Wildrosen im Naturgarten: Darum sind sie so wertvoll für die heimische Tierwelt

Wildrose: Apfelrose villosa

Heimische Wildrosen als natürliches Insektenhotel und Vogelfutterquelle: Ob groß oder klein – die robusten und anspruchslosen Wildrosen passen in jeden Garten und sind eine Bereicherung für die bedrohte Tierwelt. Welche Vorteile Wildrosen gegenüber den empfindlichen Hochzuchtrosen haben und wie sich mit ihnen naturnahe Wildrosenhecken gestalten lassen, erfährst du hier im 2-teiligen Spezial-Beitrag „Die Wildrose“ auf Botanik Guide.

Wildrosen schmücken im Juni vielerorts Hecken, Feld- und Wegränder oder verwandeln für ein paar Wochen mit ihren einfachen rosa-weißen Blüten alte Mauern in ein üppiges Blütenmeer. In Gärten findet man sie allerdings nicht allzu oft. Völlig zu Unrecht, denn die anspruchslosen und robusten Wildrosen haben gegenüber den wundervollen, aber empfindlichen Zuchtrosen viele Vorteile – insbesondere für die Gestaltung naturnaher Gärten und im Hinblick auf die trockenen Sommer, die uns immer öfter erwarten.

Rosen gehören zu den beliebtesten Gartenpflanzen, von denen es inzwischen eine unglaubliche Vielfalt von über 30.000 verschiedenen Sorten gibt. Bei den meisten Rosen, die in den Gärten wachsen, handelt es sich um Zuchtrosen, die der heimischen Insekten- und Tierwelt weder Nahrung noch einen artgerechten Lebensraum bieten können. Edel-, Beet- und Kletterrosen blühen zwar den ganzen Sommer mit den schönsten Düften und Farben um die Wette, in ihren gefüllten Blüten finden Biene & Co. jedoch wenig bis gar keinen Pollen oder Nektar. Im Herbst suchen Vögel ihre geliebten Hagebutten bei diesen Rosen ebenfalls vergeblich. Umso wertvoller sind daher Wildrosen.

Wildrosen sind Nahrungsquelle & Lebensraum für über 100 heimische Insektenarten

Jede Wildrose im Garten ist wie ein riesiges Insektenhotel, in dem 103 verschiedene Insektenarten leben und Nahrung finden. Die einfachen, aber hübschen und ungefüllten Blüten spenden Pollen und Nektar und sind wahre Insektenmagnete, die zahlreiche Nützlinge wie Wildbienen, Tagfalter, Blattwespen und Käfer in den Garten locken. Doch nicht nur der rosa Blütenflor ist eine begehrte Nahrungsquelle für Insekten, auch das Blattwerk dient als Futter. So knabbern und raspeln viele Blattfresser am Laub und saugen am Pflanzensaft der Wildrose, während die Larven von Marienkäfer und Schwebefliege auf Blattlausjagd gehen. Der Vorteil: Im Gegensatz zu den Zuchtrosen machen die Heerscharen von Sauginsekten oder Blattfressern den robusten Wildrosen wenig aus, da sie von Natur aus an ihre teils gefräßigen Bewohner angepasst sind.

Wildrosen liefern natürliches Winterfutter für 27 heimische Vogelarten

Grünfink
Grünfinken hacken die Hagebutten gerne auf und hohen sich die Samen heraus. [©J.C.Salvadores]/stock.adobe.com

Im September ist die kurze Blütenpracht der Wildrose längst vorbei, doch dafür zeigen die Sträucher im Herbst ihren dekorativen Fruchtschmuck, der schon von weitem leuchtet. Die Zweige hängen dann je nach Art randvoll mit Hagebutten in den unterschiedlichsten Formen, von länglich bis kugelrund. Diese bleiben lange am Strauch, bis der Winter sie mit Raureif überzieht. Zwischen Schnee und Eis sind Wildrosen eine begehrte Futterquelle für Vögel. Grünfink, Amsel, Feldsperling, Drossel, Seidenschwanz und viele mehr hacken die Hagebutten auf und verputzen das Fruchtfleisch oder picken die enthaltenen Samen heraus. Insgesamt ernähren sich 27 Vogelarten von den roten Früchten.

Durch die große Insektenvielfalt, die in den Sträuchern lebt, finden Vögel auch im Frühling und Sommer genug artgerechte Nahrung, die in vielen Städten Mangelware ist. Damit gehören Wildrosen zu den wertvollsten heimischen Vogelnährgehölzen. Das stachelige Dickicht der Sträucher bietet ihnen zusätzlich ideale Nistplätze und Schutz vor Fressfeinden. Die Rosenhecke hat neben den Singvögeln aber noch weitere Bewohner. Insgesamt leben in ihr 27 Säugetierarten.

