15 Alte Kartoffelsorten: Die Wiederentdeckung der leckersten Kartoffelvielfalt

Alte Kartoffelsorten

Vor nicht einmal 100 Jahren, waren Kartoffeln für ihre Vielzahl an Geschmacksrichtungen, Farben und Formen bekannt. Doch heute erinnern sich nur noch wenige daran, wie intensiv und lecker Kartoffeln früher schmeckten.

In diesem Beitrag stellt Botanik Guide die 15 beliebtesten alten Kartoffelsorten vor, die einst von keinem Speiseteller wegzudenken waren. Außerdem: Wieso die damals so begehrten Knollen plötzlich vom Markt verschwanden, warum Kartoffeln früher oft blau statt gelb waren und wie die leckerste, aber längst vergessene Kartoffelvielfalt unter Gärtnern wiederentdeckt wird.

Früher schmeckten Kartoffeln völlig anders

Als eines der ältesten Grundnahrungsmittel der Welt begegnet uns die Kartoffel auf dem Teller in vielen Formen. Denken wir nur an würzige Bratkartoffeln, feines Püree, knusprige Chips oder die beliebten Pommes frites mit Ketchup.

Die Kartoffel selbst gilt hingegen allgemein als geschmacklich unspektakulär. Für die meisten schmeckt sie einfach neutral und immer gleich. Daher kennen wir sie als neutrale Beilage, die vor allem satt macht und erst durch die richtige Würzmischung zur echten Delikatesse wird.

Das war allerdings nicht immer so. Vor rund 100 Jahren erntete man eine bunte Kartoffelvielfalt von den Äckern, an deren fein aromatischen Geschmacksrichtungen sich heute wohl nur noch die wenigsten erinnern können.

Bunte Kartoffelvielfalt

Im Gegensatz zu heutigen Kartoffeln schmecken alte Kartoffelsorten herrlich buttrig, mild aromatisch, nussig, fein bis intensiv würzig. Sie bringen von Natur aus die unterschiedlichsten Aromen mit und begeistern ohne jede Zutat selbst Feinschmecker unter den Kartoffelfans. Doch nicht nur im Geschmack unterscheiden sie sich von der modernen Speisekartoffel, die bekanntlich stets gleichmäßig rund und gelb ist.

Unter alten Kartoffelsorten sind blaue und rote Knollen üblich

Für viele wahrscheinlich kaum vorstellbar, aber blaue und rote Kartoffeln waren einst weit verbreitet. Tatsächlich gibt es Kartoffeln in verschiedenen Farben und Formen. Die Farbpalette der beliebten Knollen reicht von gelb, rosa, dunkelrot, fast leuchtend pink, violett, dunkel lila bis blau.

Schneidet man sie auf, erlebt man beim Fleisch der Knollen einige farbliche Überraschungen. So können z. B. Sorten mit brauner Schale innen tief blau und rote Knollen innen gelb sein. Manche alten Kartoffelsorten leuchten außen wie innen pink. Andere blaue Sorten haben entweder ein violett-weiß marmoriertes oder tiefblaues Fleisch. Dunkelviolette Knollen überraschen beim Aufschneiden mit einem klassischen „Kartoffelgelb“.

Einige wirken durch ihre tiefblaue Färbung fast schwarz, sodass man sich auf den ersten Blick fragen könnte: „Ist das wirklich eine Kartoffel?“ Neben diesen vielen Farbkombinationen gibt es sogar Kartoffeln mit zweifarbiger Schale wie z. B. die alte Sorte ‚Reg King Edward‘. Sie kommt aus England, wo sie seit 1902 angebaut wird und gehört zu den beliebten Kartoffelsorten. Ihr Markenzeichen: die gelbe Schale mit einer hellroten Maserung an den Augen.

Bunte Kartoffelsorten

Schon gewusst?

Warum sind Kartoffeln blau?
Bei der Vielfalt alter Kartoffelsorten kommt häufig die Frage auf, woher sie ihre blau-violette Färbung haben. Ihre Farbe verdanken die Knollen dem Pflanzenfarbstoff „Anthocyanen“, der auch in rotem und blauem Beerenobst vorkommt.

