Kiwi: Anbau im Garten, Ernte und Lagerung

So gelingt der Anbau von Kiwis im Garten. Welche Standorte sich für die Kultivierung eignen, wie du für eine ausreichende Bestäubung deiner Pflanzen sorgst und dadurch eine üppige Ernte erzielst sowie Tipps zum idealen Erntezeitpunkt und der richtigen Lagerung, erfährst du in diesem Beitrag.

Kiwis gehören zu den beliebtesten exotischen Obstarten und erlebten als Trend-Frucht in den 70ern einen regelrechten Boom. Eine Zeit lang durften sie sogar in keinem Garten fehlen. Damals war allerdings über die erforderlichen Kulturbedingungen der neuen Obstart in unserem Klima allgemein noch wenig bekannt. Oft gingen die Pflanzen ein oder die Ernte blieb aus. Erst nach und nach zeigte sich, unter welchen Bedingungen der frostempfindliche Exot auch hierzulande erfolgreich angebaut werden kann.

Der ideale Standort zum Anbau von Kiwis

Wein- und Obstbaugebiete sind optimal zum Kiwi-Anbau

Kiwis stammen ursprünglich aus den Subtropen Chinas. Sie lieben daher warme Standorte und sind sehr frostempfindlich. Ihre Früchte haben eine lange Reifezeit, die etwa fünf bis sechs Monate dauert. Da sie erst im Juni blühen, erreichen die begehrten Früchte frühestens Ende Oktober bis November die volle Reife.

In rauen Gegenden wird jedoch der früh eintreffende Frost zum Problem, da er die Reifezeit verkürzt. Pflückt man Kiwis zu früh, sind sie meist unterentwickelt, haben einen schlechten Geschmack und reifen auch während der Lagerung nicht mehr nach.

Der Anbau von Kiwis gelingt bei uns deshalb nur in Wein- und Obstbaugebieten, wo die Früchte durch das mildere Klima genug Zeit zum Ausreifen haben. Das Anbauklima wirkt sich direkt auf die Entwicklung der Früchte aus. So sind z. B. Kiwis aus wärmeren Regionen etwa 1 – 2 cm länger und breiter als die, die in kühleren Gegenden wachsen.

Kiwis gedeihen auf leicht sauren, humusreichen und mittelschweren Böden

Der ideale Boden für den Kiwi-Anbau ist tiefgründig und humusreich. Am besten eignen sich mittelschwere Lehmböden. Leichte Sandböden sind hingegen zu trocken für die durstigen Pflanzen. Schwere Tonböden sind ebenfalls ungeeignet, da sie verdichtet sind und Staunässe bilden.

Damit die Pflanzen kräftig wachsen und reichlich Früchte tragen, muss der pH-Wert des Bodens im leicht sauren Bereich zwischen 4,5 bis 5,5 liegen. Gartenböden erfüllen diese Ansprüche nur in den wenigsten Fällen und müssen daher erst bearbeitet und verbessert werden, bevor es mit der Anpflanzung der Kiwis losgehen kann. Mehr rund ums Thema Gartenboden im Beitrag: Gartenboden bestimmen und verbessern

Windschutz: Die Kiwi mag keinen Wind

Die raschwüchsige Kletterpflanze ist sehr empfindlich gegenüber Wind. Insbesondere die starken Frühjahrsstürme lassen die jungen zarten Triebe, an denen die Früchte wachsen, schnell abknicken oder beschädigen das junge Laub. Dauerhafter Wind kann aber auch später an den heranreifenden Früchten Schäden verursachen. Sobald die Kiwis größer werden, hängen sie oft nah zusammen am Ast und reiben jedes Mal aneinander, wenn der Wind an ihnen rüttelt. Diese Reibeflächen hinterlassen oft dunkle harte Stellen an der Schale. Der Standort sollte deshalb auf jeden Fall windgeschützt sein.