Kombiniert man die Wildrosenhecke mit anderen Wildstraucharten, bietet der Naturgarten noch mehr Lebensräume und Nahrung für Tiere, darunter Vogel und über 1000 weitere Insektenarten. Welche heimischen Wildsträucher sich dazu eignen und bei Vögeln heiß begehrt sind, erfährst du im Beitrag: Vogelschutzhecken im Garten: Eine natürliche Futterquelle für Vögel

Hagebutten als gesundes Wildobst in der Küche

Früchtetee mit Hagebutten
Hagebutten sind in vielen Früchtetees enthalten. [©02irina]/stock.adobe.com

Wildrosen gehören zu den Wildobst-Arten und sind dank ihres hohen Vitamin-C-Gehalts, der sogar den von Zitronen weit übertrifft, sehr gesund. Anders als häufig angenommen, sind grundsätzlich alle Arten von Hagebutten essbar. Durch die unterschiedlichen Größen der Früchte eignen sich allerdings nicht alle Sorten zur Verwendung in der Küche. Große Hagebutten wie z. B. von Apfelrosen, Weinrosen, Hundsrosen oder Blaugrüne Rosen werden deshalb bevorzugt zu Marmelade oder Mus verarbeitet, da man bei ihnen die Samen leichter vom Fruchtfleisch trennen kann. Sehr kleine Hagebutten, wie von Zimtrosen oder der Kleinblütigen Rose (Rosa micrantha), werden hingegen zur Herstellung von Fruchtwein verwendet.

Mehr zum Vitamin-C-Gehalt von Hagebutten und wie man diese schonend zu Konfitüre verarbeitet, ohne dass die Vitamine beim Erhitzen verloren gehen, erfährst du im Beitrag: Diese Obst und Gemüse enthält mehr Vitamin C als Zitronen

Gezüchtete Rosen haben hohe Ansprüche und sind anfällig für Pilzkrankheiten

Rosen haben den Ruf, einer der anspruchsvollsten Gartenpflanzen zu sein. Dieser entstand aber erst, nachdem man die einfachen Wildrosen durch Jahrhunderte lange Züchtung in moderne Hochzuchtrosen verwandelt hat. Wie man an den wilden Verwandten von Edelrose & Co. sehen kann, handelt es sich bei Rosen ursprünglich um äußerst anspruchslose und robuste Gewächse. Einige wachsen selbst im rauen Küstenklima, wo sie sandigen Winden ausgesetzt sind. Andere überstehen mühelos Überschwemmungen, extreme Hitze oder zweistellige Minusgrade. Doch wie bei allen hochgezüchteten Gartenpflanzen begeistern viele der modernen Sorten mit ihren prächtigen Blüten so sehr, dass man an ihnen einfach nicht mehr vorbeikommt und sie in den Garten holt.

Oft währt die Freude allerdings nur kurz, denn im Gegensatz zu Wildrosen, die sich von Natur aus sogar mit verwilderten Feldrändern begnügen, sind die bunteren und intensiv duftenden Schönheiten sehr anspruchsvoll. Moderne Zuchtsorten gedeihen nur unter idealen Bedingungen und benötigen viel Pflege. Im Sommer leiden sie schnell an Wassermangel, sodass regelmäßiges Gießen notwendig ist. Das größte Problem bei der Kultivierung von Rosen ist jedoch nach wie vor die hohe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen wie Blattläuse oder Pilzkrankheiten wie der gefürchtete Rosenrost oder Mehltau. Resistente Sorten sind deshalb umso teurer in der Anschaffung.

Hagebutten

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Die pflegeleichten Wildrosen gedeihen auf jedem normalen Gartenboden

In der Natur wachsen und blühen Wildrosen hingegen jeden Sommer in ihrer ganzen Pracht und sind dabei auf keinerlei Pflege angewiesen. Stattdessen sind sie äußerst genügsam und gedeihen auf kargen, steinigen und trockenen Böden. Einige Arten haben sich sogar auf feuchte und lehmige Standorte spezialisiert. Wildrosen bevorzugen warme und sonnige Plätze, im Halbschatten blühen sie aber genauso üppig. Während das Laub der Hochzuchten durch Mehltau bis zum Herbst vergilbt, dekorieren die wilden Schönheiten mit ihrem leuchtenden Fruchtschmuck den Garten bis in den Winter.