Kaum bekannte Kartoffelformen: von rund bis hörnchenförmig

Kartoffeln sind immer rund? Alte Kartoffelsorten gibt es in unterschiedlichen Formen. Obwohl die meisten rund bis oval sind, hat sich die Natur auch hier ein paar außergewöhnliche Knollen ausgedacht. Einige bilden längliche bis fingerförmige Knollen, die locker eine Länge von 10 cm erreichen. Einen ungewohnten Blickfang auf dem Speiseteller bietet ebenfalls die beliebte Sorte ‚Bamberger Hörnchen‘, die mit ihrer Form an die Butterhörnchen vom Bäcker erinnert.

Schon gewusst?

Wie viele Kartoffelsorten gibt es?
Im Supermarkt bekommt man schnell den Eindruck, dass die Auswahl recht überschaubar ist. Tatsächlich gibt es weltweit rund 3.000 Kartoffelsorten. Neben diesen existieren noch über 4.000 Landsorten.

Kartoffeln
Kartoffeln aus dem Garten. [©Timmary]/stock.adobe.com

Darum geriet die einst so leckere Kartoffelvielfalt in Vergessenheit

Heute sind die bunten Knollen, die einige vielleicht noch aus Omas Garten kennen, eine begehrte Rarität. In Supermärkten findet man sie schon lange nicht mehr, sodass die einst so schmackhafte Kartoffelvielfalt in Vergessenheit geriet. Inzwischen ist nur den wenigsten der ursprüngliche Geschmack von Kartoffeln bekannt. Doch wie kam es eigentlich dazu?

Wie viele andere Gemüsearten wurde auch die Kartoffel über Jahrzehnte so gezüchtet, dass sie sehr hohe Erträge liefert und Knollen bildet, die sich ideal zur schnellen Weiterverarbeitung in der Industrie eignen. Schließlich ist die Kartoffel ein guter Sattmacher, der zu unseren wichtigsten Hauptnahrungsmitteln gehört.

Dazu müssen die Kartoffeln in Form und Größe möglichst einheitlich und die Schale einfach zu schälen sein. Leider bliebt der Geschmack, wie so oft, bei den modernen Hochleistungs-Sorten auf der Strecke.

Alte Kartoffelsorten mit krummen und länglichen Knollen ließen sich in der Industrie nicht gut verarbeiten und wurden aussortiert. Mit ihren tiefen Augen lässt sich die Schale vieler altbewährter Sorten für Maschinen schwer schälen. Die beliebten blauen Kartoffeln sind für den Erwerbsanbau oft zu anfällig für Krankheiten, sodass sie von den robusteren gelben Kartoffeln verdrängt wurden.

Nach und nach verschwanden die alten Kartoffelsorten aus dem Sortiment und wurden durch ertragreichere und robustere ersetzt. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für den Rückgang der Kartoffelvielfalt.

Es dürfen nur Kartoffeln verkauft werden, die auf der Bundessortenliste stehen

Wollen Landwirte eine der alten Kartoffelsorten anbauen, muss diese in Deutschland erst zugelassen werden. Der Grund: Hierzulande dürfen nur Pflanzkartoffeln verkauft werden, die in der Bundessortenliste eingetragen sind.

Die Zulassung ist jedoch mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden, sodass bisher nur sieben der alten Sorten in der Liste eingetragen sind. Sorten ohne Zulassung dürfen von den Händlern nur als Speisekartoffel zum Verzehr verkauft werden. Als Pflanzkartoffel zum Anbau dürfen sie hingegen nicht in den Handel gebracht werden.

Alte Kartoffelsorten erleben unter Gärtnern eine Renaissance

Obwohl sie aus dem allgemeinen Bewusstsein längst verschwunden sind, wird die altbekannte Kartoffelvielfalt in den letzten Jahren von vielen Gärtnern neuentdeckt. Doch wer die bunten aromatischen Knollen probieren und im Garten anbauen will, fragt sich, woher man die vergessenen Raritäten heute eigentlich noch bekommt.

