Kräuterblüten verwenden: Sind blühende Kräuter essbar?
Im Sommer steht der Kräutergarten in voller Blüte – aber kann man Schnittlauch, Petersilie & Co. jetzt eigentlich noch bedenkenlos essen? Immer wieder hört man, blühende Kräuter seien giftig. Stimmt das? Wie du essbare Kräuterblüten verwenden kannst und welche Kräuter nur vor der Blütezeit geerntet werden sollten, erfährst du hier im großen Botanik Guide Kräuter Special.
Blütenvielfalt im Kräutergarten
Ab April beginnt die Kräutersaison. Frische Kräuter aus dem Garten gibt es während des Frühlings im Überfluss und bereichern unsere Speisen mit ihrer Aromen-Vielfalt. Sobald es Sommer wird, schmücken Minze, Oregano, Bohnenkraut & Co. den Kräutergarten mit einer Fülle an weißen, rosa, violetten und gelben Blüten. Die dekorativen Kräuterblüten sind im Garten ein echter Blickfang und locken mit ihrem süßen Nektar Bienen und andere Insekten an. Viele Gärtner fragen sich dabei, ob sie ihre blühenden Kräuter noch essen können. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Kräuter ab der Blütezeit nicht mehr genießbar wären. Manche sollen sogar giftig sein. Aber inwieweit triff das zu?
Anders als oft angenommen, sind die meisten Kräuter auch während und nach der Blüte essbar. Einige der Kräuterblüten lassen sich in der Küche vielseitig verwenden. Unter den würzigen Blumen findet sich manch schmackhafte Delikatesse. Die Blühphase kostet die Kräuter allerdings viel Kraft und wirkt sich auf deren Geschmack aus. Da die Pflanzen jetzt mehr Energie in die Blüten- und Samenbildung stecken, verlieren sie deutlich an Aroma. Aus diesem Grund wird immer empfohlen, Kräuter vor der Blüte zu ernten. Obwohl viele der Küchenkräuter auch zur Blütezeit genießbar sind, gibt es dennoch einige Ausnahmen. Die Petersilie bildet ab der Blüte z. B. gefährliche Giftstoffe und darf deshalb nicht mehr verzehrt werden. Welche blühenden Kräuter essbar sind und wie man sie in der Küche verwenden kann, in der folgenden Auflistung.
Welche blühenden Kräuter sind essbar?
Bärlauch – Bärlauch-Kapern sind eine echte Delikatesse
Wenn der Bärlauch im Frühlingswald blüht, riecht es schon von weitem intensiv nach Knoblauch. Seine Blätter sind jetzt zwar noch essbar, aber längst nicht mehr so aromatisch wie im März und April. Wer rechtzeitig die Blütenknospen erntet, kann sie zu einer leckeren Delikatesse verarbeiten. In Essig eingelegt, lassen sie sich als sogenannte Bärlauch-Kapern verwenden. Bärlauch-Kapern haben ein milderes Knoblauch-Aroma als die Blätter. Als Snack oder Beilage passen sie prima zu Antipasti, Quark oder zum Brotaufstrich.
Basilikum – Basilikumblüten-Essig aus dem Garten
Gedeiht das Basilikum prächtig, bildet es im Sommer kleine weiße Blüten. Essbar sind die Blätter des typisch italienischen Krauts nach wie vor, allerdings schmecken sie durch die Blüte eher wie Gras und haben eine leicht bittere Note. Wer lieber die Blätter weiter ernten möchte, sollte die Blüte verhindern. Solange das Basilikum nur vereinzelt blüht, kann man die Blüten einfach vorsichtig abschneiden. Dadurch bleibt das Kraut aromatisch. Aus den essbaren Basilikumblüten können jedoch einige Leckereien hergestellt werden. In vielen Speisen wie z. B. Salaten sehen die Blüten sehr dekorativ aus, besonders die von rotblättrigen Sorten.
Blüht das Basilikum sehr üppig, kann man die Blüten zu Basilikumblütenessig verarbeiten. Dazu benötigt es recht viele der kleinen weißen Blüten. Mit ein paar Pfefferkörnern und einem milden Weißweinessig vermischt, ist der würzige Kräuteressig auch schon fast fertig. Den Essig anschließend in einer Schale abdecken und drei bis vier Wochen zeihen lassen. Danach den Basilikumblütenessig nur noch durch ein Sieb ziehen und in eine Flasche abfüllen.
Bohnenkraut – Auch mit den Blüten lässt sich Würzen & Dekorieren
Die weißen, zartrosa bis blauvioletten Blüten des Bohnenkrauts sehen in Töpfen auf Balkon und Terrasse sehr attraktiv aus. Sie schmecken leicht pfeffrig und können wie die Blätter zum Würzen verwendet werden. Ob in Salaten, Kräuterbutter oder als Dekoration, Bohnenkrautblüten verfeinern viele Speisen.