An warmen Standorten mit Südwest-Lage gedeihen Kiwis am besten

Kiwis lieben warme und helle Standorte. Ideal sind Plätze in Südwest- oder Westlage. Sonnige, heiße Südwände sollte man meiden, denn durch ihre große Blattmasse verdunstet die Pflanze viel Wasser und wird im Sommer unglaublich durstig. Bei zu wenig Regen haben Gärtner später Mühe mit dem Gießen nachzukommen, um den großen Durst der Kiwi zu löschen. Halbschattige Standorte sind deshalb besser geeignet. Eine gleichmäßige Wasserversorgung während der gesamten Wachstumsphase ist bei Kiwis wichtig, damit sie reichlich Früchte tragen.

Die Kiwi-Lianen benötigen ein Klettergerüst

Während jeder die Kiwi-Frucht kennt, bekommt man die Kiwi-Pflanze hingegen selten zu sehen. Viele vermuten daher, dass die Früchte an einem Baum wachsen, wie es bei gängigen Obstarten üblich ist. Fälschlicherweise ist dadurch manchmal von einem Kiwi-Baum die Rede. In Wirklichkeit handelt es sich um eine kräftige verholzende Liane, von der die zahlreichen Kiwis herunterbaumeln.

Die Kletterpflanze benötigt daher ein ausreichend stabiles Stützgerüst, an dem sie empor klettern kann. Kiwis haben eine enorme Wuchskraft und erreichen in nur einem Jahr Höhen von bis zu 10 Metern. Der gewählte Standort sollte daher der Pflanze genug Platz zum Klettern bieten. Ideal ist z. B. ein Spalier an einer Mauer oder geeigneten Hauswand. Ebenso eignet sich eine Pergola, an der die Kiwis mit ihrem dekorativen sommergrünen Blattwerk gleichzeitig Schatten spenden und als schöner Sichtschutz dienen. Wie du deine Kiwis am Spalier oder an einer Pergola erziehst, erfährst du im Beitrag: Kiwi schneiden: Schnittanleitung zur Erziehung am Spalier und Pergola

Frostschutz für Jungpflanzen und Blütentriebe

Der wärmeliebende Exot gehört zu den frostempfindlichen Gewächsen. Junge Pflanzen sowie die zarten Austriebe im Frühling, sind besonders durch Frost gefährdet. Im Herbst wird daher der Wurzelbereich mit einer Mulchschicht oder Tannenreisig zugedeckt. Das Holz muss ebenfalls vor eisigen Winterfrösten geschützt werden. Dazu eignet sich z. B. ein Frostschutzvlies, mit dem man die Jungpflanzen bis auf eine Höhe von ca. 60 – 80 cm abdeckt.

Ältere Kiwis überstehen Temperaturen von bis zu -12 °C. In strengen Wintern können die Pflanzen sogar trotz Frostschutz bis zum Wurzelstock abfrieren. Im nächsten Frühling treiben die Kiwis jedoch neu aus und klettern wieder an der Pergola empor.

Ist der Winter überstanden, benötigt vor allem der empfindliche Neuaustrieb Schutz vor Spätfrösten. Frieren die Triebe ab, werden dabei leider auch die bereits angelegten Blütenknospen zerstört. Da die Kiwi daraufhin zwar neue Blätter bildet, aber in diesem Jahr nicht mehr blühen wird, fällt die Ernte aus.

Kiwis benötigen eine Partner-Pflanze (Befruchtersorte)

Für einen guten Ertrag spielt die erfolgreiche Bestäubung der Kiwi-Blüten eine entscheidende Rolle. Aus botanischer Sicht sind Kiwis zweihäusig, denn es gibt weibliche und männliche Kiwi-Pflanzen. Bei der Anpflanzung gilt daher das Prinzip: Eine Kiwi kommt selten allein. Während die weiblichen Pflanzen die begehrten Früchte bilden, dienen die männlichen Sorten nur zur Bestäubung der weiblichen Blüten. Beide werden im Garten benötigt, um später reichlich Kiwis ernten zu können.