Inzwischen haben sich einige Händler auf alte Kartoffelsorten spezialisiert und bieten diese als Speisekartoffeln an. Wegen ihrer wachsenden Beliebtheit sind viele der seltenen Knollen auch im Internet erhältlich. Hat man eine alte Sorte gefunden, die einem besonders gut schmeckt, ist es erlaubt, diese für private Zwecke im eigenen Garten zu vermehren. Vermarkten darf man sie allerdings nicht. Doch welche alten Kartoffelsorten gibt es überhaupt? Welche sind am beliebtesten?

Alte Kartoffelsorten: Die beliebtesten Knollen für den Garten

1. ‚Bamberger Hörnchen‘: Eine der ältesten Kartoffelsorten Deutschlands

Alte Kartoffelsorte 'Bamberger Hörnchen'

Wer in den Franken unterwegs ist und vom „Bamberger Hörnla“ hört, denkt wahrscheinlich sofort an leckere Butterhörnchen. Neben diesen gibt es dort allerdings eine weitere Spezialität unter gleichem Namen – eine der ältesten Kartoffelsorten Deutschlands. Mit ihrer schlanken und leicht gebogenen Form und der gelb-roséfarbenen Schale erinnert die Kultknolle tatsächlich an das beliebte Gebäck.

Wegen ihres einzigartigen, sehr würzigen Geschmacks gilt die seltene Kartoffelsorte in ihrer Heimat seit jeher als regionale Delikatesse. Noch heute wird die Liebhabersorte in kleinen Mengen für stolze 12 € pro Kilo angeboten. Dennoch wäre die beliebte Kartoffel beinahe vom Markt verschwunden und für immer verloren gegangen, da sie wenig ertragreich und der Anbau anspruchsvoll ist. Doch zum Glück setzten sich Kartoffelbauern, Gärtner und Vereine wie Slow Food Deutschland e.V. für den Erhalt der köstlichen Knolle ein – mit Erfolg.

Im Jahr 2005 wurde das ‚Bamberger Hörnchen‘ zum Arche-Passagier und erreichte wenig später als „Kartoffel des Jahres 2008“ mediale Aufmerksamkeit. Schließlich gelang es eine Erhaltungszüchtung zu etablieren. Diese bringt gesündere Kartoffelpflanzen hervor, die weniger anfällig für Viruserkrankungen sind. Im Jahr 2012 schaffte es das ‚Bamberger Hörnchen‘ als Erhaltungssorte in die Bundessortenliste und wurde somit gerettet.

Sorte ‚Bamberger Hörnchen‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelspät.
Geschmack: Sehr würzig und aromatisch.
Aussehen: Fingerlange, hörnchenförmige Knollen. Glatte, gelbe – hellrosa Schale und mitteltiefe Augen. Fleisch hellgelb.
Verwendung: Festkochend. Sehr gut als Pellkartoffel (mit Schale kochen) oder für Kartoffelsalat.
Alter: DE seit ca. 1854, Landsorte aus Bamberg.
Anbau: anspruchsvolle Kultur, nicht sehr ertragreich, wenig Krankheitsresistenzen.

Alte Kartoffelsorten 'Linda, 'Sieglinde' und 'Nicola'.

2. ‚Sieglinde‘: Eine alte Bekannte im Kartoffelregal

Die Kartoffel ‚Sieglinde‘ gehört zu den bekanntesten Sorten, die wahrscheinlich fast jedem schon einmal im Supermarkt oder auf dem Teller begegnet ist. Schließlich ist die Sorte schon seit über 80 Jahren im Handel und hat mit ihrem ausgezeichneten mild-würzigem Geschmack längst die Herzen von Kartoffelfans erobert.

Als ‚Sieglinde‘ auf den Markt kam, war sie eine absolute Neuheit im Kartoffelsortiment, da sie zu den ersten Frühkartoffeln gehörte, die festkochend waren. Die heute nach wie vor sehr beliebte Kartoffelsorte stammt aus der Kartoffelzucht Böhm (Lüneburg). Dort entstand sie im Jahre 1935 aus einer Kreuzung mit der Frühsorte ‚Juli‘.