Dill – Dillblüten als Zutat für eingelegte Gurken
Dillblüten schmecken weniger intensiv, sind aber dennoch sehr aromatisch und eine beliebte Zutat für eingelegte Gurken. Dill ist auch in der Blütezeit essbar, die Dillspitzen verlieren lediglich an Aroma. Die Blütephase nimmt der Pflanze ziemlich viel Kraft, lässt sie zäher werden und bremst sie im Wachstum.
Estragon – Selten öffnet der Estragon seine gelben Blütenrispen
Im Juli beginnt die Blüte des Estragons. Allerdings öffnet das Würzkraut, das in der französischen Küche so beliebt ist, hierzulande nur selten seine gelben Blüten. In kühleren Lagen bekommt man sie oft gar nicht zu sehen. Wenn er anfängt zu blühen, sollte man sich mit der Ernte beeilen, da das Aroma der Blätter sonst deutlich schwächer wird. Die essbaren Blüten finden meist keine kulinarische Verwendung.
Kerbel – Mit der Blüte geht die Würze
Den Kerbel könnte man auch nach der Blüte essen, aber dann wäre sein typisches Aroma weg und der Geschmack verfälscht. Aus diesem Grund sollte man die Blüten rechtzeitig abschneiden, um die Aromen zu erhalten. Andererseits sehen die weißen Blütendolden im Garten sehr dekorativ aus und bieten Insekten ein tolles Nahrungsangebot. Alternativ kann man die Kerbelblüten einfach stehen lassen und einen Neuen anpflanzen. So kann man weiterhin frischen aromatischen Kerbel ernten und die Blüten in Salaten, Quarks und auf dem Brotaufstrich verwenden.
Schon gewusst? Viele beliebte Küchenkräuter sind äußerst frosthart, sodass du sie auch im Winter anbauen und ernten kannst. Mit der richtigen Anbaumethode und den passenden Aussaat-Terminen, die sich meist vom Sommeranbau unterscheiden, liefert dir dein Garten im Winter immer frische Kräuter. Im Anbau-Kalender „Winterkräuter“ von Botanik Guide findest du dazu alle wichtigen Angaben auf einen Blick. Auch für Wintergemüse erhältlich.
Liebstöckel – Gelbe Blütendolden als Bienenmagnet
Im Juli bringt das beliebte Maggikraut gelbe Farbtupfer in den Kräutergarten. Mit seinen Blütendolden verwandelt sich der Liebstöckel in eine große Bienenweide. Die essbaren Blüten nehmen den Blättern die Würze und werden außer zur Dekoration von Speisen allgemein eher selten in der Küche verwendet. Aus den Samen können später neue Pflanzen gezogen werden.
Majoran – Kräutersalz aus duftenden Majoranblüten
Der Majoran bildet wunderschöne weiße, zartrosa bis dunkelviolette Blüten, die sogar als Zierpflanze einen schönen Blickfang bieten. Im Garten verströmt die lila Blütenpracht den typischen intensiven Majoran-Duft und schmecken nach dem tollen Würzkraut. Aus den fein-würzigen Blüten lässt sich zusammen mit anderen Kräutern und Meersalz ganz einfach ein Majoranblüten-Salz herstellen. Das Kräutersalz kann zum Verfeinern italienischer Gerichte verwendet oder als Mitbringsel verschenkt werden.
Oregano – Oreganoblüten würzen Suppen, Pasta & Co.
Die dekorativen Oreganoblüten sehen denen vom Majoran zum Verwechseln ähnlich, da beide Pflanzen miteinander verwandt sind. Sie sind ebenfalls essbar und werden zum Würzen und Dekorieren in Suppen, Pasta oder über den Brotaufstrich gestreut. Wie beim Majoran können auch die Oreganoblüten ins Kräutersalz gemischt werden. Oregano verleiht dem Kräutersalz mit seinen lila Blüten eine etwas kräftigere und herbere Note.
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Pfefferminze – Minzen sind eine wertvolle Bienenweide
Sobald die Minzen im Frühsommer anfangen zu blühen, summt der halbe Kräutergarten. Minzblüten sind unter Bienen, Schmetterlingen und vielen anderen Insekten sehr beliebt und werden rege besucht. Die kleinen weißen und zartrosa Blüten schmecken leicht süßlich, haben allerdings wenig Aroma. In der Küche finden sie deshalb so gut wie keine Verwendung und werden lieber der Insektenwelt überlassen. Während die Pflanze so viel Kraft in die Blüte steckt, lässt das Aroma der Blätter merklich nach. Essbar bleiben sie weiterhin.
Rosmarin – Mit Rosmarin Speisen dekorieren
Oft werden nur die Rosmarinblätter genutzt. Allgemein weniger bekannt ist, dass auch die Blüten des Rosmarins essbar sind. Sie werden gerne als Dekor über Salate und Süßspeisen gestreut.
Salbei – Die süße Note der Salbeiblüten
Salbei kann auch während der Blüte geerntet werden. Seine zarten Blüten sind milder im Aroma. Durch den Nektar haben sie eine süßliche Note. Noch besser schmeckt wohl den Honig- und Wildbienen die hübsche Blütenpracht des Salbeis, die sich in großer Zahl in der Pflanze tummeln.
