil: Hochstämmchen sparen Platz und die Ernte der leckeren Beeren ist durch die praktische Höhe einfacher. Allerdings benötigen Hochstämmchen mehr Pflege und sind nicht so langlebig wie die Sträucher. Der Rückschnitt erfolgt im Prinzip ähnlich wie beim Strauch, dennoch gibt es ein paar Unterschiede.
Der rote oder weiße Johannisbeer-Hochstamm wird ebenfalls jedes Jahr gleich nach der Ernte oder im Frühjahr geschnitten. Die Krone besteht idealerweise aus einem Mitteltrieb und vier gleichmäßig verteilten Leitästen. Nach der Ernte werden ein bis zwei der ältesten Triebe (älter als vier Jahre) an der Basis entfernt. Als Ersatz bleiben jeweils kräftige Neutriebe stehen. Danach die überzähligen und schwächeren Jungtriebe entfernen. Die anderen verbleibende Haupttriebe auf etwa 30 cm zurückschneiden. Im nächsten Schritt alle Seitentriebe, an denen schon Früchte gewachsen sind, bis auf ein bis zwei Zentimeter kürzen. Die übrigen Seitentriebe, die zu dicht stehen, mit etwa weniger als 5 cm Abstand zum Stamm oder Mitteltrieb entfernen.
Schwarze Johannisbeeren richtig schneiden
Anders als bei den roten Sorten, wachsen bei den Schwarzen Johannisbeeren die meisten Früchte an den langen einjährigen Seitentrieben. Je mehr davon am Strauch also austreiben, desto üppiger wird im Sommer die Ernte. Schwarze Johannisbeeren benötigen daher einen stärkeren Rückschnitt, um sie zur Bildung von neuem Holz anzuregen. Schwarze Johannisbeersträucher sollten meist aus acht bis zehn vitalen und jungen Trieben bestehen, damit sie reichlich Früchte bringen. Der Rückschnitt von Schwarzen Johannisbeeren ist einfacher und erfolgt wie bei den roten Sorten gleich nach der Ernte. Zuerst werden die ältesten (dreijährigen) Haupttriebe komplett entfernt und dafür drei bis vier starke Neutriebe als Ersatz stehen gelassen. Alle anderen schwachen Triebe sind bis zur Basis zu kürzen. Die verbleibenden Hauptäste müssen jedes Jahr nach der Ernte über dem zweiten Seitentrieb abgeschnitten werden.
Schnitt bei Schwarzer Johannisbeere im Überblick
Zeitpunkt: Direkt nach der Ernte oder im Frühjahr
– alte Haupttriebe, die älter als 3 Jahre sind, entfernen
– 3-4 starke Neutriebe als Ersatz stehen lassen
– alle schwachen Triebe bis zur Basis kürzen
– verbleibende Hauptäste über dem 2. Seitentrieb abschneiden
Schwarzes Johannisbeer-Hochstämmchen richtig schneiden
Eine ideale Krone von schwarzen Johannisbeer-Hochstämmchen besteht aus einen Mitteltrieb mit etwa sechs locker angeordneten Haupttrieben. Das Stämmchen bekommt ebenfalls nach der Ernte einen Rückschnitt, damit es vital bleibt und noch viele Jahre saftige Beeren trägt. Andernfalls kann der Schnitt auch im Frühjahr stattfinden.
Die ältesten Haupttriebe, die schon über drei Jahre alt sind, an der Basis abschneiden und durch neue starke Neutriebe ersetzen. Zweige die in diesem Sommer Beeren gebildet haben werden bis auf ein oder zwei Zentimeter gekürzt. Danach alle schwachen überzähligen oder zu dicht stehenden Triebe entfernen.
Pflegeschnitt im Herbst für Rote, Weiße und Schwarze Johannisbeeren
Im Herbst bekommen die Roten, Weißen als auch die Schwarzen Johannisbeersträucher und Hochstämmchen einen weiteren Pflegeschnitt. Bei diesem Schnitt werden alle vertrockneten, kranken oder zu schwachen Triebe und Zweige an der Basis abgeschnitten. Pflanzenschnitt, der von Krankheiten befallen ist, sollte dabei auf keinen Fall auf dem Kompost entsorgt werden, da sich die Erreger sonst im Garten weiter ausbreiten können.