Sorte ‚Sieglinde‘ im Überblick:

Reifezeit: Früh.
Geschmack: Mild, würzig, speckig.
Aussehen: Lang – ovale Knollen. Schale und Fleisch in hellgelb.
Verwendung: Festkochend, nach der Ernte gelten die Knollen meist als mehligkochend und können leicht aufplatzen. Hervorragend als Salat-, Pell-, Ofen-, Pfannen, Salzkartoffel.
Alter: DE 1935 und seit 1954 zugelassen.
Anbau: Bildet viele Knollen und liegt beim Ertrag im Mittelfeld. Besitzt eine gute Toleranz gegen Kartoffelkrebs, ist aber anfällig für Schorf und Krautfäule und Virosen.

3. ‚Linda‘: Die Königin unter den Kartoffeln

‚Linda‘ gehört wegen ihres einzigartigen und besonders schmackhaften Aromas zu den bekanntesten Kartoffelsorten. Liebhaber nennen sie deshalb auch „Die Königin der deutschen Kartoffeln“. Die aromatische Knolle wird vor allem für ihren hervorragenden Geschmack und ihre guten Kocheigenschaften geschätzt.

In Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist sie deshalb besonders populär. Gerade unter Bio-Kartoffelbauern zählt sie schon immer zu den wichtigsten Hauptsorten, die aus dem Sortiment nicht mehr wegzudenken ist.

Sorte ‚Linda‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Besonders aromatisch, cremig – buttrig.
Aussehen: Knollen lang-oval mit gelber, genetzter Schale. Sattgelbes Fruchtfleisch.
Verwendung: Festkochend. Ideal als Salat- und Salzkartoffel.
Alter: DE 1974.
Anbau: Knollen sind sehr keimruhig und haben eine gute Lagerfähigkeit. Sorte ist leider anfällig für das Y-Virus.

4. ‚Adretta‘: Ein beliebter Klassiker

Als einer der wichtigsten Hauptsorten machte ‚Adretta‘ in der ehemaligen DDR den Großteil des Kartoffelbaus aus. Wegen ihrer großen Beliebtheit setzte die köstliche Knolle schließlich ihren Siegeszug fort und gehört heute noch zu den Lieblingssorten.

Sorte ‚Adretta‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Feiner, mehliger und sehr aromatischer Geschmack.
Aussehen: Runde bis ovale Knollen mit ockerfarbener, genetzter Schale und mitteltiefen Augen. Hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Mehligkochend. Ideale Kartoffel für Klöße, Püree und Eintöpfe.
Alter: Ursprung in der DDR aus dem Jahre 1975.
Anbau: Gute Lagerfähigkeit, allerdings mittlere Anfälligkeit für Krautfäule.

5. ‚Desiree‘: Fruchtige und saftige Kartoffel

Alte Kartoffelsorte 'Desiree'

Die rote Sorte ‚Desiree‘ zeichnet sich durch ihre für eine Kartoffel recht ungewöhnliche Geschmacksrichtung aus. Die Knollen schmecken sehr fruchtig und sind schon fast saftig.
Ihr Ursprung liegt in den Niederlanden, wo sie bereits seit 1962 zugelassen ist.

Sorte ‚Desiree‘ im Überblick

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Sehr fruchtig und saftig.
Aussehen: Längliche bis ovale Knollen. Rote glatte Schale mit mitteltiefen Augen. Hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Vorwiegend festkochend. Ideal für Salz-, Pell- und Bratkartoffeln.
Alter: Niederlande 1962.
Anbau: Liefert lange und gleichmäßige Erträge mit großen Knollen. Die Sorte toleriert Trockenheit, kann auf lehmigen Böden allerdings unförmige Knollen bilden.

