Ach so! Warum Primeln verblassen oder die Farbe ändern

Primeln

Neugekaufte Primeln leuchten kräftig gelb, rot, pink oder blau. Doch zu Hause im Zimmer oder im Garten verblassen Primeln, ändern sogar ihre Farbe oder bilden nur noch kleine Blüten. Viele rätseln über den seltsamen Farbenwandel der Primeln. Was die Ursache für dieses Phänomen bei Primeln sein könnte, erfährst du in diesem Beitrag.

Ab Februar haben Primeln Hochsaison. In den Gärtnereien und Blumenläden füllen sich die Regale mit den verschiedensten Primelsorten in allen Formen und Farben. Schließlich gehören Primeln zu den beliebtesten Frühlingsblumen und bringen in der kalten und noch recht dunklen Jahreszeit, in der sich alle schon nach dem Frühling sehnen, bunte Farbtupfen in die Wohnung.

Dank zahlreicher Züchtungen leuchten Primeln in vielen Farben wie z.B. Gelb, Orange, Rot, Pink, Violett, Dunkelblau oder Weiß. Manche Sorten haben sogar mehrfarbige oder gestreifte Blüten. Der Anblick der kleinen farbenfrohen Frühlingsboten verleitet daher gerade dazu, ein paar für zu Hause mitzunehmen.

Doch sobald die farbenprächtigen Primeln eine Weile im Zimmer stehen oder in den Garten gepflanzt werden, sorgen die Pflanzen für eine Überraschung. Innerhalb kurzer Zeit verblassen die leuchtenden Farben der Primeln. Noch wundersamer wird es im Garten, wo sich die Blütenfarbe der Primeln sogar ändert. Blau-weiß gestreifte Primeln verlieren z.B. ihr Muster und sind dann nur einfarbig blau. Wieder andere Primeln blühen im nächsten Frühling statt in kräftig Rot oder im dunklen Blau plötzlich in Gelb, Weiß, Rosa oder Lila. Die neuen Blüten sind dazu oft viel kleiner und blasser als vorher.

Dieses Phänomen haben schon viele bei den Primeln beobachtet und sich darüber gewundert. Manche vermuten die Blüten seien vielleicht künstlich gefärbt und zeigen jetzt ihre echte Farbe, wie es bei einigen anderen Pflanzen der Fall ist. Doch auch die Wachstumsbedingungen werden als Ursache vermutet. Tatsächlich hängt die Blütenfarbe und Größe der Primeln zum Teil von ganz bestimmten Licht- und Temperaturverhältnissen ab.

Viel Licht erhöht die Farbintensität der Primeln

Wie intensiv die Blütenfarbe bei Primeln ist, hängt davon ab, wie viel Licht die Pflanze bekommt. Damit die Blüten kräftige Farben bekommen, benötigen Primeln ein hohes Lichtangebot. Dazu werden Lichtwerte von 30 bis 90 klxh/Tag empfohlen.

In Gewächshäusern kommt daher bei der Aufzucht von Primeln meist künstliche Beleuchtung zum Einsatz. Über die Lichtverhältnisse, denen die Primeln dort ausgesetzt sind, lässt sich daher deren Blütenfarbe beeinflussen. Die Pflanzen blühen dann je nach Lichtbedingungen heller oder dunkler. Sobald die Primel das Gewächshaus verlässt und an einen anderen Standort kommt, verändert sie entsprechend die Intensität ihrer Farbe. So kann z.B. eine Primel, die beim Kauf pastellfarbene Blüten hatte, am neuen helleren Standort dunkler werden. Neben dem Licht spielt jedoch auch die Temperatur eine wichtige Rolle bei der Farbe und Größe der Blüten.

Warme Temperaturen lassen Primeln verblassen und die Blüten schrumpfen

Neben viel Licht fördern auch kühlere Temperaturen die intensiven Farben bei Primeln. Die großen und farbintensiven Blüten, wie wir sie von den Primeln kennen, bilden die Pflanzen bei Temperaturen von 8-12°C. Bei über 12°C werden die Blüten der Primeln wieder kleiner. Sobald es noch wärmer wird, etwa ab 16°C, bilden Primeln zwar mehr Blüten, dafür werden jedoch die Blätter kleiner und die Blütenstiele kürzer.