Gute Bestäubung für viel Ertrag

Um hohe Ernten und eine gute Fruchtqualität zu erzielen, müssen rund 90 % der Blüten ausreichend bestäubt sein. Schlecht befruchtete Blüten bilden meist nur kleine oder deformierte Früchte. Ob die Kiwi genug bestäubt wurde, lässt sich auch beim Aufschneiden der Frucht erkennen. Gut entwickelte Kiwis enthalten viele Samenkörner. Eine geringe Anzahl an Samen deutet hingegen auf eine mangelnde Befruchtung hin.

Damit die Bestäubung gelingt, sollten sich die männlichen Kiwi-Sorten möglichst in der Nähe (nicht weiter als 4 Meter entfernt) von der weiblichen befinden. In der Regel reicht eine männliche Kiwi aus, um etwa sieben weibliche Pflanzen zu bestäuben. Bei der Auswahl der Kiwi-Sorten sollte man darauf achten, dass die weiblichen und männlichen Pflanzen zur gleichen Zeit blühen, da die Blühtermine variieren können. Je nach Witterung kann es auch in manchen Jahren zu Verzögerungen bei der Blüte kommen.

Am besten eignen sich daher männliche Sorten, die eine längere Blütezeit von bis zu vier Wochen haben. So kann ein männliches Exemplar seinen Pollen gleich auf mehrere Kiwi-Sorten mit unterschiedlichen Blüh-Terminen zuverlässig übertragen. Inzwischen gibt es auch selbstfruchtende Kiwi-Sorten, diese bringen aber meist geringere Erträge und kommen nicht an die Fruchtqualität klassischer Sorten heran.

Beim Kauf von Kiwi-Pflanzen ist es oft nicht einfach eine männliche Befruchtersorte auszuwählen, die zur weiblichen passt. Welche bewährten Kiwi-Sorten für den Garten ideal zusammenpassen, erfährst du hier im folgenden Beitrag: Kiwisorten: Die besten Kiwi-Pflanzen für den Garten

Kiwi-Blüten entwickeln sich langsam und öffnen sich erst im Juni

Die Entwicklung der Kiwi-Blüten dauert ziemlich lange – rund zwei Monate. Während andere Obstgehölze ihre Blütenknospen bereits im vergangenen Jahr angelegt haben, bilden Kiwis ihre erst nach der Winterruhe. Ein Grund, warum die Blüten häufig durch Spätfrost gefährdet sind. Ab Mitte bis Ende Mai sind zwar schon die anschwellenden Blütenknospen sichtbar, doch bis sie sich öffnen, dauert es noch bis Anfang oder Mitte Juni. Bis dahin befinden sich die Blüten in der Entwicklungsphase. Diese wird als „Ballonstadium“ bezeichnet und kann drei bis vier Wochen dauern. Manchmal wird der Prozess durch kühles Frühlingswetter um einige Tage verzögert.

Weibliche und männliche Kiwi-Pflanzen lassen sich an der Blüte erkennen

Auf den ersten Blick sehen beide Blütenarten der Kiwi zum Verwechseln ähnlich. Dennoch sind sie das einzige Merkmal, an dem man männliche und weibliche Pflanzen voneinander unterscheiden kann.

Die Unterschiede auf einen Blick

Weibliche Kiwiblüten
– Sind mit 5 – 6 cm Durchmesser größer
– Dicker Stempel (Fruchtknoten) mit weißem Kranz in der Mitte
– Glatte Blütenränder
– Blühen anfangs weiß und färben sich nach 3 – 4 Tagen cremegelb
– Verblühen nach 8 – 10 Tagen

Männliche Kiwiblüten
– Sind mit ca. 4 cm Durchschnitt kleiner
– Stempel fehlt, dafür dickere Staubgefäße
– Leicht gewellte Blütenränder
– Färben sich von Weiß in Hellgelb

Wind und Wild-Hummelarten bestäuben die Kiwi

Sobald die Kiwis im Juni ihre Blüten öffnen, tummeln sich viele Wildhummeln in der Kletterpflanze. Für Bienen hingegen ist die Kiwiblüte kaum interessant, da sie zu wenig Nektar enthalten. Der Pollen von Kiwis ist zudem sehr fein, sodass Honigbienen ihn nicht so leicht einsammeln können wie bei anderen Blumenarten.

