Kiwi schneiden: Schnittanleitung zur Erziehung am Spalier und Pergola
Nur durch einen regelmäßigen Sommer- und Winterschnitt tragen Kiwi-Pflanzen viele Früchte. Mit welcher bewährten Schnitt-Technik deine Kiwis größere und süßere Früchte bilden und wie du sie am Spalier oder Pergola richtig erziehst, erfährst du in diesem Beitrag auf Botanik Guide.
Kiwi am Spalier erziehen – Schritt für Schritt
Wie bei anderen Obstgehölzen, gibt es auch bei Kiwis verschiedene Anbauarten bzw. Erziehungsformen. Kiwis sind kräftige und schnell wachsende Kletterpflanzen, die ein stabiles Klettergerüst benötigen. Im Garten werden sie meist an einem Spalier erzogen oder an einer Pergola angebaut.
Höhere Kiwi-Ernte und süßere Früchte durch regelmäßigen Rückschnitt
Mit ihrer Wuchskraft können Kiwis schnell über das Spalier hinaus wachsen und anfangen, den Garten zu überwuchern. Dabei bilden sie meist viel Blattmasse, aber kaum Früchte.
Aus den Pflanzen entsteht bald ein riesiges Lianen-Gewirr, das sich später nur schwer wieder in Ordnung bringen lässt. Gleichzeitig verdeckt das dichte Blattwerk den wenigen Früchten das Sonnenlicht, sodass sie kaum Aroma bilden und fad schmecken.
Ein regelmäßiger Schnitt hält die Pflanzen in Form und ist deshalb entscheidend für eine reiche Kiwi-Ernte. Durch den Rückschnitt bekommen die Früchte wieder genug Licht, sodass sie zu süßen aromatischen Kiwis heranreifen können. Die richtige Erziehung der Kiwi-Pflanzen sollte daher von Anfang an erfolgen.
Kiwi-Spalier in der Aufbau-Phase
Schritt 1 – Kiwi anpflanzen und Haupttrieb am Spalier befestigen
Während der ersten beiden Standjahre werden vor allem die Haupt- und Seitentriebe der Kiwi am Spalier befestigt. Im ersten Jahr wird direkt nach der Pflanzung der kräftigste Haupttrieb der Pflanze ausgewählt, falls mehrere vorhanden sind, und senkrecht ans Drahtgerüst angebunden. Dieser wird ca. ein Drittel gekürzt, um die Verzweigung anzuregen. Die übrigen schwächeren Triebe werden an der Basis entfernt.
Schritt 2 – Neue Seitentriebe am Spalier befestigen
Nach dem Einkürzen bildet der kräftige Haupttrieb bald neue Seitentriebe. Diese werden nun jeweils rechts und links entlang der waagrechten Spanndrähte befestigt. In dieser Aufbau-Phase lässt man die Kiwi-Pflanzen weitgehend wachsen. Erst wenn die Triebe anfangen, über das Ende des Spaliers zu klettern, können sie etwas gestutzt werden. In der Regel genügt es, die Seitentriebe bis auf eine Länge von 50 – 150 cm in die Breite wachsen zulassen, je nachdem wie viel Platz man im Garten hat. Sobald die Seitentriebe zu lang werden, kürzt man sie einfach um ca. 10 cm.
Schritt 3 – Seitentriebe der waagrechten Triebe im 2. Standjahr einkürzen
Im zweiten Jahr bilden die nun dickeren waagrechten Seitentriebe durch das Einkürzen wiederum eigene Seitentriebe, die ab dem nächsten Jahr fruchttragende Langtriebe (Fruchttriebe) bilden, an denen die Früchte wachsen. Diese muss man im Sommer auf etwa vier bis sechs Blätter einkürzen. Da die Kiwi dazu neigt, an diesen Stellen innerhalb kurzer Zeit wieder neu auszutreiben, muss das Einkürzen während des Sommers oft mehrmals wiederholt werden.
