Die Mauereiche in Hornoldendorf: So kam der Baum auf die Mauer
In der Außenmauer vom Rittergut Hornoldendorf wächst einer der dicksten Eichen in Deutschland. Die uralte Eiche ist mit der Mauer verwachsen. Und es scheint so, als hätte der mächtige Baumrecke auf dem alten Gemäuer einfach Platz genommen. Wieso sitzt der Baum scheinbar auf der Mauer?
Vermutlich war er ein Grenzbaum
Oft wird erzählt, die Mauereiche in Hornoldendorf wäre schon über 1000 Jahre alt. Doch so genau weiß das niemand. Auch die Altersschätzung von Experten schwankt zwischen 350 – 450 Jahren und sogar 500 Jahren. Die Geschichte der Mauereiche nahm jedoch vermutlich im 17. Jahrhundert ihren Anfang, als das Rittergut 1610 durch den lippischen Grafen Simon VI entstand. Hans Adam von Hammerstein, der Hofmeister des Grafen, hatte damals die dort ansässigen Bauern aus ihren Höfen vertrieben. Schließlich entstand durch die Zusammenlegung von insgesamt neun Höfen das Rittergut Hornoldendorf.
Der Graf zu Lippe war allerdings hoch verschuldet und hatte sich beim Hofmeister 12.000 Taler geliehen. Als er den Geldbetrag nicht zurückzahlen konnte, ging das Rittergut im Jahr 1614 in den Besitz des Hofmeisters über. Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit die Mauereiche als neue Grenzmarkierung gepflanzt. Da Eichen ein sehr hohes Alter erreichen können, war es damals üblich Grenzverläufe mit diesen Bäumen zu markieren.
Die Mauereiche hat im Laufe ihres Lebens schon viele Besitzer des Rittergutes kommen und gehen sehen, darunter auch einige sehr berühmte. Denn im Jahre 1804 musste die Familie Hammerstein das Anwesen verkaufen. Danach hat das Gut mehrfach den Besitzer gewechselt, bis es 1939 schließlich von dem Landwirt Ernst Oetker, dem Vater von Dr. Arend Oetker, aufgekauft wurde.
So kam die Eiche auf die Mauer:
Das junge Eichenbäumchen von damals hat sich in all der Zeit prächtig entwickelt und gehört mit etwa 10 Metern Stammumfang zu den dicksten Eichen in Deutschland. Ihre Größe, das hohe Alter und die außergewöhnliche Wuchsform über der Mauer, machen sie zu einem einzigartigen Naturdenkmal. Was die Mauer betrifft: Man vermutet, dass die Eiche bereits einige Zeit vor ihr da war. Aber wieso sitzt die mächtige Stieleiche heute auf der alten Mauer?
Für die Eiche wurde es irgendwann zu eng!
Die Eiche stand offensichtlich schon immer sehr nah an der Mauer und eines Tages muss es ihr sprichwörtlich zu eng geworden sein. Da der Baum immer breiter wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Mauerkante irgendwann wie ein Draht in die Rinde einschneidet und die Eiche verletzt. Die Mauerkante hat dabei den Bast und das Kambium durchtrennt, sodass die Transportwege der Nährstoffversorgung in diesem Bereich unterbrochen wurden.
Durch das Dickenwachstum drang die Mauer nach einer Weile nicht nur in die Rinde ein, sondern auch bis zum Holz vor. Ab hier begann die Eiche die Wunde zu überwallen, da nun auch die Wasserleitungen unterbrochen wurden. Und ist der Stamm erst einmal verletzt, könnte unter Umständen Luft in das normalerweise luftdichte Holz eindringen. Schädlinge wie Pilze haben dann leichtes Spiel und können ungehindert über die Wunde eindringen.
Um die Wunde wieder so schnell wie möglich zu verschließen, bildet das noch gesunde Kambium um die Wundstelle herum jede Menge neues Holz. Dieses sogenannte Wundholz schiebt sich wie ein dicker Wulst über die offene Stelle. Sobald sich die Holzwülste von allen Seiten her berühren, wachsen sie zusammen und schließen die Wunde dadurch. Die Leitungsbahnen im Holz und Bast bilden sich anschließend neu.
Da die Blätter die Baustoffe für den Wundverschluss liefern und deren Leitungsbahnen über der Wunde enden, werden Verletzungen oder Fremdkörper wie z.B. die Mauer von oben her besonders stark überwallt. Die Eiche hat in diesem Fall einen Teil der Mauer mit eingeschlossen und verläuft geradezu von oben an der Mauer herunter.
Doch nachdem die Mauereiche Jahrhunderte lang sämtliche Stürme überlebte und sogar die Mauer überwunden hat, die ihr anfangs im Weg stand, musste die Mauereiche auf ihre alten Tage leider ein schlimmes Schicksal über sich ergehen lassen.
Dann die Brandstiftung im Oktober 2012
Bereits in den 1970er Jahren wurde die Mauereiche beinahe Opfer eines Brandes, als Kinder Feuerwerkskörper in ihrem Stamm zündeten. Zum Glück konnte Schlimmeres verhindert werden und man mauerte zur Sicherheit den holen Stamm zu. Doch im Oktober 2012 wurde die imposante Stieleiche leider Opfer von unbekannten Brandstiftern und hat dabei schweren Schaden genommen. Tragischerweise hat der Brand ein Großteil der Versorgungsleitungen des Baumveteranen zerstört.
Zur Rettung des beliebten Naturdenkmales wurden kurz nach dem Brand umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Dennoch kämpft die Mauereiche nach wie vor ums Überleben und erholt sich nur langsam von diesem schlimmen Ereignis. Mann kann nur hoffen, dass sich die Mauereiche mit der Zeit einigermaßen erholt und uns vielleicht noch eine Weile erhalten bleibt.
Bilder der Eiche gibt´s hier:
Bilder von der Mauereiche auf www.monumentale-eichen.de
Im 4.Teil der Artikelserie:
Ein Baum, der ohne Erdreich lebt, ist eigentlich unmöglich, oder? Der nächste Baum lebt schon seit 300 Jahren unter genau diesen Umständen.