Fruchtfolge: Darum hat sie großen Einfluss auf den Ernteerfolg

Üppige Gemüseernte aus dem Garten.
Üppige Gemüseernte aus dem Garten. [©monticellllo]/stock.adobe.com

Im Gemüsegarten ist die Fruchtfolge in aller Munde. Doch was steckt eigentlich dahinter? Warum ist ihre Einhaltung bei der Beetbepflanzung entscheidend, ob es reiche Ernten gibt? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Fruchtfolge und Fruchtwechsel? Mehr dazu und wie du die Fruchtfolgen in deinem Garten einfach umsetzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag auf Botanik Guide. Inkl. Fruchtfolge-Tabellen und fertige Pflanzpläne zum Download.

Immer wieder wächst das Gemüse kümmerlich und die Ernten sind gering, obwohl der
Boden reichlich gedüngt wird. Und dann fallen jedes Jahr die gleichen Schädlinge über den Kohl oder andere Gemüsearten her. Genau diese Probleme sind in Gärten weitverbreitet und haben meist eine Ursache: Die Fruchtfolge wurde nicht beachtet. Aber was hat es damit überhaupt auf sich?

Was ist eine Fruchtfolge?

Bei der Fruchtfolge wechseln sich die Gemüsearten mit starkem, mittlerem und schwachem Nährstoffbedarf jedes Jahr auf den Beeten ab. Dadurch wird der Boden auf Dauer nicht zu sehr ausgelaugt und kann sich erholen. Hier hilft z. B. auch eine Gründüngung mit bestimmten Pflanzen, die den Boden mit Nährstoffen anreichern und seine Struktur verbessern. Um die Fruchtfolge einzuhalten, rücken die Gemüsearten einfach jedes Jahr ein Beet weiter. Dies wird auch Rotation genannt. Dieser Rhythmus geht so lange, bis er meist nach vier Jahren wieder von vorne beginnt. Doch warum spielt die Fruchtfolge eine so wichtige Rolle für den Ernteerfolg?

Durch die Fruchtfolge wird Bodenmüdigkeit verhindert

Schon unsere Vorfahren in der Jungsteinzeit mussten beim Ackerbau feststellen, dass die
Ernten immer schlechter wurden, wenn sie jedes Jahr die gleiche Gemüseart auf demselben Beet anbauten. Die Ursache für das Problem ist eine Bodenmüdigkeit.

Werden auf einem Gemüsebeet z. B. jedes Jahr nur Kohlarten angebaut, entziehen diese dem Boden jeweils bestimmte Nährstoffe. Dieser Nährstoffentzug ist sehr einseitig und findet, bedingt durch die Wurzellänge, stets in der gleichen Bodentiefe statt. Andere Nährstoffe versickern hingegen ungenutzt im Untergrund. Die Folge: Der Boden verarmt zunehmend, sodass ein Ausgleich mit Düngegaben nur sehr schwer oder sogar kaum noch möglich ist.

Das ist allerdings nicht der einzige Faktor, der zur Bodenerschöpfung führt. Noch viel problematischer ist die dauerhafte Ansiedlung von Pflanzenkrankheiten wie z. B. der gefürchteten Kohlhernie oder anderen Schädlingen. Einmal im Garten eingenistet, bekommt man sie nur schwer wieder los. Oft sorgen diese jedes Jahr für Totalausfälle bei der Ernte.

Hinzu kommt, dass einige Gemüsearten über ihre Wurzeln bestimmte Hemmstoffe absondern, die sich mit der Zeit im Erdreich in größeren Mengen ansammeln. Durch diese gedeihen nachfolgende Kulturen der gleichen Art im nächsten Jahr schwieriger, wie es z. B. bei Hülsenfrüchten der Fall ist. Andere fördern durch die Ansammlung ihrer Wurzelabsonderungen Schadpilze, die sich jahrelang festsetzen können.

Fruchtbarer Boden.
Fruchtbare Böden sind locker, nährstoffreich und reich an Bodenlebewesen.

Ursachen für Bodenmüdigkeit auf einen Blick

1. Einseitiger Entzug von Nährstoffen, der eine Verarmung einzelner Spurenelemente verursacht.
2. Ansiedlung hartnäckiger Pflanzenkrankheiten und Schädlinge
3. Ansammlung von Wurzelausscheidungen, die das Pflanzenwachstum hemmen und sogar Schadpilze anziehen.
4. Rückgang der Vielfalt an Bodenlebewesen, sodass der Boden immer unfruchtbarer wird.

In der frühen Geschichte des Ackerbaus entwickelte man deshalb Fruchtfolgen, die die
Bodenmüdigkeit verhindern. Um diese einfacher einzuhalten, teilte man die Gemüsesorten anhand ihres Nährstoffbedarfs in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer ein. Vereinfacht dargestellt, werden die Beete bei der Fruchtfolge im ersten Jahr mit Starkzehrern, im zweiten Jahr mit Mittelzehrern und im dritten Jahr mit Schwachzehrern bepflanzt.

Beispiel für Fruchtfolge.
Ein einfaches und anschauliches Beispiel für eine Fruchtfolge.

Was sind Starkzehrer?
Starkzehrer sind Gemüsearten mit dem höchsten Nährstoffbedarf und beanspruchen den
Boden daher am stärksten. Zu ihnen gehören z. B. Tomaten, Kohlarten und Kürbisse.

Was sind Mittelzehrer?
Zu den Mittelzehrern zählen die etwas genügsameren Gemüsearten, die einen mittleren
Nährstoffbedarf haben. Darunter finden sich z. B. Möhren, Rote Bete, Schalotten und verschiedene Salate.