Darum verblassen Primeln oft zu Hause im Zimmer und verblühen schneller, da sie die warmen Temperaturen und die trockene Heizungsluft nicht vertragen. Der ideale Standort für Primeln in der Wohnung ist daher möglichst hell und kühl. Stehen die Primeln an einem sonnigen Platz muss für ausreichend Feuchtigkeit gesorgt werden, da die kleinen Frühlingsblumen leicht austrocknen und welken.

Interessanter Fakt: Die Chinesische Primel ändert bei Wärme die Blütenfarbe

Die Chinesische Primel (Primula sinensis rubra) ist eine Verwandte unserer Kissenprimel und bekannt dafür bei Wärme ihre Blütenfarbe zu ändern. Bei normalen Temperaturen blüht die Chinesische Primel in Rot, sobald das Thermometer jedoch auf 30 – 35°C klettert, verliert sie ihre rote Farbe und die Blüten werden reinweiß. Wird es kühler, kommt die rote Blütenfarbe wieder zurück. Die Standortbedingungen sind jedoch nicht die einzigen Gründe für den Farbenwandel bei den Primeln.

Die Ursache für den Farbenwandel im Garten liegt in den Genen der Primeln

Neugekaufte Primeln leuchten im Garten in intensiven Farben wie etwa Dunkelrot, Blau, Pink oder in kräftigem Gelb. Doch im nächsten Jahr kommen bei den ausgepflanzten Primeln plötzlich ganz andere Farben zum Vorschein. Die dunkelroten Primeln blühen jetzt rosa und die dunkelblauen haben sich in lilafarbene verwandelt. Die anderen Primelsorten sind verblasst und auf einmal blühen auch zartgelbe Primeln, obwohl gar keine gelben gepflanzt wurden. Wie kann das sein?

Der Grund liegt in den Genen der Primeln. Bei den Primeln, die bei uns im Garten blühen, handelt es sich um Hybriden wilder Primelarten. Die bekannteste ist die Kissen- oder Gartenprimel, die ein Hybrid der gelblühenden Stängellosen Schlüsselblume (Primula vulgaris) ist. Diese ist bei uns heimisch und wächst in lichten Wäldern. Wie viele andere Primelarten, blüht die wilde Urform der Gartenprimel nur in hellen Farbtönen und bildet kleine Blüten.

Da sich die Primel-Hybriden im Garten untereinander kreuzen und sich dort oft durch Samen vermehren, bringt die nächste Primelgeneration andere Blütenfarben hervor als deren Eltern. Mit jeder neuen Generation sehen die Primeln der wilden Urform immer ähnlicher. Die Farben werden heller und die Blüten kleiner. Manchmal sind unter den Nachkommen dann auch zartgelbe Exemplare dabei, die so aussehen wie die ursprüngliche Wildform, die in unseren Wäldern wächst.

Primeln im Garten: Die intensiven Blütenfarben bleiben durch Teilung erhalten

Fühlt sich die Primel an ihrem Standort wohl, bildet sie üppige Horste. Durch die Teilung der Horste lassen sich die größeren Primelpflanzen in kleine Exemplare aufteilen und so im Garten vermehren. Dadurch erhält man farbechte Primeln, sofern diese nicht doch durch andere Standortverhältnisse ihr Aussehen verändern. Allerdings ist es auch nicht ganz auszuschließen, dass neben den genannten noch weitere Faktoren wie z.B. die Düngergaben die Blütenfarbe beeinflussen.

Primeln können im Garten sehr alt werden und eignen sich zum Verwildern

Primeln gelten oft als etwas empfindlich, dabei können sie über mehrere Jahre im Garten gedeihen. Ihre Wildform (Primula vulgaris) kann über 10 bis 30 Jahren alt werden. Es gab sogar schon Exemplare der Stängellosen Schlüsselblume, die ein beachtliches Alter von über 48 Jahren erreicht haben. Lässt man die Primeln im Garten verwildern, vermehren sie sich ganz von selbst und bilden im Frühling z.B. auf dem Rasen üppige Blütenteppiche.

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