Schnittlauch – Lila Blütenkugeln zum Salat und Brotaufstrich
Der Schnittlauch ist, wie der Namen schon verrät, mit den Laucharten verwandt, die für ihre auffälligen lila Kugelblüten bekannt sind. Der größere Zierlauch schmückt daher schon länger als Trendpflanze die Gärten. Genauso bringt auch der Schnittlauch mit etwas kleineren Kugelblüten im Mai lila Farbtupfer in den Kräutergarten. Was die wenigsten wissen: Auch die Schnittlauchblüte ist essbar. Ihr Aroma ist leicht würzig und besitzt durch den Nektar eine süßliche Note. Gerne werden sie in Salaten und süßen Speisen dazugegeben. Auf dem Brotaufstrich oder Quark sind die würzigen Schnittlauchblüten ebenfalls ein Genuss.
Einen Nachteil haben die hübschen Blütenkugeln allerdings: Zur Blütezeit besteht der Schnittlauch überwiegend aus den dicken harten Blütenstängeln, die zwar essbar sind, aber kaum Aroma haben und bitter schmecken. Mit der Ernte der aromatischen Röhrenblätter ist es dann erst einmal vorbei. Um für Erntenachschub zu sorgen, kann man die Blüten entfernen. Nach einer Weile treibt der Schnittlauch wieder neu aus. Eine andere Möglichkeit wäre, einfach zwei Schnittlauchpflanzen anzubauen. Auf diese Weise kann man ein Exemplar zur Blüte kommen lassen und von dem anderen die jungen zarten Röhrenblätter ernten, falls man auf keine der beiden Delikatessen verzichten möchte.
Thymian – Thymianblüten schmücken Mauern & Teller
Zu den schönsten Kräuterblüten gehört die des Thymians. Seine üppige Blütenpracht bildet je nach Sorte weiße, rosa und violette Teppiche. Auf Mauern, an Treppen, zwischen den Bodenplatten oder in Töpfen wird der Thymian mit seinen leuchtenden Blütenpolstern zum Highlight. Das bekannte Küchenkraut erfreut sich deshalb schon lange nicht nur als Gewürz, sondern auch als Zierpflanze großer Beliebtheit. Auf dem Speiseteller sehen die essbaren Blüten dazu sehr dekorativ aus.
Zitronenmelisse – essbare Blüten als Bienenweide
Bei der Zitronenmelisse gilt: vor der Blühphase hat sie den höchsten Aromagehalt. Geerntet kann sie aber die ganze Saison über, auch während der Blütezeit von Juni bis August. Bienen & Co. finden in den kleinen weißen Blüten reichlich Nektar, was die Zitronenmelisse zur idealen Bienenweide macht. Mit den essbaren Blüten können Desserts und Salate verziert werden. Meist sind es aber die duftenden Melissenblätter, die in der Küche verwendet werden, da sie wesentlich aromatischer sind.
Diese Kräuterblüten sind mit Vorsicht oder gar nicht genießbar
Borretsch – Galt früher als genießbar, heute ist Vorsicht geboten
Borretsch ist aus der traditionellen Frankfurter Grünen Soße nicht wegzudenken. Vor einigen Jahren geriet das Gurkenkraut in die Schlagzeilen, als Verbraucherzentralen vor dessen Verzehr warnten. Es wurde sogar empfohlen, den Borretsch gänzlich aus der Küche zu verbannen. Zeitweise sah es danach aus, als ob die original Grüne Soße vor dem Aus stünde. Was ist passiert? Bei Forschungen stellte man fest, dass Borretsch erheblich mehr Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthält, als bisher angenommen. Mit dem Giftstoff schützt sich das Küchenkraut vor Fraßfeinden. Beim Menschen wirkt es in größeren Mengen schädlich auf die Leber und steht im Verdacht krebserregend zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät deshalb den Borretsch, wenn überhaupt, nur selten und in kleinen Mengen zu essen.
Petersilie – Mit der Blüte wird das Küchenkraut giftig
Wenn die Petersilie anfängt zu blühen, darf sie auf keinen Fall mehr gegessen werden. Die Pflanze enthält dann hohe Konzentrationen von Apiol, das Leber- und Nierenschäden verursacht. Schwangeren wird empfohlen, auf den Verzehr von Petersilie zu verzichten, da sie auch vor der Blütezeit geringe Mengen von Apiol enthält. Wie gefährlich sich höhere Dosen des Gifts auf Schwangerschaften auswirken, zeigt allein die Tatsache, dass im Mittelalter apiolhaltige Pflanzen als Mittel zum Schwangerschaftsabbruch dienten.
Waldmeister – zu viel Cumarin bereitet Kopfschmerzen
Vom Waldmeister sollte man nicht zu viel essen. Das beliebte Frühlingskraut enthält Cumarin, das in größeren Mengen zu Benommenheit und Kopfschmerzen führt. Bei häufigem Verzehr können auf Dauer Leberschäden auftreten. Da der Cumaringehalt ab der Blütezeit im Waldmeister stark ansteigt, sollte man ihn nur vor der Blüte ernten.