Was sind Schwachzehrer?
Schwachzehrer haben den geringsten Nährstoffverbrauch und beanspruchen den Boden deshalb am wenigsten. Beispiele sind Spinat, Winter-Portulak, Radieschen, Perlzwiebeln und Erbsen.

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Fruchtfolge und Fruchtwechsel: Was ist der Unterschied?

Beschäftigt man sich mit der Fruchtfolge stößt man schnell auf den Begriff
„Fruchtwechsel“. Beide werden oft miteinander verwechselt oder irrtümlicherweise als Synonym betrachtet. Tatsächlich gibt es aber einen Unterschied. Während bei der Fruchtfolge die Pflanzreihenfolge von Stark-, Mittel- und Schwachzehrern gemeint ist, bezieht sich der Fruchtwechsel auf die Pflanzenfamilien der Gemüsepflanzen, die ebenfalls möglichst abwechselnd auf die Beete gepflanzt werden.

Begriffe im Überblick

Fruchtfolge: Bezieht sich auf den Nährstoffbedarf der Gemüsearten. Beete werden jedes Jahr abwechselnd mit Stark-, Mittel- und Schwachzehrern bepflanzt.

Fruchtwechsel: Bezieht sich auf den Wechsel der Pflanzenfamilien der Gemüsesorten. Jedes Jahr kommt Gemüse aus einer anderen Familie als im Vorjahr aufs Beet.

Was hat es mit dem Fruchtwechsel unter den Pflanzenfamilien auf sich?

Der jährliche Fruchtwechsel beugt dem Befall von Krankheiten und Schädlingen der
Gemüsepflanzen vor. Schließlich machten auch hier unsere Vorfahren beim Ackerbau die Entdeckung, dass nicht nur der Nährstoffverbrauch, sondern auch die jeweiligen Pflanzenfamilien Auswirkung auf die Bodenfruchtbarkeit haben. Sie bemerkten, dass sich Pflanzenkrankheiten wie die Kohlhernie überall dort vermehrt auftraten, wo jedes Jahr Gemüsearten aus der gleichen Pflanzenfamilie angebaut wurden.

Wachsen z. B. Gemüse aus der Familie der Kohlgewächse mehrere Jahre auf demselben Beet, haben Krankheiten und Schädlinge leichtes Spiel sich dauerhaft anzusiedeln. Da sich die Schaderreger auf eine Pflanzenart spezialisiert haben, befallen sie typischerweise immer die gleichen Pflanzenfamilien. Versucht man z. B. Blumenkohl auf einem Beet anzubauen, wo schon im Vorjahr der Brokkoli mit Kohlhernie zu kämpfen hatte, wird man mit seinem Verwandten ebenfalls wenig Glück haben. Ohne den jährlichen Fruchtwechsel wird der Gemüsegarten daher immer anfälliger für häufige Pflanzenkrankheiten.

Pflanzenfamilien von Gemüse.
Gemüsearten gehören zu verschiedenen Pflanzenfamilien. Viele unter ihnen sind miteinander verwandt und damit oft für die gleichen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge anfällig.

Damit typische Pflanzenkrankheiten und Schädlinge von Kohl, Möhre & Co. keine Chance haben, wendet man den Fruchtwechsel an. Hierbei werden, unter Berücksichtigung der Fruchtfolge, auf den Beeten jedes Jahr Gemüsearten aus einer anderen Pflanzenfamilie angebaut. Standen im ersten Jahr Kohlarten (Starkzehrer) auf dem Beet, werden im zweiten Jahr z. B. Möhren (Mittelzehrer) angebaut, die nicht mit Blumenkohl, Brokkoli & Co. verwandt sind. Im dritten Jahr werden dann andere Gemüsearten (Schwachzehrer) auf das Beet gepflanzt, die weder mit Kohl noch mit Möhren verwandt sind. Doch wann kann dann endlich wieder der Kohl auf dem Beet angebaut werden?

Fruchtwechsel: Vier- oder lieber sechsjähriger Anbau-Rhythmus?

Im Idealfall sollten alle Gemüsearten aus der gleichen Pflanzenfamilie erst nach frühestens 3 – 4 Jahren wieder auf demselben Beet angebaut werden. Die Einhaltung des Fruchtwechsels ist deshalb noch wichtiger als die Fruchtfolge. Der Grund: Da die meisten Gemüsearten zu den Mittelzehrern gehören und in vielen Gärten nur begrenzt Platz vorhanden ist, lässt es sich nicht immer gänzlich vermeiden, dass z. B. zwei Stark- oder Mittelzehrer aufeinanderfolgen. Dies lässt sich jedoch mit zusätzlichen Düngergaben leichter ausgleichen als die Bekämpfung eines Schädlingsbefalls, der durch den fehlenden Fruchtwechsel begünstigt wurde.

Je größer die Anbaupausen, desto geringer das Risiko, dass sich die typischen
Gemüsekrankheiten einnisten. Die Einhaltung des Fruchtwechsels ist bei gefährdeten Gemüsearten wie Kohl, Karotten, Erbsen, Gurken und Zwiebeln besonders wichtig. Bei ihnen wären sogar Anbaupausen von 6 – 8 Jahren noch besser. Aber auch hier gestaltet sich die Umsetzung so langer Pausen in vielen Gärten als schwierig.

Die Tatsache, dass der Großteil der Gemüsearten nur neun Pflanzenfamilien angehört, macht die Sache nicht einfacher. So wird es oft schwierig die Arten und Pflanzenfamilien in der Mischkultur abwechslungsreich und optimal zu kombinieren. In der Praxis richtet man sich daher nach dem bewährten drei-, vier- oder sechsjährigen Rhythmus.

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