Hagebutten im Winter
Hagebutten schmücken den Garten zwischen Schnee und Eis. [©agneskantaruk]/stock.adobe.com

Weinrose, Apfelrose & Co. sind sehr robuste, widerstandsfähige und gesunde Sträucher, die keine Anfälligkeit für die typischen Rosenkrankheiten haben. Mit Wildrosen spart man daher gleichzeitig Kosten für chemische Bekämpfungsmittel, auf die man in naturnahen Gärten ohnehin verzichten sollte. Stattdessen kann man von dem eingesparten Budget weitere hübsche und pflegeleichte Wildrosenarten in den Garten holen, da diese meist viel günstiger angeboten werden als die Zuchtsorten.

Wildrosen passen in kleine und große Gärten

Die Wachstumsstärke ist bei Wildrosen verschieden, sodass es für jede Gartengröße eine passende Art gibt. Sollten die Hecken oder Einzelsträucher doch einmal zu stark wuchern, kann man sie ohne Probleme radikal zurückschneiden und in Form halten. Ihre gute Schnittverträglichkeit, die auch einen Schnittfehler verzeiht, ist ein weiterer Vorteil von Wildrosen. Bei der Gartengestaltung bieten sie als naturnaher Sichtschutz, blühende Buschgruppen, Mauerbegrünung oder eindrucksvolles Solitärgehölz viele Möglichkeiten.

Wildrosen-Strauch

Niedrige Wildsträucher-Hecke mit Wildrosen für größere Gärten

Wildrosen sind ideal für Naturhecken, die durch weitere heimische Wildsträucher ergänzt werden können. Die größeren Vertreter dieser Arten nehmen für gewöhnlich viel Platz ein, der in heutigen Gärten meist fehlt. Niedrigere Hecken aus Wildrosen oder in Kombination mit kleineren Wildstraucharten eignen sich daher besser.

Eine niedrige einreihige Wildrosenhecke erreicht je nach Zusammenstellung der Arten eine Höhe von etwa ein bis zwei Metern und geht rund zwei Meter in die Breite. Der Pflanzabstand in der Reihe sollte mindestens einen Meter betragen.

Kombinationen für kleine Wildsträucher-Hecken

Je nach Vorliebe und Standortverhältnissen kann man reine Wildrosenhecken oder eine bunt gemischte Wildsträucher-Hecke pflanzen.

Wildrosen für sonnige Standorte
Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia), Apfelrose (Rosa villosa), Filzrose (Rosa tomentosa), Lederrose (Rosa caesia) und Raublättrige Rose (Rosa marginata). An besonders kargen Stellen wächst auch die Rotblättrige Rose.

Wildrosen für schattige Standorte
Zimtrose (Rosa majalis) und Alpen-Heckenrose (Rosa pendulina)

Passende kleinere Wildstraucharten
Die herrlich duftenden Wildrosen können z. B. mit Himbeeren, schwarzen und roten Johannisbeeren kombiniert werden, die im Sommer leckeres Beerenobst liefern. Ebenso sind Wolliger Schneeball (Viburnum lantana), Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)oder Schwarze Heckenkirsche (Lonicera nigra) für die Tierwelt von großem Wert. Da diese teilweise giftig sind, ist bei Kindern und Haustieren allerdings Vorsicht geboten.

Wildrose: Hundsrose - Rosa canina 'Kiese'
Die purpurfarbenen Blüten der Hundsrose – Rosa canina ‚Kiese‘ sind ein toller Blickfang.

Wildrosenhecke für kleine Gärten

Für Gärten, in die keine weit ausladende Naturhecke passt, sind kleine Laubhecken aus wilden Rosen ideal. Hierzu eignen sich z. B. Zimt- und Bibernellrosen, die schnell ein dichtes Dickicht bilden. Mit Essigrose und Apfelrose entstehen ebenfalls schöne Vogelschutzhecken. Letztere wächst mit ihren Ästen gern über die Hecke hinaus und verleiht ihr ein umso natürlicheres Aussehen. Wuchert sie zu stark, verträgt die Rosenhecke auch einen Rückschnitt. Der Pflanzabstand beträgt in der Reihe max. einen halben Meter.

Wildrosen als Solitärgehölz im Garten

Bibernellrose & Co. kommen durch ihre interessanten Wuchsformen auch als Einzelgehölze oder in Gruppen gut zur Geltung. Sie können einzeln auf einer Wiese oder als räumliche Abstufung vor größere Wildsträucher-Hecken gepflanzt werden. An sonnigen Plätzen eigenen sich hierzu Essigrose, Apfelrose, Bibernellrose, Filzrose, Kriechrose (Rosa arvensis), Raublättrige Rose oder Rotblättrige Rose (Rosa glauca). Zur Pflanzung im Schatten sind Zimtrose, Apfelrose, Essigrose und Alpen-Heckenrose eine gute Wahl.

Hier im 2. Teil des Spezial-Beitrags stellt Botanik Guide die beliebtesten heimischen Wildrosen für den Garten vor: Zu den Wildrosen-Arten

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