Kiwiblüten im Juni

In den ersten zwei bis drei Tagen nach dem Aufblühen übernehmen hauptsächlich Wildhummeln und andere Insekten die Bestäubung. Danach werden die Pollenkörner langsam trockener und können zusätzlich durch den Wind verbreitet und übertragen werden.

Kiwi-Ernte – auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an

Bis die ersten Kiwis aus dem eigenen Garten geerntet werden können, braucht man etwas Geduld. Ab dem 3. Standjahr ist es in der Regel endlich so weit. War die Bestäubung der Blüten erfolgreich, hängen im Herbst an den Lianen zahlreiche Früchte. Je nach Sorte, Alter und Standort kann eine Pflanze stolze 10 – 30 kg Kiwis auf die Waage bringen.

Bis zur Reife benötigen die leckeren Früchte allerdings ca. fünf Monate. Damit sie ihr volles Aroma entwickeln, sollten sie möglichst lange an der Pflanze reifen können. Wann der ideale Erntezeitpunkt ist, hängt neben dem Wetter und der Sorte auch von der bevorzugten Lagerart ab. Allgemein unterscheidet man daher bei Kiwis zwischen Ernte- und Genussreife. Wer frische Kiwis direkt verzehren möchte, sollte sie später im November ernten. Leichte Fröste von 0 bis -1 °C überstehen die Früchte in der Regel unbeschadet und können anschließend vorsichtig geerntet werden, wenn der kurze Frost vorüber ist.

Sollen die Kiwis als Vorrat für den Winter eingelagert werden, beginnt die Ernte schon im Oktober, wenn die Früchte noch fest sind. Sind die Kiwis noch unreif, aber ausreichend entwickelt, können sie zum Nachreifen ins Lager geholt werden. Dabei gilt: Je wärmer der Sommer war, desto früher kann die Ernte beginnen.

Die Reifegrade der Kiwi

Erntereif: ab Oktober (die Früchte sind noch hart, sauer und unreif).
Genussreif: Frucht ist weich und entfaltet jetzt ihr volles Aroma.
Überreif: Kiwis werden schnell überreif. Die Frucht ist sehr weich, das Fruchtfleisch sieht glasig aus und hat einen faden Geschmack.

Kiwis richtig lagern und nachreifen lassen

Frostfrei gelagert sind unreife Kiwis bei einer konstanten Temperatur von 0 °C bis zu sechs Monate haltbar. Bei Temperaturen ab 4 – 5 °C verringert sich die Lagerfähigkeit auf zwei bis drei Monate. Im Lager sollte die Luftfeuchtigkeit bei 90 – 95 % betragen, da sie sonst zu viel Feuchtigkeit verlieren und anfangen zu schrumpfen. Den Winter über kann man dann Früchte nach Bedarf aus dem Vorrat nehmen. Anschließend werden die Kiwis für etwa zwei Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Sobald sie weich sind, haben sie die Genussreife erreicht und sind bis zu einer Woche haltbar.

Lässt sich die reiche Ernte nicht gleich vollständig verwerten, kann man die Früchte auch durch die Verarbeitung zu einer leckeren Kiwi-Marmelade, einem Kompott oder Likör haltbarer machen.

Botanik Guide Tipp

Äpfel lassen Kiwis schneller reifen
Äpfel verströmen Ethylen, ein natürliches Reifegas. Legt man Kiwis in ihre Nähe, reifen diese schneller. Der Trick funktioniert auch bei anderen Obstarten.

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