Gemüse blüht: Ist es trotzdem noch essbar?
Wenn der Salat zu schossen beginnt, Brokkoli und Blumenkohl die ersten gelben Blüten zeigen oder Möhren und Radieschen schon voll aufgeblüht sind, kommt schnell die Frage auf: Ist das Gemüse jetzt eigentlich noch essbar? Die Antwort darauf und wie du das sogenannte Schießen bei den wichtigsten Gemüsearten ganz einfach verhinderst, erfährst du in diesem Beitrag auf Botanik Guide.
Wer sich auf die Ernte aus dem eigenen Gemüsegarten freut, hat es bestimmt schon mal erlebt: das Gemüse blüht plötzlich! Am häufigsten lässt sich dies beim Salat beobachten, der sehr schnell zum Schossen neigt. Aber auch andere Arten wie Zwiebeln, Kohl-, oder Wurzelgemüse neigen unter bestimmten Umständen dazu.
Das Problem: Wenn das Gemüse anfängt zu blühen, ist es ungenießbar und eignet sich nicht mehr zur Verwendung in der Küche. Das liegt daran, dass geschossenes Gemüse zäh, holzig, herb oder sogar bitter schmeckt. Die Qualität der Ernte verringert sich mit dem Beginn der Blüte erheblich und wird in den meisten Fällen dadurch unbrauchbar. Ausnahme hiervon sind sogenannte Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Chili, Auberginen, Kürbisse, Zucchini oder Gurken, die unbedingt blühen müssen, um Früchte bilden zu können.
Bei anderen Gemüsearten gilt es, die Blüte für eine erfolgreiche Ernte zu verhindern. Doch dazu gleich mehr. Schauen wir uns zum einfacheren Verständnis und zur Lösung des Problems zunächst die drei häufigsten Gründe an, warum Stiel-, Blatt-, Wurzel-, Zwiebel- und Kohlgemüse vorzeitig zum Schossen neigen.
Die 3 häufigsten Gründe, warum Gemüse schon vor der Ernte blüht
Einige Gemüsearten wie z. B. Salat, Radieschen, Blumenkohl oder Brokkoli sind dafür bekannt, unter bestimmten Bedingungen schneller zu blühen als man sie ernten kann. Warum diese und noch weitere wie Rote Bete, Karotten, Zwiebeln, Spinat, Fenchel, Chinakohl oder Speiserüben in manchen Anbaujahren zum Schossen neigen, kann folgende Ursachen haben.
1. Kältereiz bei Jungpflanzen
Einer der häufigsten Gründe, der bei Gemüse zur vorzeitigen Blütenbildung (Schossen) führt, ist ein Kältereiz, z. B. durch Spätfröste oder einer zu niedrigen Bodentemperatur, die auf die Jungpflanzen einwirkt. Der Kältereiz wirkt allerdings nicht bei jeder Gemüseart gleich. Die Pflanzen müssen dazu ein bestimmtes Wachstumsstadium bzw. eine Blattanzahl erreicht haben. Ein bekanntes Beispiel für dieses Phänomen ist z. B. die Zuckerrübe, die durch so einen Kältereiz vereinzelt auch schon im ersten statt wie normalerweise im zweiten Jahr blüht.
In der Regel reichen je nach Art Temperaturen von 0 bis 16 °C aus, um die Blüte beim Gemüse auszulösen. Am wirkungsvollsten ist ein Kältereiz zwischen 8 bis 12 °C, der mindestens eine oder mehrere Wochen anhält.
2. Die Tageslänge beträgt mehr als 12 Stunden
Einige Gemüsearten wie z. B. Salat, Fenchel oder Chinakohl gehören zu den sogenannten Langtagpflanzen. Diese Pflanzen beginnen mit der Blüte, wenn im Sommer die Tageslänge mehr als 12 Stunden beträgt.
3. Anhaltende Trockenheit und ungleichmäßige Bewässerung
Einige Gemüsesorten wie z. B. Blumenkohl reagieren auf anhaltende Trockenheit mit der frühzeitigen Blüte. Die Ernte ist dann dadurch verloren.
Wie lässt es sich verhindern, dass Gemüse blüht (schosst)?