Sommer- und Winterschnitt ab dem 3. Standjahr
Ab dem dritten oder vierten Standjahr bildet die Kiwi in der Regel zum ersten Mal Fruchttriebe. Sobald die Kiwi-Pflanzen Früchte tragen, benötigen sie von nun an regelmäßig einen Sommer- und Winterschnitt.
Der Sommerschnitt bringt größere Kiwi-Früchte
Im August erreichen die Kiwis etwa die Größe einer Walnuss. Das ist der ideale Zeitpunkt für den Sommerschnitt, der zur Verbesserung der Fruchtqualität dient. Hierbei werden die Fruchttriebe so weit eingekürzt, sodass hinter der letzten Frucht am Ast etwa nur noch fünf bis sieben Blätter stehen bleiben.
Der Trick: Durch die Reduzierung der Blattanzahl an den Fruchttrieben investiert die Pflanze ihre Nährstoffe jetzt in die Fruchtbildung statt ins Blattwerk. Auf diese Weise können sich die leckeren Früchte besser entwickeln und wachsen zu wesentlich größeren Exemplaren heran. Um die Qualität der Kiwis weiter zu verbessern, sollte man beim Sommerschnitt auch zu kleine oder schlecht entwickelte Früchte gleich mit entfernen, da sie den anderen Kiwis nur Kraft und Nährstoffe wegnehmen.
Winterschnitt – So bildet die Pflanze neues Fruchtholz
Von Mitte Februar bis Mitte März erfolgt bei den Kiwi-Pflanzen an frostfreien Tagen der sogenannte Winterschnitt. Er regt das Fruchtholz in der kommenden Saison zu neuem Wachstum an und dient somit der Verjüngung. Diese muss mindestens alle drei Jahre vorgenommen werden, damit die Pflanzen dauerhaft gute Ernten bringen. Kiwis blühen immer an den neuen Fruchttrieben der zwei- bis dreijährigen Seitentriebe. Ein Fruchttrieb, der bereits Früchte getragen hat, wird keine weiteren mehr bilden. Diese Astpartie wird daher bis zu einem neuen langen und kräftigen Seitentrieb, der noch keine Früchte entwickelt hat, zurückgeschnitten. Der neue Seitentrieb wird sich im gleichen Frühjahr verzweigen und Fruchtholz bilden.
Bei diesen Schnittarbeiten werden auch zu lange Triebe entfernt, die über das Spalier wachsen und die Fruchttriebe später überschatten könnten. Das regelmäßige Auslichten der Pflanzen sorgt dafür, dass die Früchte genug Sonnenlicht bekommen.
Wichtig: Kiwi-Pflanzen Ende März nicht mehr schneiden
Ab Ende März sollten keine Schnittarbeiten mehr durchgeführt werden.
Der Grund: Kiwi-Pflanzen haben einen starken Saftstrom in ihren Ästen. Bei Verletzungen kommt es hauptsächlich im Frühjahr zu einem heftigen Saftaustritt, der sich über Tage nicht stoppen lässt. Die Zweige verlieren dabei so viel Saft, dass der Boden unter dem Spalier so nass wie nach einem Regenschauer ist. Der große Flüssigkeitsverlust schwächt die Pflanzen und bringt das Fruchtholz zum Schrumpfen.
Kiwi an der Pergola erziehen
An der Pergola oder Laube gelten die gleichen Schnittmaßnahmen wie bei der Erziehung am Spalier. Beim Anpflanzen wird zunächst der kräftigste Haupttrieb und zwei kräftige Seitentriebe ausgewählt. Der Haupttrieb soll in den ersten Jahren ein dickes Stämmchen bilden und an der Pergola hochwachsen. Dieser wird am Draht oder Pfahl befestigt. Die beiden starken Seitentriebe werden rechts und links als Seitenäste über die waagrechten Spanndrähte oder das Dach der Pergola geleitet. An ihnen wachsen dann ab dem 3. Standjahr die ersten Früchte. Danach erfolgt ein regelmäßiger Sommer- und Winterschnitt.