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6. ‚Granola‘: Bewährter Klassiker der 80er für Selbstversorger

Der würzige Geschmack und tiefgelbe Kern sind das Markenzeichen der alten Kartoffelsorte ‚Granola‘. Heute ist die Knolle bei den meisten wohl in Vergessenheit geraten, doch in den 80er und 90er Jahren war sie eine der am häufigsten angebauten Kartoffeln Deutschlands. Wegen ihrer Robustheit ist die Sorte ein Geheimtipp für den Selbstversorger-Garten.

Sorte ‚Granola‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Würzig-aromatisch mit dem typischen Kartoffelgeschmack.
Aussehen: Große rundovale Knollen. Leicht raue, gelbe Schale mit flachen bis mitteltiefen Augen. Gelbes Fleisch mit tief-gelbem Kern.
Verwendung: Vorwiegend festkochend. Als Salz-, Pell- und Bratkartoffeln.
Alter: DE 1975 aus der Pflanzenzucht SaKa.
Anbau: Eignet sich für alle Böden. Die Pflanzen brauchen in der Jungendentwicklung etwas mehr Zeit, bringen aber Knollen mit guter Lagerfähigkeit hervor. Sehr robuste Sorte, die, bis auf Krebs, gegen viele typische Kartoffelkrankheiten unempfindlich ist.

7. ‚Monalisa‘: Aromatisch mit hohen Erträgen

Die alte Kartoffelsorte stammt aus den Niederlanden. Sie zeichnet sich durch ihren fein-aromatischen Geschmack und ihre hohen Erträge aus. Eine weitere Besonderheit: Das gelbe Fleisch der Knollen verfärbt sich beim Kochen nicht.

Sorte ‚Monalisa‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Fein aromatisch.
Aussehen: Ovale Knollen mit gelber, sehr glatter Schale und flachen Augen. Hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Vorwiegend festkochend. Eignet sich für Salz-, Pell- und Bratkartoffeln.
Alter: Aus den Niederlanden von 1979.
Anbau: Liefert mittlere bis große Knollen. Die Sorte ist ziemlich robust, aber etwas anfällig für Kraut- und Knollenfäule.

8. ‚Nicola‘: Das altbekannte Allroundtalent in der Küche

Kartoffelsorte ‚Nicola‘ gehört zu den bekanntesten Speisekartoffeln, die häufig auch auf Wochenmärkten angeboten wird. Ob als Salat- oder Bratkartoffel, wegen ihrer vielseitigen Verwendung in der Küche erfreut sich die bewährte Sorte seit langem großer Beliebtheit.

‚Nicola‘ schmeckt leicht süßlich und besitzt ein intensives Aroma. Wer festkochende Kartoffeln bevorzugt, für den ist diese Kartoffel besonders geeignet, da sie zu den festesten Sorten gehört.

Sorte ‚Nicola‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Sehr intensives Aroma mit einer süßlichen bis erdigen Note.
Aussehen: Länglich ovale Knollen mit gelber, glatter Schale und flachen Augen. Fleisch in klassischem Kartoffelgelb.
Verwendung: Festkochend. Gilt in der Küche als echter Allrounder, der sich hervorragend als Salat-, Salz-, Pell- und Bratkartoffel eignet.
Alter: Ist seit 1973 in Deutschland zugelassen.
Anbau: Unkomplizierte Sorte, die sich für den Bio-Anbau eignet. Gedeiht auch unter schwierigeren Wachstumsbedingungen, da sie toleranter gegenüber Trockenheit als andere Sorten ist. Anfällig gegen Krautfäule und Y-Virus. Nicht Nematodenresistent.

9. ‚Quarta‘: Die fein-würzige Kartoffel mit den roten Tupfen

Die roten Tupfen (Augenflecken) sind das Markenzeichen der Kartoffelsorte ‚Quarta‘, das sie unverwechselbar macht. Obwohl sie sich wegen der roten Tupfen damals auf dem Markt nicht wirklich durchsetzen konnte, ist sie heute unter Liebhabern gefragt. Kein Wunder, denn ‚Quarta‘ überzeugt immer wieder mit ihrem fein-würzigen und besonders aromatischen Geschmack.