Aus Erfahrung ist es meistens so, dass ungünstige Anbaubedingungen, die das Schossen verursachen, zu spät bemerkt werden. Es lohnt sich daher, die Jungpflanzen im Blick zu behalten und vor allem auf das Wetter zu achten. Tatsächlich gibt es einige Möglichkeiten, dass Schossen zu verhindern oder aufzuhalten, wenn sie rechtzeitig angewandt werden.
1. Wirkung vom Kältereiz rückgängig machen
Kühle Nächte im März oder April lösen häufig ein späteres Schossen aus. Die zunehmende Tageslänge begünstigt das Schossen oft zusätzlich. Ist die Blütenbildung jedoch im Anfangsstadium, kann sie noch verhindert oder gestoppt werden. Dies gelingt, indem man die Pflanzen mit Folie abdeckt.
Unter der Folienabdeckung entstehen tagsüber hohe Temperaturen, die die Wirkung vom nächtlichen Kältereiz aufheben. Sogar das Wachstum bereits gebildeter Blütentriebe wird dadurch gestoppt. Oft helfen auch warme Frühlingstage, den Prozess der Blütenbildung wieder rückgängig zu machen.
2. Gemüsebeet zeitweise verdunkeln
Um das Schossen von Salat oder anderen Gemüsearten zu verhindern, ist es empfehlenswert, die Pflanzen für einige Zeit etwas zu verdunkeln. Dies gelingt auf verschiedene Weise. Geeignet sind z. B. Abdeckungen aus lichtundurchlässigen Materialien. Im Gewächshaus können Salat- und andere Gemüsebeete etwas schattiert werden.
3. Für eine gleichmäßige Bewässerung sorgen
Sobald Trockenperioden herrschen, brauchen Gemüsepflanzen häufiger Wasser. Damit sie nicht vorzeitig blühen, benötigen sie eine regelmäßige und vor allem gleichmäßige Bewässerung. Auf starke Schwankungen bei der Wasserversorgung reagiert Gemüse allgemein sehr empfindlich.
Was tun, wenn das Gemüse blüht? Das hilft bei den verschiedenen Gemüsearten
Nachdem wir nun die häufigsten Gründe fürs Schossen von Gemüse im Allgemeinen betrachtet haben, gehen wir jetzt genauer auf die einzelnen wichtigsten Gemüsearten ein, mit welchen Tricks und Methoden sich bei ihnen die vorzeitige Blüte verhindern lässt. Schließlich hat jede Gemüsesorte eine individuelle Neigung zum Blühen oder Schossen.
Salat: die richtige Sorte wählen und rechtzeitig ernten
Sommersorten wie den Eisbergsalat verwenden
Wenn es Probleme beim Schossen im Gemüsegarten gibt, dann im Salatbeet. Dieser neigt sehr schnell dazu. Beim Salat kommt es vor allem auf die Wahl der richtigen Sorte an. Da er zu den Langtagpflanzen gehört, eignen sich für den Anbau im Sommer nur sogenannte Sommersorten. Diese vertragen die Hitze besser und neigen nicht so schnell zum Schossen. Viele der Sorten gelten auch als „schossfest“. Sehr geeignet für die warme Jahreszeit ist der Eisbergsalat.
Schattigeren Standort wählen
Der Salat gedeiht von Natur aus besser unter kühleren und feuchten Bedingungen. Es hilft daher sonnige Standorte zu meiden und den Salat an einer etwas schattigeren Stelle anzubauen.
Salat rechtzeitig ernten
Der Salat darf nicht zu lange auf dem Beet stehen bleiben, da er sonst überreif wird und anfängt zu blühen. Sobald er reif ist, sollte man ihn ernten.
Blütenbildung durch Abdeckung verhindern
Die Salatblüte kann noch durch Abdeckung mit Folie gestoppt werden.
Spinat: Erst ab Herbst anbauen oder schattigen Standort wählen
Warme Jahreszeit beim Anbau meiden
Der Spinat gehört zu den Langtagpflanzen und verträgt keine hohen Temperaturen. Erfolgt die Aussaat zwischen Mai und August, neigen die Pflanzen dazu nur wenige Blätter auszubilden, dafür aber umso mehr vorzeitig zu blühen.
Spinat im Schatten anbauen
Es hilft etwas, den Spinat im Schatten auszusäen, ganz vermeiden lässt sich das Schossen dadurch aber nicht immer.
Sommersorten verwenden
Um zu verhindern, dass der Spinat vorzeitig in Blüte geht, werden für den Sommer nur Sommersorten verwendet.