Manchmal wird beobachtet, dass sich die Sorte nach dem Pellen leicht grau färbt. Woran das liegt, konnte bisher nicht geklärt werden, auf den Genuss oder Geschmack hat das Phänomen jedoch zum Glück keinen Einfluss.

Sorte ‚Quarta‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Sehr fein aromatisch, leicht würzig.
Aussehen: Ovale Knolle mit glatter, gelber Schale und rotem Augenfleck. Mitteltiefe Augen. Gelbes Fleisch.
Verwendung: Vorwiegend festkochend. Ideal als Salz-, Pell- und Bratkartoffel.
Alter: DE 1979, stammt aus der Kartoffelzucht Böhm.
Anbau: Liefert eher geringe Erträge mit mittelgroßen und gleichmäßigen Knollen. Lange Keimruhe. Sorte ist anfällig für Krautfäule.

10. ‚Angeliter Tannenzapfen‘: Kartoffeln in Zapfenform

Die zapfenförmige Kartoffel kam schon zu Urgroßmutters Zeiten auf den Teller. Wie lange es die Liebhabersorte schon tatsächlich gibt, ist leider unbekannt. Man weiß nur, dass sie aus Angeln (Schleswig-Holstein) stammt und aus dem bäuerlichen Erhaltungsanbau kommt. Manche vermuten, dass es sich bei der Sorte in Wahrheit um die Kartoffel ‚Pink Fir Apple‘ (Rosa Tannenzapfen) aus dem Jahr 1850 handeln könnte. Schließlich sehen sich beide Sorten sehr ähnlich.

Sorte ‚Angeliter Tannenzapfen‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Feinwürzig, leicht nussig.
Aussehen: Lange, zapfenförmige Knollen, die sich teilweise verzweigen. Glatte, rosa Schale mit mittel- bis tiefen Augen. Hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Festkochend. Als Salat-, Pell- oder Bratkartoffel.
Alter: Wie lange es die Sorte schon gibt, ist unbekannt. Man weiß nur, dass sie aus Angeln (Schleswig Holstein) stammt.

11. ‚Cara‘: Bringt gute Erträge mit rot gemaserten Knollen

Die leuchtend gelbe Kartoffelsorte ‚Cara‘ fällt besonders durch ihre rote Maserung auf. In der Küche lässt sich die aromatisch, würzige Knolle vielseitig verwenden und liefert dazu gute Erträge. Im Garten erweist sie sich als sehr robust, gedeiht auch bei Trockenheit im Sommer und trotzt der Krautfäule.

Sorte ‚Cara‘ im Überblick:

Reifezeit: Spät.
Geschmack: Würzig und sehr aromatisch.
Aussehen: Runde bis ovale Knollen mit hellgelber Schale und roten Augenflecken. Mitteltiefe Augen und hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Vorwiegend festkochend. Geeignet als Salz-, Pell- und Bratkartoffel.
Alter: Ursprung aus Irland im Jahr 1976.
Anbau: Liefert gleichmäßige gute Erträge und gleichförmige Knollen. Robuste Sorte, die gut mit Trockenheit zurechtkommt und widerstandsfähig gegen Krautfäule ist.

12. ‚Ackersegen‘: Vielseitiger Klassiker der 50er

Die runden, dicken Kartoffeln der Sorte ‚Ackersegen‘ waren bis in die 60er noch weit verbreitet und erfreuen sich sogar heute noch großer Beliebtheit. Damals galt sie als die Universal-Kartoffel, da sie sich nicht nur als hervorragende Speisekartoffel eignet, sondern auch die ideale Einkellerungs- und Futterkartoffel ist. ‚Ackersegen‘ ist sehr ertragreich und eignet sich sehr gut für den Anbau im Hausgarten.