Alternative Gemüse anbauen
Statt Spinat sind für den Sommer Neuseeländer Spinat, Mangold oder Gartenmelde geeignet.
Feldsalat: Späte Ernten bis zum April vollständig ernten
Da der Feldsalat ein typisches Wintergemüse ist, wird er häufig noch im späten Herbst oder manchmal sogar im Winter unter Glas kultiviert. Die späten Aussaaten haben jedoch den Nachteil, dass sie erst im Frühjahr erntereif sind und durch warmes Frühlingswetter schnell zum Schießen neigen. Um das zu verhindern, erntet man den Feldsalat am besten bis zum April vollständig, bevor er ungenießbar wird. Mehr Tipps zur Feldsalat-Aussaat findest du hier.
Radieschen: Richtige Sortenwahl und rechtzeitig ernten
Für jede Jahreszeit die passende Sorte verwenden
Unter den Radieschen gibt es spezielle Sorten für den Anbau im Frühling, Sommer und Herbst. Um die Blüte zu verhindern, sollten nur Radieschen-Sorten angebaut werden, die für die aktuelle Jahreszeit passen.
Radieschen regelmäßig ernten
Manchmal reifen die Radieschen schneller, als man sie ernten kann. Das passiert oft, wenn zu viele ausgesät wurden und alle gleichzeitig reif werden. Dann wird das Wurzelgemüse schnell überreif und fängt an zu blühen. Dagegen hilft entweder rechtzeitiges Ernten oder die gestaffelte Aussaat.
Karotten: Auf die Sortenwahl achten und zu frühe Aussaat meiden
Zur Jahreszeit passende Sorten wählen
Bei Möhren gibt es frühe, mittelfrühe und späte Sorten. Diese sollten immer nur zur entsprechenden Jahreszeit verwendet werden.
Möhren nicht zu früh aussäen
Vor allem frühe Karotten-Sorten neigen häufig zur Blütenbildung, wenn sie zu früh gesät wurden und die Jungpflanzen bei kühlem Wetter aufwachsen. Das passiert häufig, wenn die jungen Möhren weniger als acht Blätter haben und mindestens für 5 bis 12 Wochen Temperaturen von 0 bis 10 ° C herrschen. Temperaturen zwischen 2 bis 6 °C wirken dabei besonders förderlich auf die Blütenbildung. Eine Anleitung zur Möhren-Aussaat findest du hier.
Höhere Temperaturen hemmen die Blütenbildung
Bei Möhren können wärmere Temperaturen dafür sorgen, dass die Blütenbildung gestoppt wird. Um mehr Wärme zu erzeugen, hilft es z. B. das Beet mit einem Vlies oder Folie abzudecken. Mit etwas Glück lässt sich dadurch die Wirkung vom Kältereiz aufheben.
Rote Bete: Trockenheit vermeiden
Nicht zu früh aussäen
Wie bei allen Wurzelgemüsen neigt auch die Rote Bete eher zum Schießen, wenn sie sehr früh ausgesät wird.
Rüben gleichmäßig bewässern
Wassermangel bei trockenem Wetter ist einer der häufigsten Gründe, warum die Rote Bete anfängt zu blühen. Um das zu verhindern, muss auf eine regelmäßige und gleichmäßige Wasserversorgung geachtet werden.
Küchenzwiebel: Auf die Qualität der Steckzwiebeln und Aussaat-Termine achten
Nur wärmebehandelte Steckzwiebeln verwenden
Für den Anbau von Zwiebeln haben sich Steckzwiebeln bewährt. Diese sollten jedoch wärmebehandelt sein, damit sie nicht ungewollt blühen. Mehr dazu erfährst du im Beitrag über Steckzwiebeln.
Auf die Aussaat-Termine achten
Zwiebeln, die im Spätsommer gesät werden, neigen ebenfalls zum Schießen. Günstigere Aussaat-Termine sind daher im Frühling.
Steckrüben: Hitze vermeiden
Für günstige Temperaturen sorgen
Steckrüben können durch einen länger anhaltenden Kältereiz zum Schossen neigen, das durch wärmere Temperaturen aber wieder gestoppt werden kann. Doch auch sehr warmes Wetter oder Sommerhitze, kann die Rüben zum Schossen bringen.