Sorte ‚Ackersegen‘ im Überblick:

Reifezeit: Spät.
Geschmack: Buttrig bis cremig und würzig.
Aussehen: Runde, ovale bis leicht platte Knollen. Gelbe, schwach genetzte Schale mit flachen Augen. Gelbes Fleisch.
Verwendung: Mehligkochend. Ideal als Püree, Backkartoffel und für Eintöpfe.
Alter: DE, bereits seit 1929 im Handel aus der Kartoffelzucht Böhm (Lüneburg). Wird auch als Einkellerungs- und Futterkartoffel verwendet. Ab 1956 in der Sortenliste, gilt seit 2011 als Erhaltungssorte.
Anbau: Sehr anpassungsfähig, für alle Böden geeignet. Sorte ist nur gering anfällig für Krautfäule, aber leider sehr hoch für Y-Virus.

13. ‚Augsburger Gold‘: Ein beinahe ausgestorbenes Kulturgut

Einst eine begehrte und bei Feinschmeckern geschätzte schwäbische Regionalsorte, und dennoch war sie in Deutschland lange Zeit überhaupt nicht mehr aufzutreiben. Der Grund: Die berühmte ‚Augsburger Gold‘ war so gut wie ausgestorben und beinahe vollständig in Vergessenheit geraten. Nur mithilfe einer Rekultivierung aus der Genbank konnte die alte Kartoffelsorte gerettet werden, sodass sie heute wieder angebaut wird. Inzwischen bereichert das fast verlorene Kulturgut mit ihren goldgelben Knollen wieder den Speiseteller.

Sorte ‚Augsburger Gold‘ im Überblick:

Reifezeit: Spät.
Geschmack: Intensiv, cremig, mild.
Aussehen: Rundovale Knollen mit rauer, genetzter, gelber Schale und tiefen Augen. Gelbes Fleisch.
Verwendung: Mehligkochend, geeignet für Bratkartoffeln, Suppen, Kartoffelteig und Schupfnudeln.
Alter: Regionale Sorte aus Augsburg, etwa um 1930.

14. ‚Odenwälder Blaue‘: Kartoffel mit feinem Maronengeschmack

Anders als die meisten Sorten hat diese blaue Kartoffel ein cremeweißes Fleisch und erinnert geschmacklich an Maronen. Den meisten dürfte sie heute völlig unbekannt sein, während der Kriegsjahre war sie in Deutschland jedoch weitverbreitet und aus vielen Küchen nicht wegzudenken. Ihr volles Aroma entfaltet die ‚Odenwälder Blaue‘, wenn sie nach der Ernte ein paar Monate gelagert wurde.

Sorte ‚Odenwälder Blaue‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelspät.
Geschmack: Erinnert etwas an Maronen, würzig und halbtrocken.
Aussehen: Runde Knollen mit dunkel-lila Schale und tiefen Augen. Fleisch ist cremeweiß.
Verwendung: Mehligkochend. Ideal für Püree, Klöße und Eintöpfe.
Alter: DE 1908 aus der Kartoffelzucht Böhm.
Anbau: Ist bekannt für ihre starke Blattentwicklung und liefert mittelgroße Knollen. Sie gilt als Widerstandsfähig gegen Viruskrankheiten, ist allerdings anfällig für Schorf.

15. ‚Schwarze Ungarin‘: Cremige Knollen für Püree, Gnocchi & Co.

Einer der bekanntesten unter den alten Kartoffelsorten ist die ‚Schwarze Ungarin‘. Ihre Knollen sind dunkel-lila und wirken fast schwarz, während ihr Fleisch nahezu weiß ist und angenehm cremig schmeckt. Eine sehr robuste Sorte, die sich durch ihre mehlige Konsistenz in der Küche vielseitig für Püree und allerlei köstliche Speisen verwenden lässt.

Sorte ‚Schwarze Ungarin‘ im Überblick:

Reifezeit: Mittelfrüh.
Geschmack: Angenehm cremig.
Aussehen: Ovale Knollen mit dunkel-lila Schale und flachen Augen. Hellgelbes Fleisch.
Verwendung: Mehligkochend. Vielseitig geeignet für Pellkartoffeln, Püree, Klöße, Rösti und Gnocchi.
Alter: Ungarische Landsorte vor 1900.
Anbau: Bildet kleinere Knollen. Sehr robuste Sorte.

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