Fenchel: Auf die Tageslänge kommt es an
Am besten erst im Juni aussäen
Fenchel gehört zu den Langtagspflanzen und neigt deshalb zum Blühen, sobald die Tage länger werden. Dies gilt es zu verhindern, um möglichst dicke Fenchelknollen ernten zu können. Der ideale Aussaat-Termin für Fenchel liegt deshalb zwischen Mitte Juni bis Mitte Juli. Alternativ können auch schossfeste Sorten verwendet werden.
Chinakohl: Auf den richtigen Aussaat-Termin achten
Erst aussäen, wenn die Tage länger werden
Als Langtagpflanze neigt der Chinakohl sehr schnell zum Blühen, bevor er geerntet werden kann. Die Aussaat darf daher erst erfolgen, wenn die Tage im Juni wieder kürzer werden.
Für einen guten Boden sorgen und Trockenheit vermeiden
Wächst der Chinakohl auf ausgelaugten und nährstoffarmen Böden und leidet unter Trockenheit, fängt er sehr häufig an zu blühen. Um das zu verhindern, braucht er einen guten Gartenboden und eine gleichmäßige Wasserversorgung.
Brokkoli & Blumenkohl: Rechtzeitig vor der Blüte ernten
Tatsächlich handelt es sich beim Pflanzenteil, den wir von Blumenkohl und Brokkoli essen, um deren Blütenknospen. Diese müssen bei der Ernte jedoch fest verschlossen sein. Lockern sich die Blütenköpfe auf und öffnen ihre gelben Blüten, kann man den überreifen Brokkoli oder Blumenkohl nicht mehr essen. Das Gemüse sollte deshalb regelmäßig auf seinen Reifegrad kontrolliert und rechtzeitig geerntet werden.
Kohlrabi: Ernte-Termin nicht verpassen und Kältereiz vermeiden
Nicht zu lange auf dem Beet stehen lassen
Wenn der Kohlrabi mit der Blüte beginnt, ist er überreif und somit nicht mehr genießbar. Das passiert häufig, wenn das Gemüse zu lange auf dem Beet stehen bleibt. Wann der ideale Erntezeitpunkt für Kohlrabi ist, erfährst du in diesem Beitrag: Kohlrabi anbauen
Kältereiz aufheben
Das Schossen wird bei Kohlrabi begünstigt, wenn die Jungpflanzen einem Kältereiz ausgesetzt sind. Dieser wird durch Wärme jedoch in seiner Wirkung wieder aufgehoben.
Rhabarber: Blüten am besten entfernen
Sobald der Rhabarber blüht, wird die Blüte entfernt. Der Grund: Nur so steckt die Pflanze ihre Kraft in die Bildung neuer Stängel. Wie dir das ganz einfach gelingt, erfährst du hier im Beitrag über den Rhabarber .
Knoblauch: Blüten immer entfernen
Blühender Knoblauch ist essbar. Dennoch wird die Blüte entfernt, damit die Pflanze ihre Kraft in die Bildung der Zwiebeln steckt.
Es gibt auch Ausnahmen: Diese blühenden Gemüse sind essbar
Während viele Gemüsearten mit dem Beginn der Blüte ungenießbar werden, gibt es jedoch ein paar Ausnahmen. Beispiele hierfür sind Zucchiniblüten und die beliebte Artischocke. Beide gelten sogar als Delikatesse.
Artischocken-Blüten als mediterrane Delikatesse
Bei Artischocken handelt es sich um Blütengemüse, das speziell zum Verzehr der Blüte angebaut wird. Die Blütenknospen sollten bei der Ernte vollständig entwickelt, aber unbedingt noch fest verschlossen sein. Nur so gelten sie als zart und genießbar. Erfolgt die Ernte nicht rechtzeitig, öffnen sich die Blüten und sind nicht mehr genießbar. Dafür wird die Pflanze dann mit ihren hübschen lila Blüten zur imposanten Augenweide im Garten.
Zucchiniblüten als schmackhafte Spezialität aus dem Garten
Was die wenigsten wissen: Nicht nur die Früchte der Zucchini sind essbar, sondern auch ihre leuchtend gelben Blüten. Zucchiniblüten können z. B. als Zugabe im Salat roh verzehrt, frittiert oder gebacken werden. Zum Verzehr eignen sich vor allem die männlichen Blüten, da sie keine Früchte bilden. Grundsätzlich sind aber auch die weiblichen Blüten essbar.